Abschiedslied für Linda

DDR 1986/1987 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Berlin, 24. Februar 1987. Faschingsparty mit Live-Band in der Hauptstadt der DDR, die Barfrau Marie hat bis zur Sperrstunde alle Hände voll zu tun. Richard Donath, der als Sänger „Rikki“ schnulzige West-Mucke in englischer Sprache beisteuert, kümmert sich in seinen Pausen intensiv um eine „Gnädige Frau“: Ein Sekt nach dem anderen leeren die beiden „auf die Schönheit und die guten Geschäfte“. Zumindest über Letztere kann sich Beate Pfefferkorn, Inhaberin eines Kunstgewerbeladens im sächsischen Wurzen, nicht beklagen.

Weshalb sie sich zu ihrem 40. Geburtstag einen neuen Wartburg leisten möchte. Was der charmante Rikki nicht verstehen kann: ein Importwagen sollte es schon sein, vielleicht Volkswagen oder ein Japaner. Er habe so seine Verbindungen, verspricht der Barde – und verschwindet mit der „Gnädigen“ und einer Flasche Krimsekt aus der Bar…

Am gleichen Abend ist Linda Ulmer, Kassiererin der Staatl. Versicherung der DDR, in einem Plattenbau-Hochhaus im Berlin-Weißensee unterwegs. Sie hatte ihr Kommen seit längerer Zeit am Schwarzen Brett der Hausgemeinschaft angekündigt. Ihr erster Besuch gilt der Familie Bauer, der sie bereits vor dem Fahrstuhl begegnet ist. Wolfgang Bauer bietet ihr sogleich einen Cognac an, während seine Gattin an ihrer Dissertation tippt. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, bittet Linda Ulmer darum, ihren Mantel zurücklassen zu dürfen, da sie die nächsten Stunden nur innerhalb des Hauses unterwegs sei.

Dass ihr Frau Permoser die Tür nicht öffnet, wo sie doch gerade einen älteren Herrn hineingelassen hat, der – mit hochgeschlagenem Mantelkragen, tief in die Stirn gedrücktem Hut, Aktentasche und Handschuhen – offenbar nicht erkannt werden möchte, wundert sie schon. Am anderen Morgen schleicht sich besagter Herr übers Treppenhaus hinaus – vorbei am jungen Ralf Bassermann, der die Nacht mit Freunden durchgefeiert hat. Später wird er auf Drängen seiner Eltern die merkwürdige Begegnung im Hausflur der Polizei bestätigen. Welche sich aber als falsche Spur erweist: besagter Mann heißt Johannes Stephanie und ist Angestellter im Rechenzentrum der Versicherung. Er wollte Linda Ulmer auf dem Weg zu seiner Geliebten nicht begegnen, um Ärger mit seinem Abteilungsleiter, Ökonom Weißenfels, zu verhindern.

Was er nicht ahnen konnte: Linda Ulmer liegt am anderen Morgen erdrosselt im Fahrstuhl, zu ihren Füßen eine handelsübliche Faschingslarve. Offenbar ein Raubmord, die von ihr bei den Mietern einkassierten 10.000 Mark sind verschwunden. Mit Oberleutnant Jürgen Hübner, Oberleutnant Lutz Zimmermann und Leutnant Thomas Grawe sind gleich drei Kriminalisten mit der Aufklärung des Mordfalls befasst, den Abschnitts-Bevollmächtigten und den K-Techniker gar nicht gerechnet. Verständlich, dass Hauptmann Peter Fuchs höchst ungehalten über den schleppenden Ermittlungsfortschritt ist.

Nachdem Johannes Stephanie als Täter nicht in Frage kommt, er hat das Liebesnest bis zum frühen Morgen nicht verlassen, rückt Rikki in den Fokus der Polizei, zumal er für Hübner kein Unbekannter ist: Er lebt auf zu großem Fuß für die Einnahmen, die ihm von der Konzert- und Gastspieldirektion zufließen, wie eine KGD-Mitarbeiterin bestätigt. Er hat es daher auf alleinstehende Damen mit großem Portemonnaie abgesehen, denen er vermeintlich lukrative Geschäfte vorschlägt und Anzahlungen kassiert – ohne Quittung versteht sich. Und ohne Beleg kein Prozess. Einen kaltblütigen Mord traut ihm Hübner freilich nicht zu. Der dem Experiment, das die Uni-Psychologin Dr. Elisabeth Thiel, die für ihn gerade in einem ähnlich gelagerten Fall ein Gutachten verfasst hat, skeptisch gegenübersteht. Das er allerdings im zunehmend gebannten Kollegenkreis im Nebenraum beobachtet.

Die Psychologin lässt sich, schon um ihre um die Anzahlung für einen Mazda geprellte beste Freundin Beate Pfefferkorn zu rächen, als „Betty“ von Rikki nicht nur anbaggern, sondern füttert ihn mit der Aussicht auf ein Grundstücksgeschäft. Ziel ist es, ihn für ein Rollenspiel ihrer studentischen Seminargruppe zu interessieren. Die „Übung“ mit den zuvor eingeweihten Kommilitonen Sabine und Manfred hat den gewünschten Effekt: der in seiner Eitelkeit verletzte Sänger lässt sich zu einem ungewollten Geständnis provozieren...

Gedreht u.a. im Hessenwinkel am Dämeritzsee (Müggelspree) ist „Abschiedslied für Linda“ eine absolute Ausnahme der Reihe, da nicht die polizeiliche Ermittlung eines ganzen Teams zum Erfolg geführt hat, sondern die Erfahrung einer hier auch privat involvierten Psychologin. Zu Christa Mühls einzigem „Polizeiruf 110“ hat ihr Gatte Werner Hecht, der Berliner Brecht-Forscher und Ko-Herausgeber der Berliner/Frankfurter Werkausgabe, das Drehbuch geschrieben. Nach der Wiedervereinigung hat die Babelsberger HFF-Absolventin als Autorin und Regisseurin so populärer TV-Serien wie „Marienhof“, „Für alle Fälle Stefanie“ oder zuletzt „Rote Rosen“ auch im Westen reüssiert.

Pitt Herrmann

Credits

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Standfotos

Garderobe

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 09.12.1986 - 13.02.1987: Berlin/DDR, Dessenwinkel/Dämeritzsee, Wurzen
Länge:
92 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 20.12.1987, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Abschiedslied für Linda

Fassungen

Original

Länge:
92 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 20.12.1987, DDR-TV