Acht Kameramänner sowie eine Editorin und ein Editor sind in diesem Jahr mit dem
Deutschen Kamerapreis geehrt worden. Das Kuratorium hat zudem zwei Nachwuchspreise und
einen Ehrenpreis vergeben.
Walter Demonte, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e. V.: "Die Branche
hat eindrucksvoll gezeigt, dass Filme, Fernsehbeiträge und multimediale Inhalte aller Genres in Krisen
gebraucht werden und mit großem Engagement und Ideenreichtum produziert werden können. Die
große Zahl der Einreichungen zum Wettbewerb hat dies noch einmal unterstrichen. Die beeindruckend
hohe Qualität der Werke hat es den Jurys, die leider noch einmal digital tagen mussten, nicht leicht
gemacht, ihre Entscheidungen zu treffen."
Ehrenpreis für Tom Fährmann
Der diesjährige Ehrenpreis geht an Tom Fährmann. Der 65–jährige Kameramann hat neben Nico
Hofmanns Thriller "Der Sandmann" auch zahlreiche Kinofilme mit Sönke Wortmann wie "Das Wunder
von Bern" oder "Die Päpstin" gedreht. Laut Kuratorium des Deutschen Kamerapreises mache ihn
sein herausragender Blick auf Bilder, sein analytisches Denken, seine Vielfalt und sein Mut, neue Wege
zu beschreiten, zu einem ganz Großen der deutschen Filmbranche. Auch sein Engagement als
Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film München betont das Kuratorium in seiner
Begründung.
Beste Kamera / Spielfilm
Max Preiss wird ausgezeichnet für seine Bildgestaltung in dem Film "Niemand ist bei den Kälbern", der
die Perspektivlosigkeit der 24-jährigen Christin in der mecklenburgischen Provinz beschreibt und ihre
Sehnsucht, aus der Enge des Dorfes zu entfliehen. Besonders beeindruckt die Jury an seiner
Kameraarbeit, wie Max Preiss seine Protagonistin mit schmerzhafter Sensibilität und stets auf
Augenhöhe beobachtet.
Beste Kamera / Fernsehfilm/Serie
Für seine Bildgestaltung der Folge "Polizeiruf 110 – An der Saale hellem Strande" wird Nikolai von
Graevenitz mit dem Deutschen Kamerapreis geehrt. Dabei hebt die Jury vor allem "das
Zusammenspiel aus Licht, Farbe und Cadrage" hervor. Der Preisträger stelle in diesem "Polizeiruf
110" Ästhetik vor Realismus.
Beste Kamera / Dokumentarfilm
Arne Büttner und Danilo do Carmo erhalten die Auszeichnung für ihre Kameraarbeit im
Dokumentarfilm "Lo que queda en el camino", der die Flucht einer Mutter aus Guatemala vor ihrem
gewalttätigen Ehemann nachzeichnet. Der Dokumentarfilm begleitet die Reise von Lilian und ihren vier
Kindern durch ganz Mexiko bis an die US-amerikanische Grenze. Die Jury zeigt sich vor allem begeistert
von der ausdrucksstarken Bildsprache, die ohne zusätzlichen Off-Kommentar und Filmmusik auskomme
sowie die große Unmittelbarkeit und Präzision der Beobachtungen, die von tiefer Menschlichkeit geprägt
seien
Beste Kamera / Dokumentation/Doku-Serie
Für die Bildgestaltung in "Dig Deeper – Das Verschwinden von Birgit Meier, Folge 1" werden Julian
Krubasik und Markus Nestroy geehrt. In der Doku-Serie, die von einem Kriminalfall handelt, gelingt es
den Preisträgern laut Jury, aussagekräftige Bilder für die Reenactment-Szenen des Films zu gestalten
und diese auf gleichem Level mit den dokumentarischen Elementen zu verweben.
Beste Kamera / Kurzfilm
Jakob Reinhardt wird ausgezeichnet für seine Kameraarbeit im Kurzfilm "Proll!", der den Alltag dreier
Menschen im Niedriglohnsektor veranschaulicht – sogenannter "working poor". Die Jury begründet die
Entscheidung mit der gelungenen Darstellung der Lebensrealität in wenigen, aber sehr essentiellen
Bildern. Sie lobt das authentisch wirkende Licht und die stellenweise fast dokumentarisch anmutende
Kamera.
Beste Kamera / Aktuelle Kurzformate
Jan Mammey erhält den Deutschen Kamerapreis für seine Arbeit an der Reportage "Lieber
verstrahlt als im Krieg? Neuanfang in Tschernobyl", die Menschen begleitet, die 2014 aus der Ostukraine
ausgerechnet in die Fallout-Region Tschernobyl geflohen sind. Die Jury zeigt sich beeindruckt von der
fotografischen Qualität der Bilder, die der Geschichte dienen, aber in jeder Einstellung auch von
Gefühlen künden, die nicht in Worte zu fassen sind. Dabei seien die Bilder emotional, aber nie gefühlig.
Bester Schnitt / Dokumentation/Doku-Serie
"37 Grad: Dance till you break – The Saxonz, Folge 2: Liebe" porträtiert die Mitglieder einer Breakdance
Gruppe aus Dresden, Leipzig und Chemnitz. Für diese editorische Leistung erhält Hauke von
Stietencron die Auszeichnung. "Der Editor hat keinen Aufwand gescheut und hat mit großer Kreativität
und Spielfreude einen Flow geschaffen, dem sich die Zuschauer*innen nicht entziehen können. Und
wenn am Schluss des Films noch eine neue Geschichte aufgemacht wird, will man sogleich erfahren,
wie es weitergeht, und sich den nächsten Teil anschauen", lobt die Jury.
Bester Schnitt / Spielfilm
Geehrt wird Joana Scrinzi für ihre Arbeit an dem Spielfilm "Große Freiheit", der vom Leben des
homosexuellen Protagonisten Hans Hoffmann im Deutschland der Nachkriegszeit erzählt. Beeindruckt
zeigt sich die Jury von der "Ruhe und Eleganz", mit der die Editorin die Kamerabilder in einen intensiven
Rhythmus aus Nähe und Distanz bringt. Ihre schnörkellose Montage beschränke sich auf die
wesentlichen Bilder und lasse den Darstellern Raum, ihre Gefühle auszudrücken.
Nachwuchspreise
Für seine Bildgestaltung in "Alles Übel der Welt" erhält Nicolai Zeitler den Nachwuchspreis. "Der rasante
Schnitt, das geniale Timing und die darauf perfekt abgestimmte Tonebene mit unzähligen
Gedankenfetzen versetzen Protagonist und Zuschauer*in in einen wahren Rausch", urteilt das
Kuratorium des Deutschen Kamerapreises. Für seine Kameraführung in "Drecks Kleingeld" wird
Nikolai Huber ausgezeichnet. Das Kuratorium zeigt sich begeistert von dem "ungewohnten Blickwinkel
mit artistischen Kamerabewegungen, welche Irritationen verursachen, die uns die Phobie der
Protagonistin geradezu körperlich nachvollziehen lässt."
Die Nachwuchspreise werden in diesem Jahr von ARRI und SIGMA (Deutschland) GmbH gestiftet.
Ausstrahlung der Preisverleihung:
WDR Fernsehen: 10. Mai 2022, 23.45 Uhr
SWR Fernsehen: 12. Mai 2022, 00.45 Uhr
ARD alpha: 13. Mai. 23.00 Uhr
NDR Fernsehen: 14. Mai 2022, 00.45 Uhr
und in der ARD Mediathek ab 10. Mai 2022, 23.45 Uhr
Quelle und weiterführende Informationen: deutscher-kamerapreis.de