Im April und Mai jagt ein wichtiges Dokumentarfilmfestival das nächste: Vom 15. bis 25. April findet Visions du Réel in Nyon statt, gefolgt von CPH:DOX in Kopenhagen (21. April bis 12. Mai). Den Abschluss macht Hot Docs vom 29. April bis 9. Mai. Deutsche Filme sind in sämtlichen Line-ups stark vertreten, die beeindruckende Präsenz zieht sich durch alle Sektionen.
Auf allen drei Festivals läuft "Courage" (Living Pictures Production) von Aliaksei Paluyan: in Nyon im Wettbewerb, in Toronto in der Sektion Artscapes und in Kopenhagen in der Reihe Change Makers. Der Film, der seine Weltpremiere auf der Berlinale 2021 feierte, stellt eine regimekritische Theatergruppe in Belarus und ihren mutigen Kampf um Demokratie und Freiheit in den Mittelpunkt.
"A Black Jesus" (Road Movies) von Luca Lucchesi ist nach einer bemerkenswerten Festivalkarriere ebenfalls auf allen drei Dokumentarfilmfestivals zu sehen: in Nyon in der Doc Alliance Selection und in Kopenhagen in den Highlights.
2021 arbeitet die European Film Promotion (EFP) zum vierten Mal mit Hot Docs zusammen, um die Programmsektion The Changing Face of Europe zu präsentieren, die zehn europäische Dokumentarfilme mit aktuellen Themen wie Immigration, rechtspopulistische Bewegungen oder wirtschaftliche Ängste versammelt. Für die Sektion reichen die EFP-Mitglieder Vorschläge ein, die Programmierung verantwortet Festivalleiter Shane Smith. Aus Deutschland wurde "A Black Jesus" ausgewählt: Der Film dreht sich um den Clash of Cultures von Geflüchteten und Dorfbewohner*innen in Sizilien.
Seine Weltpremiere in Kopenhagen in der Sektion Fa:ct Award feiert u.a. "Behind the Headlines" (bauderfilm) von Daniel Sager, der sich mit investigativem Journalismus auseinandersetzt und mit der entsprechenden Redaktion der Süddeutschen Zeitung zum Beispiel zu Edward Snowden nach Moskau reist. Im Anschluss wird der Film als Special Presentation und nordamerikanische Premiere in Toronto zu sehen sein.
Weltpremiere in Nyon feiert u.a. "Mein Leben neigt sich gleich dem Mond" (Mnemosyn Films Genf) von Valerie Bäuerlein im Nationalen Wettbewerb: Der sensible Film zeigt die Bemühungen der Japanerin Nanako, gemeinsam mit anderen "Hikkikomori" – jungen Menschen, die dem Druck der Gesellschaft nicht standhalten und sich zurückziehen – einen Weg zu sich selbst und zu gesellschaftlicher Teilhabe zu finden. Im Burning Lights Wettbewerb läuft "Die große Leere" (Amerikafilm) von Sebastian Mez: dystopische Vision einer Welt, die post-pandemisch nie mehr dieselbe sein wird wie zuvor. Dieser bildgewaltige, formal bestechende Film ist bei Visions du Réel ebenfalls erstmals zu sehen.
Auch Hot Docs zeigt deutsche Dokumentarfilme als Weltpremiere: "Viral" (Gebrüder Beetz) von Udi Nir und Sagi Bornstein als Special Presentation und "Zuhurs Töchter" von Laurentia Genske und Robin Humboldt (CORSO Film) im prominenten World Showcase. "Viral" folgt sieben YouTuber*innen durch die Coronakrise, während "Zuhurs Töchter" ein Transgender-Zwillingspaar im Teenageralter beobachtet, das mit seiner Familie aus Syrien geflohen ist.
Insgesamt werden in diesem Jahr 14 deutsche Filme und Koproduktionen bei Hot Docs gezeigt, bei Visions du Réel 13, bei CPH:DOX sind es 25 (inklusive der immersiven und performativen Arbeiten). Ebenso wie Nyon wird auch das Festival in Kopenhagen als hybride Veranstaltung geplant. Hot Docs findet 2021 als reines Online-Format statt.
Eine Auflistung aller deutschen Filme und Koproduktionen bei Visions du Réel, CPH:DOX und Hot Docs 2021 wird zeitnah hier zur Verfügung gestellt.
Quelle: www.german-films.de