Sehnsucht
Vor der Premiere. "Sehnsucht"
Ulrike Krumbiegel, Film und Fernsehen, Berlin/DDR, Nr. 4, 1990
Bisher habe ich mich in der Filmarbeit immer sehr an die Drehbücher und die Vorstellungen der Regisseure gehalten, fühlte mich dabei auch nur selten gegängelt. Nun kam Jürgen Brauer mit einem Stoff von Jurij Koch zu mir – einer Geschichte von Sehnsucht und Leidenschaft. Das wollte ich unbedingt spielen. Jürgen Brauer, Kameramann und Regisseur, war in dieser Doppelbelastung ungewöhnlich flexibel. Seine Arbeitsweise überrascht und ist spannend. Er bat Ulrich Mühe und mich ausdrücklich um Mitarbeit. So haben wir jeden Satz überprüft, alle Szenen hin und her gewendet, uns wieder und wieder in Frage gestellt. Bis zum Moment des Drehens war alles offen für neue Ideen zum Text, zum Ablauf, selbst zur Handlung einer Szene. Solange wir uns über diese Dinge nicht einig waren, wurde nicht gedreht – also nichts "hingemetert", was man schnell bereut.
Ich liebte meine Rolle von Anbeginn, aber durch die Diskussionen ist jede meiner Gesten, jedes Wort von mehreren oft überdacht – also gebaut. Meine Partner gaben mir auch das Vertrauen, daß meine Ideen etwas taugen könnten, da wagt man natürlich mehr … Auch blöde Ideen … Und wenn man weiß, wie man es nicht machen will, ist man immerhin schon näher am Möglichen.
Ich hoffe natürlich, daß der fertige Film diese kritische, strenge und liebevolle Teamarbeit spüren lassen wird.