Alles auf Zucker!
ARTE und filmportal.de präsentieren: Dani Levy im Chat
Moderator: Liebe Chatgäste, wir begrüßen heute im ARTE-Chat (in Kooperation mit filmportal.de) den Regisseur und Schauspieler Dani Levy. Herr Levy steht Ihnen in den nächsten 30 Minuten für Fragen zur Verfügung. Viel Spaß. Können wir loslegen?
Dani Levy: Ja, natürlich..
Moderator : Herr Levy, herzlich willkommen im ARTE-Chat, live von der Berlinale. Wie gefällt Ihnen bisher die diesjährige Berlinale?
Dani Levy: Aufregend...anstrengend...anregend…und ich geniesse es, viele Menschen zu treffen.
didi : Hallo Dani! Was ist dein favorit für den Goldenen Bären?
Dani Levy: Habe noch keinen wirklich guten Film gesehen. Ich denke aber Sophie Scholl wird's machen!
lena: Welche Filme haben Sie bereits sehen können?
Dani Levy: Oh Gott! Man to Man, den Techiné Film, Gespenster, Fateless, Sophie Scholl natürlich...und ein paar mehr.
mdn: Die deutsch-jüdische Geschichte spielt bei Ihnen bzw. Ihren Filmen immer wieder eine wichtige Rolle. Sehen Sie darin etwas wie eine Lebensaufgabe?
Dani Levy: Offensichtlich... organisch in mein Leben gekommen...aber nicht ausschließlich eigentlich interessiere ich mich vor allem für Liebe!
Kristin Müller: Welche Klischees über Juden und Nichtjuden thematisieren Sie in Ihrem Film "Alles auf Zucker"?
Dani Levy: Na ja Klischees würde ich nicht sagen... Ich versuche die Figuren in ihren Widersprüchen liebevoll zu zeigen... versuche Vorurteile zu verunsichern... und Fremdheit abzubauen. Hab aber nichts gegen Klischees... gehören zur Komödie...den Mensch hinter dem Klischee neu entdecken…
popst: Haben Sie Leute getroffen, die es in Deutschland schwierig finden, sich in Deutschland über jüdische Religion zu amüsieren, wie es in Ihrem letzten Film "Alles auf Zucker" geschieht?
Dani Levy: Nein.. es gibt aber ein paar Eintragugungen im Gästebuch, wo sich offensichtlich jüdische Menschen über den Film aufgeregt haben... Das tut mir leid. Es ist eigentlich ganz liebevoll gemeint und gedreht.
Pascal: Welche Regisseure sind für Sie wichtig und interessant? Welche bewundern Sie?
Dani Levy: Die Liste ist endlos.... Fangen wir mit Truffaut an. Scorcese, Woody Allen, Albert Brooks - Ach, es gibt so viele tolle Regisseure und Regisseurinnen.
Zuckerhut : Lieber Herr Levy, ich habe etwas den Eindruck, dass Ihr - wenngleich sehr schöner Film - doch etwas sehr "mehrheitsfähig " (Erfolg ist ja legitim, will ich nicht in Frage stellen!) geworden ist, doch es fehlen mir die Ecken und Kanten; political correctness im besten Sinne, Humor, Augenzwinkern, aber wird da nicht etwas in zu sehr fröhlichen Farben gezeichnet, wenn man bedenkt, was sich politisch zur Zeit hier so ereignet?
Dani Levy : Also das ist natürlich alles subjektiv... Ich empfinde den Film durchaus mit Ecken und Kanten.. und es zeigt sich auch, daß er von verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich empfunden wird... Ich wollte auf jeden Fall nicht auf Biegen und Brechen ein provokativen Film drehen… Im Gegenteil… Mir ist die Situation hier durchaus bewusst… und ich wollte sensibel und vorsichtig an die Sache rangehen.
lily: Sie sprechen häufig davon, dass Sie Ihre Figuren "liebevoll" zeichnen - auf welcher Grundlage konstruieren Sie sie? Autobiographisch?
Dani Levy: Im weitesten Sinne autobiographisch... Eine unkontrollierbare Mischung aus Erlebtem und Erfundenem... Aber mögen tu ich sie alle! Ich finde, das ist das wichtigste in einem Film... Liebe zu vermitteln.
posp: Wie sehen Sie die Rolle des Deutschen Films heute im internationalen Vergleich?
Dani Levy : Immer besser... Wir müssen noch lernen… etwas mutiger zu werden... und uns von langweiligen Kopien von amerikanischen Erfolgsfilmen… und dem unbedingten Willen auf Erfolg lösen…
lena : Wie kam Ihnen die Idee zu "Alles auf Zucker"?
Dani Levy: Ideen entstehen immer langsam.... und erst im Verborgenen.. Pötzlich kommt ein Blitz vom Himmel.. und der liebe Gott sagt mir, was ich tun muss.. nein, ernsthaft... Genau kann ich es nicht mehr rekonstruieren... aber so in der Drehzeit von Meschugge bekam ich lust, eine Komödie mit jüdischen Figuren zu drehen… von da an ging"s los. Der Rest hat meine Familie gemacht.
mdn: Was halten Sie von Bernd Eichingers "Der Untergang"?
Dani Levy: Schwierig..., bin nicht auf der Fanseite.... halte das Vorhaben als solches für fragwürdig... zweifelsohne gut gemacht... aber warum soll ich Hitler als Mensch kennen lernen? Weiss ich doch, dass er auch ein Mensch war und seinen Hund geliebt hat… und grosse Krokodilstränen weinen konnte, oder?
daniel auteuil: Sie hatten letztens von der Idee gesprochen, eine sein oder nicht sein-persiflage des Untergangs drehen zu wollen... wie ernst meinen Sie das und wie komme ich an eine rolle ;) ?
Dani Levy: Komm rüber daniel... wir fangen gleich an!
daniel auteuil: okay
lily: Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages in ihrem eigenen Film die Hauptrolle zu spielen?
Dani Levy: ich hab in einigen meiner filme haupt- oder nebenrollen gespielt.. es hat dem Film meist nicht geschadet aber auch nichts genützt....
saba: Ich habe mich auch gefragt, was dann eigentlich die Motivation von Hirschbeigel war???
Dani Levy: Na Hirschbiegel hat doch eine tolle Arbeit gemacht. Die idee war ja von Eichinger... und Joachim Fest..., nehm ich an... . vielleicht hat Adolf auch etwas mitgeschrieben.. der soll in Fulda leben…hab ich gehört…
mdn: Mit welcher Zielsetzung gehen Sie an Ihre Projekte ran? Selbstverwirklichung, Aufklärung, Vergangenheitsbewältigung...?
Dani Levy: Erst mal und vor allem will ich den Zuschauern einen schönen Abend bereiten… mit Herz und Intelligenz…
rosi: Wie suchen sie die Musik für Ihre Filme aus?
Dani Levy: Beim Schnitt. Zum Einen arbeite ich seit meinm ersten Film mit Niki Reiser zusammen, der die Filmmusik komponiert... Zusätzliche Musik probieren wir einfach aus beim Schnitt... Da kann man mit der neuen Technik am Computer viel mehr rumspielen... Temptracks nennt man das!
popst: Was denken Sie, kann Ihr Film in der heutigen Zeit (Stichwort NPD in Sachsen) bewirken?
Dani Levy: Da mache ich mir keine Illusionen bei bestimmten Menschen ist Hopfen und Malz verloren. Aber eine bestimmte Art von Fremdheit gegenüber dem Judentum kann der Film schon aufbrechen würde ich sagen. Ich wünschte wir lebten in einer Gesellschaft in der das Fremde oder Unbekannte keine Angst verursacht... Ich bin aber eher der Meinung, man sollte relativ streng mit diesen Idioten umgehen.
Oliva: Sind Sie ein religiöser oder ein frommer Mensch, oder...?
Dani Levy: ich bin spirituell.... Ich glaube durchaus an eine kosmische Kraft oder Wahrheit und ich glaube daran, dass das, was man ausstrahlt und auswirkt auch wieder auf einen zurückkommt. Insofern versuche ich wirklich ein guter Mensch zu sein. Klappt natürlich nicht immer.
lily: Was wird Ihr nächstes Filmprojekt sein? Bleiben Sie auf dem "jüdischen Pfad " oder werden Sie neue Wege gehen?
Dani Levy: Neue Wege.. wie immer.. Ich hasse Wiederholungen... Ich möchte aber mit Komödien weitermachen… bevor ich wieder Tragödien drehe… Ansonsten lasse ich mich überraschen von mir selber. Ich will auch ein bisschen mehr mit meinen Kollegen und Freunden in unserer Firma zusammenarbeiten.
Moderator: Ist schon ein konkretes Projekt in Arbeit und bekommen Sie jetzt "Riesenbudgets" nach dem Erfolg von Alles auf Zucker?
Dani Levy: Neee, brauch ich auch nicht... Wichtig sind die Ideen und die gute Energie… Konkrete Projekte gibt es mehrere an denen ich auch schon eine ganze Weile arbeite...
lily: Welche Reaktionen gibt es aus Ihrem (familiären) Umfeld auf Ihre Filme? Unterstützen Sie Ihre Ideen und Ihre Herangehensweise an die Thematik?
Dani Levy: Meine Familie unterstützt mich sehr, sie sind kritisch und ehrlich und sie lieben meine Arbeit... Sie wollen manchmal nicht einsehen wie schwierig das alles ist und wieviele Steine einem in den Weg gelegt werden. Dann hat meine Mutter schlaflose Nächte vor Sorgen.
Dani Levy: Liebe Onliner, ich muß zurück zu meinem Film, der gleich zu Ende ist. Bin sehr aufgeregt... Zu dem kommen Henry Hübchen, Hannelore Elsner und die hol ich ab! Vielen Dank und bis bald!
Moderator: Liebe Gäste, lieber Herr Levy. Wir danken Ihnen für den sehr informativen Chat und die reichlich eingegangen Fragen. Leider konnten wir in der Kürze der Zeit nicht alle Fragen beantworten. Wir hoffen, dass es Ihnen Spaß gemacht hat und wenn Sie weitere Informationen zur Berlinale oder zum neuen Film von Dani Levy haben wollen, besuchen Sie unsere Homepage unter ARTE-TV.com/berlinale. Vielen Dank und auf Wiedersehen!
Der Chat mit Regisseur Dani Levy entstand in Zusammenarbeit der Medienpartner ARTE und filmportal.de.