Die Kostümbildnerin Barbara Baum ist am vergangenen Wochenende in Berlin gestorben. Das teilte ihr Freundeskreis mit. Barbara Baum zählte zu den wichtigsten deutschen Kostümbildnerinnen, insbesondere für historische Stoffe, und arbeitete im Laufe ihrer langen Karriere mit so prominenten Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Reinhard Hauff, Volker Schlöndorff und Heinrich Breloer zusammen.
Nach einer Schneiderlehre hatte Baum zunächst Kunst- und Kostümgeschichte studiert und als Mode-Designerin gearbeitet. Nach ersten Filmerfahrungen als Kostümbildnerin, beispielsweise bei Peter Fleischmanns "Jagdszenen aus Niederbayern" (1969) und Reinhard Hauffs "Matthias Kneißl" (1971), lernte sie 1972 Fassbinder kennen. Für ihn gestaltete sie die Kostüme für die Roman-Adaption "Fontane Effi Briest" (1972-1974). Danach arbeitete sie bis zu seinem Tod bei mehreren weiteren Filmen mit ihm zusammen, unter anderem bei "Die Ehe der Maria Braun" (1978), "Lili Marleen" (1980) und "Lola" (1981), bei denen sie ihr umfassendes Wissen und ihr besonderes Gespür für historische Kostüme zur Geltung bringen konnte. Auch für Fassbinders aufwändige Fernsehserie "Berlin Alexanderplatz" (1980) nach Alfred Döblin entwarf sie das Kostümbild.
Nach Fassbinders Tod im Jahr 1982 entwarf sie die Kostüme für weitere große TV-Produktionen wie Tom Toelles "Via Mala" und Bernhard Sinkels "Väter und Söhne" (beide 1985). Auch bei internationalen Produktionen wurde sie zur gefragten Mitwirkenden, gestaltete die Kostüme für Volker Schlöndorffs "Homo Faber" (1991) und Bille Augusts "Das Geisterhaus" (1993).
Bereits 1993 wurde sie für ihr Gesamtwerk mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet, blieb aber weiterhin bei prestigeträchtigen Produktionen tätig, etwa "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (1995) und Max Färberböcks "Aimée & Jaguar" (1998). In den 2000er Jahren arbeitete sie mehrfach mit Heinrich Breloer bei seinen historischen Produktionen zusammen, so etwa dem TV-Mehrteiler "Die Manns – Ein Jahrhundertroman" (2001) und dem Kinofilm "Buddenbrooks" (2008). Ihr letzter großer Film war Torsten C. Fischers Biopic "Romy" (2009).
Barbara Baum erhielt für ihre außergewöhnliche Arbeit, die sowohl auf gründlichen Recherchen wie auch auf enger Zusammenarbeit mit Regisseur*innen wie Schauspieler*innen beruhte, zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2015 den Ehrenpreis beim Deutschen Filmpreis. Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum widmete ihr 2018 die große Einzelausstellung "Hautnah. Die Filmkostüme von Barbara Baum".
Hans-Peter Reichmann, Senior Curator beim DFF, schreibt in seinem Nachruf: "Ihre Aufgabe als Kostümbildnerin war es, Schauspieler*innen einzukleiden, um authentische Figuren zu schaffen, ob sie nun Rang und Besitzverhältnisse der Figuren offenlegte oder deren Sehnsüchte, Ansprüche und Widersprüche verarbeitete. Dabei entwarf sie nach [film-]historischen Vorbildern, aber stets mit einem zeitgenössischen, modernen Blick. Bei ihr war das Authentische eine Frage des Blickwinkels auf eine vergangene Zeit. Sie interpretierte Vergangenheit, imitierte sie nicht."
Barbara Baum starb am späten Abend des 15. April in einem Seniorenstift in Berlin.