Wie heute bekannt wurde, ist Birol Ünel, der mit seiner preisgekrönten Rolle des selbstzerstörerischen Cahit in "Gegen die Wand" berühmt wurde, am gestrigen Donnerstag, 3. September 2020 in einem Berliner Krankenhaus an einer Krebserkrankung gestorben. Er wurde 59 Jahre alt.
Ünel wurde am 18. August 1961 im türkischen Silifke geboren und zog als Kind nach Deutschland, wo er nach einer Ausbildung als Parkettleger erste Schritte auf der Bühne wagte und Schauspiel in Hannover studierte. Ende der 1980er-Jahre war er in einer kleinen Rolle in Thomas Braschs "Der Passagier - Welcome to Germany" erstmals auf der Leinwand zu sehen; im Anschluss folgten etliche TV-Auftritte, unter anderem in Folgen des "Tatort". Parallel dazu war Ünel in der Theaterszene Berlins aktiv.
Nach einer eindrucksvollen Rolle als palästinensischer Entführer in Heinrich Breloers RAF-Doku-Drama "Todesspiel" (1997) machte er 1999 in Thomas Arslans zweitem Teil der Berlin-Trilogie, "Dealer", wieder im Kino auf sich aufmerksam. Im Jahr darauf kam es zur ersten Zusammenarbeit mit Fatih Akin im Roadmovie "Im Juli". 2004 feierte Ünel dann im Akin-Film "Gegen die Wand" seinen wohl größten Erfolg: Für die Rolle des alkoholkranken Cahit, der mit Sibel (Sibel Kekilli) eine Scheinehe eingeht, die ihr helfen soll, ihrer Familie zu entfliehen und in die er sich schließlich wirklich verliebt, wurde Birol Ünel mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.
In den Folgejahren arbeitete Ünel dann auch international, unter anderem in Frankreich und in der Türkei. Im deutschen Film war er in Vadim Glownas "Haus der schlafenden Schönen" (2006) und Pia Marais' Langfilmdebüt "Die Unerzogenen" (2007) zu sehen. 2009 spielte er dann wieder unter Fatih Akin in "Soul Kitchen".
In den 2010er-Jahren war Ünel dann nur noch selten im Kino zu sehen. Die mitunter zerstörerische Intensität, mit der er seine Rollen spielte, machte vor seinem Privatleben nicht halt: Ünel kämpfte mit Alkoholkrankheit und teilweise auch Obdachlosigkeit. Sein letzter Auftritt in einem deutschen Film war 2016 in der kleinen Berliner Produktion "Back to Nothing".