Seine Musik zu den Karl-May-Filmen der 1960er Jahre ist wohl auch heute noch den meisten im Ohr. Nun ist Martin Böttcher, einer der erfolgreichsten Filmkomponisten Deutschlands im Alter von 91 Jahren gestorben.
In seiner mehr als 60 Jahre währenden Karriere komponierte er die Musik zu mehr als 50 Kinofilmen und über 300 TV-Filmen und -Serien.
Auch wenn der 1927 geborene Böttcher schon früh Klavierspielen lernte, sein erster Berufswunsch war Pilot, den er im Zweiten Weltkrieg bei der deutschen Luftwaffe verwirklichen wollte. In britischer Gefangenschaft brachte er sich selbst Gitarrespielen bei und wurde - obwohl nach einem Unfall auf dem linken Ohr taub - nach dem Krieg Mitglied im Tanz- und Unterhaltungsorchester des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks. Bald schon begann er selbst zu arrangieren und auch zu komponieren, zunächst im Jazz. 1955 komponierte er dann seine erste Filmmusik für die von Artur Brauner produzierte Militärsatire "Der Hauptmann und sein Held", gefolgt von "Die Halbstarken" (1956). Mit beiden war er so erfolgreich, dass er von da an mehrere Filmmusiken im Jahr schrieb, u.a. für "13 kleine Esel und der Sonnenhof" (1958) mit Hans Albers, "Max, der Taschendieb" (1962) mit Heinz Rühmann oder verschiedene Pfarrer-Braun und Edgar-Wallace-Verfilmungen (z.B. "Das Gasthaus an der Themse", 1962), um nur einige wenige zu nennen. Nebenher komponierte er Chansons u.a. für Romy Schneider oder Françoise Hardy.
Anfang der 1960er Jahre dann schrieb er die inzwischen legendäre Musik zu insgesamt zehn der von Rialto Film produzierten Karl-May-Verfilmungen, darunter alle drei "Winnetou"-Filme und "Der Schatz im Silbersee". Das Titelthema, die "Old Shatterhand"-Melodie, stand - als Single veröffentlicht - 17 Wochen lang an der Spitze der Charts und wurde mehr als 100.000 Mal verkauft, seinerzeit ein Rekord. Böttchers Musik war auch die Vorlage für die von Heiko Meile komponierte Musik für die TV-Neuverfilmung der Winnetou-Filme 2016.
Ab Mitte der 1970er Jahre wandte Böttcher sich zunehmend dem Fernsehen zu, schrieb die Musik zu so erfolreichen und langlebigen Serien wie u.a. "Derrick", "Forsthaus Falkenau" oder "Pfarrer Braun". Er blieb bis in die 1990er Jahre produktiv.
Martin Böttcher erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So wurde er 1995 als erster Preisträger für seinen "besonderen Beitrag zur deutschen Filmgeschichte" in Bonn mit dem "Ehrenpreis für Filmmusik" (Erich-Wolfgang-Korngold-Preis) geehrt. 1994 erhielt er in Bad Segeberg den Scharlih, die älteste und bekannteste Auszeichnung, die mit dem Namen Karl Mays verbunden ist. Für sein Lebenswerk wurde er 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 2016 mit dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA ausgezeichnet.
Am 20. April 2019 verstarb Martin Böttcher.