DFF zeigt sechs Filme aus dem Programm der Internationalen Stummfilmtage Bonn in Frankfurt

Zum 38. Mal findet vom 11. bis 21. August in Bonn das Bonner Sommerkino – Internationale Stummfilmtage statt, das größte Stummfilmfestival Deutschlands, veranstaltet vom Förderverein Filmkultur Bonn, und zum zweiten Mal in Kooperation mit dem Frankfurter DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum.

 

Das Festival präsentiert neu restaurierte Klassiker, Raritäten und Wiederentdeckungen. Vom 17.- 23. August werden sechs der Filme mit musikalischer Live-Begleitung auch in Frankfurt gezeigt

Am Freitag, 12. August, erscheint im DFF-Podcast "Alles ist Film" eine Folge zum 38. Bonner Sommerkino – Internationale Stummfilmtage und der Filmreihe im DFF: Eva Hielscher, DFF-Sammlungsleiterin und Festival-Co-Kuratorin, spricht über die Filme, die Musikbegleitungen und die Magie des Stummfilms.

Mittwoch, 17. August, 18 Uhr
"Moral"
Deutschland 1928. R: Willi Wolff
D: Ellen Richter, Jacob Tiedtke, Ralph Arthur Roberts. 81 Min. DCP
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Ellen Richter war eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen des deutschen Stummfilms; seit 1915 spielte sie vor allem in Abenteuerfilmen. In der Tat war sie so erfolgreich, dass sie 1920 ihre eigene Produktionsgesellschaft gründen konnte. Fortan drehte sie ihre Filme unabhängig, mit ihrem Ehemann Willi Wolff als Drehbuchautor und Regisseur. "Moral" ist eine Verfilmung des gleichnamigen Lustspiels von Ludwig Thoma, in dem der Sittlichkeitsverein eines kleinen Ortes den Auftritt einer umherziehenden Revuetruppe zu verhindern sucht, weil er die Moral gefährdet sieht. Was sich offenbart, ist jedoch die herrschende Doppelmoral. Ellen Richter spielt Ninon, die Chefin der Tanztruppe.

Donnerstag, 18. August, 20:30 Uhr
"Ljudyna Z Kinoaparatom" ("Der Mann mit der Kamera")
UdSSR 1929. R: Dziga Vertov. Dokumentarfilm. 68 Min. 35mm. OF (ohne Zwischentitel)
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Die 1920er Jahre bedeuteten für die russische Gesellschaft eine Zeit des Umbruchs, denn die Februar- und Oktoberrevolutionen von 1917 hatten die Herrschaftsverhältnisse grundlegend verändert. Viele Filmemacher waren sich ihrer Kraft bewusst und nutzten das Medium des bewegten Bildes, um die sozialistische Gesellschaftskonstruktion in Szene zu setzen. Der Dokumentarfilm "Der Mann mit der Kamera" zeigt einen normalen Tag in einer russischen Großstadt, verknüpft diese Darstellungen jedoch mit ihrem filmischen Entstehungsprozess: Der Kameramann ist oft selbst im Bild präsent und auch der Montageprozess, das Zusammenfügen der Aufnahmen im Schneideraum, ist Teil der Erzählung. Darüber wird Dziga Vertov Werk zu einer Art von visuellem Manifest, das dem Dokumentarfilm und seinem reinen Faktensammeln eine Absage erteilt und stattdessen das Leben vom Standpunkt des mit der Kamera bewaffneten Auges zeigt.

Freitag, 19. August, 20:30 Uhr
"Blind Husbands" ("Blinde Ehemänner") 
USA 1919. R: Erich von Stroheim
D: Sam DeGrasse, Francelia Billington, Erich von Stroheim. 100 Min. DCP. OF
Musikbegleitung: Cellophon (Cello Duo)
Erich von Stroheims Debutfilm als Regisseur ist auch einer der ganz wenigen, die er ohne Intervention des Studios beenden konnte. Ein amerikanischer Arzt kommt mit seiner Frau in die Dolomiten, wo er seinem Hobby als Bergsteiger nachgehen kann; währenddessen verfällt die gelangweilte Ehefrau dem Charme eines österreichischen Leutnants, gespielt von Stroheim selbst. Ein Bergfilm – und ein Film erotisch aufgeladener Blicke und Gesten; alle typisch Stroheimschen Themen sind hier schon voll ausgebildet. Die neue Restaurierung des Österreichischen Filmmuseums ermöglicht es, zum ersten Mal seit dem Ersteinsatz des Films das komplette Original zu sehen.

Samstag, 20. August, 18 Uhr
"Laster der Menschheit"
Deutschland 1927. R: Rudolf Meinert
D: Asta Nielsen, Werner Krauß, Alfred Abel. 87 Min. DCP
Klavierbegleitung: Florian Hauck
Erich von Stroheims Debutfilm als Regisseur ist auch einer der ganz wenigen, die er ohne Intervention des Studios beenden konnte. Ein amerikanischer Arzt kommt mit seiner Frau in die Dolomiten, wo er seinem Hobby als Bergsteiger nachgehen kann; währenddessen verfällt die gelangweilte Ehefrau dem Charme eines österreichischen Leutnants, gespielt von Stroheim selbst. Ein Bergfilm – und ein Film erotisch aufgeladener Blicke und Gesten; alle typisch Stroheimschen Themen sind hier schon voll ausgebildet. Die neue Restaurierung des Österreichischen Filmmuseums ermöglicht es, zum ersten Mal seit dem Ersteinsatz des Films das komplette Original zu sehen.

Sonntag, 21. August, 18 Uhr
"Gunnas Hedes Saga" ("Herrenhofsaga")
Schweden 1923. R: Mauritz Stiller
D: Einar Hanson, Mary Johnson, Pauline Brunius. 70 Min. DCP
Musikbegleitung: Günter Buchwald (Klavier, Violine)
"Gunnas Hedes Saga" war der vorletzte Film, den Mauritz Stiller in Schweden vor seiner Abreise nach Hollywood drehte. Nach einem Roman von Selma Lagerlöf entstanden, welchen Stiller sehr frei adaptierte, erzählt der Film von einem jungen Mann, der gern Musiker werden möchte, nach dem frühen Tod des Vaters auf Wunsch seiner Mutter aber das Familienunternehmen weiterführen soll. Er verlässt daraufhin sein Heim, hat aber einen schweren Unfall. Der Grundkonflikt ist also der zwischen Geschäft und Kunst, mit einer kräftigen Dosis nordischer Mystik. Zu sehen ist eine neue digitale Restaurierung des Schwedischen Filminstituts.

Dienstag, 23. August, 20:30 Uhr
"Atlantis"
Dänemark 1913. R: August Blom
D: Olaf Fønss, Ida Orloff, Ebba Thomsen. 116 Min. DCP. Musikfassung
Einführung: Thomas Christensen (Danish Film Institute) und Eva Hielscher (DFF/Internationale Stummfilmtage Bonn)
"Atlantis", eine Adaption des gleichnamigen Romans von Gerhart Hauptmann aus dem Jahr 1912, war die aufwendigste Produktion der Nordisk Film und der erste dänische Monumentalfilm. Hauptfigur ist der Biologe Friedrich von Kammacher, dessen Frau den Verstand verliert und der sich in eine junge Tänzerin verliebt, welcher er auf einem Ozeandampfer nach Amerika folgt. Trotz allem äußeren Aufwand – Bravourstück des Films ist ein realistisch inszeniertes Schiffsunglück – ist "Atlantis" im Wesentlichen das eindringliche psychologische Portrait eines Mannes, der in eine geistige und psychische Krise gerät. Darüber hinaus gibt der Film ein sehr plastisches Bild des bourgeoisen Lebens unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Der Film wurde in der Rezeption stets in Verbindung mit dem Schicksal der Titanic gebracht, die 1912 sank. Zu sehen ist eine neue 4K-Digitalisierung des Dänischen Filminstituts.

Quelle: DFF