Das 45. Filmfestival Max Ophüls Preis (22.–28.01.2024) widmet das diesjährige Tribute dem Regisseur und Drehbuchautor Christian Schwochow und präsentiert während der Festivalwoche drei seiner Filme mit anschließenden Publikumsgesprächen.
Außerdem wird er eine Masterclass für die anwesenden Talente halten, zudem gibt es am Festivalsamstag ein öffentliches Werkstattgespräch fürs Publikum. Christian Schwochows Debüt "Novemberkind" feierte 2008 in Saarbrücken Premiere und gewann den Publikumspreis. Sein zweiter Kinofilm "Die Unsichtbare" lief im Wettbewerb Spielfilm vier Jahre später und 2018 kehrte er als Mitglied der Spielfilmjury zurück.
"Es ist uns eine Ehre mit Christian nicht nur einen facettenreichen Regisseur von internationalem Rang, sondern auch einen langjährigen Weggefährten des Filmfestivals als Tribute-Gast begrüßen zu dürfen", so Festivalleiterin Svenja Böttger. "Wir schätzen seine vielfältigen Erzählungen, die nicht nur auf der großen Leinwand, sondern über sämtliche audiovisuellen Medien hinweg begeistern, sowie sein unermüdliches Engagement für den Filmnachwuchs, dem er Türen öffnet und Wege in die Branche aufzeigt."
Programmleiterin Theresa Winkler ergänzt: "Wir freuen uns sehr, das vielseitige Schaffen Christian Schwochows mit drei Filmen in Saarbrücken noch einmal gemeinsam beleuchten zu können und ich bin gespannt auf seine Ansätze und Ideen, die er uns im Werkstattgespräch näher bringen kann."
Christian Schwochow verfolgt in seiner beruflichen Laufbahn konsequent die eigene Philosophie: Immer neugierig bleiben, Flexibilität bewahren und sich niemals mit dem Status Quo zufriedengeben. Diese Haltung zeigt sich in seiner sorgfältigen Auswahl von Themen, die er tiefgehend recherchiert und unter neuen Blickwinkeln betrachtet. Sie spiegelt sich auch in der Bandbreite der Medien und Formate wider, mit denen er arbeitet – stets geleitet von der Frage, welches Medium eine Geschichte am besten zur Geltung bringt. Zudem zeichnet ihn die Bereitschaft aus, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und unbekanntes Terrain zu erkunden. Wie bei der britischen Netflix-Serie "The Crown" (2016-2023), für die er sich auf eine völlig andere neue Produktionswelt einließ und bis heute zehn Prozent aller bisherigen Folgen gedreht hat.
Der 1978 auf Rügen geborene Regisseur Christian Schwochow machte mit seinem Diplomfilm "Novemberkind" (2008) an der Filmakademie Baden-Württemberg auf sich aufmerksam. Der Film, eine deutsch-deutsche Geschichte mit Anna Maria Mühe und Ulrich Matthes in den Hauptrollen, erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem den Publikumspreis beim Filmfestival Max Ophüls Preis im Jahr 2008, und war auch im Kino sehr erfolgreich. Das Drehbuch zu "Novemberkind" verfasste Schwochow gemeinsam mit seiner Mutter Heide. Diese kreative Partnerschaft setzten sie in den folgenden Spielfilmen "Die Unsichtbare" (2011) und "Westen" (2013) sowie weiteren Arbeiten fort.
Im Jahr 2012 wagte sich Schwochow an seine erste Fernseharbeit, die sofort ein großer Erfolg wurde. Die zweiteilige Verfilmung von "Der Turm" (2012) sowie der Fernsehfilm "Bornholmer Strasse" (2014) wurden zu medialen Großereignissen, die Millionen Zuschauer:innen erreichten und Schwochow jeweils einen Grimme-Preis einbrachten.
In einem Interview mit der "Zeit" äußerte der 45-jährige Filmemacher: "Mein Ansatz als Filmemacher ist, zu versuchen, meine eigenen Bilder im Kopf aufzubrechen." Dieses Bestreben zeigte er nach dem Künstlerinnenporträt "Paula" (2016) und der Adaption des Romans "Deutschstunde" (2019) auch in seinem sechsten Kinofilm "Je suis Karl". Hier präsentiert er ein modernes Bild des Rechtsradikalismus, der sich nicht mehr durch Glatzen und Springerstiefel, sondern durch eine hippe und smarte Erscheinung auszeichnet. Der Politthriller wurde für vier Deutsche Filmpreise nominiert.
Mit der Serie "Bad Banks" (2018-2020) gab Schwochow eine fesselnde Innenansicht des Finanzkapitalismus, indem er die Abstraktheit des komplexen Systems mit den getriebenen Charakteren verband. Die Serie, eine ZDF-Produktion, wurde ein großer Publikumserfolg, vielfach ausgezeichnet und weltweit verkauft. Im Jahr 2020 arbeitete Christian Schwochow erneut auf internationaler Ebene. Seine erste Spielfilmproduktion für Netflix, "Munich – The Edge of War" (2022), beschäftigt sich mit dem Münchner Abkommen von 1938 und zeigt Jeremy Irons in einer der Hauptrollen als Neville Chamberlain.
Seine Philosophie, sich immer hinter die Projekte und Ideen zu klemmen, sie zu entwickeln und zu verfolgen und nie einfach nur abzuwarten, vermittelt er auch dem Nachwuchs. So unterrichtet er seit Jahren an der Filmakademie Baden-Württemberg und gibt den Talenten Einblick in seinen Regieansatz und lasst die Studierenden dann selbst inszenieren. Einmal konnte er sie sogar mit ans Set von "The Crown" in London nehmen und ihnen einen einmaligen Einblick in das internationale Filmschaffen geben
Filmreihe Tribute: Christian Schwochow:
Dienstag, 23.01.24, 18:00 Uhr, camera zwo
"Die Unsichtbare", Regie: Christian Schwochow, Deutschland 2011 | Spielfilm | 113 Min.
Freitag, 26.01.24, 18:00 Uhr, CineStar 4
"Je suis Karl", Regie: Christian Schwochow, Deutschland, Tschechien 2021 | Spielfilm | 126 Min.
Samstag, 27.01.24, 13:30 Uhr, CineStar 1
"Paula", Regie: Christian Schwochow, Deutschland, Frankreich 2016 | Spielfilm | 123 Min.
Öffentliches Werkstattgespräch, 27.01.24, 15:45 Uhr, CineStar 1
Quelle: www.ffmop.de