Am 3. Juli 2018 fand die Sitzung der Jury für Dokumentarfilmförderung der Staatsministerin statt. Aus insgesamt 40 eingereichten Anträgen auf Produktionsförderung wurden sieben programmfüllende Filmvorhaben und aus 13 Anträgen auf Stoffentwicklungsförderung vier Filmstoffe durch die Jury zur kulturellen Filmförderung vorgeschlagen.
Den Empfehlungen der unabhängigen Jury folgend, fördert Staatsministerin Monika Grütters die nachfolgend genannten programmfüllenden Dokumentarfilmvorhaben mit insgesamt 1.115.000,00 Euro.
Bei den ausgewählten Projekten dienen Reisebewegungen ebenso wie individuelle Familiengeschicke als Ausgangspunkte für weiterführende historische, soziale und politische Erkundungen rund um den Globus. So nutzt ein jüdischer Junge in Deutschland virtuelle Wege für eine Konfrontation mit seiner Familiengeschichte. Zwei Berliner engagieren sich für Gehörlose in Nordkorea. Anhand des Schicksals der Ziehmutter des mörderischen Diktators Pol Pot wird ein neuer Blick auf die Geschichte Kambodschas eröffnet. Zu den weiteren Schauplätzen der geförderten Projekte zählen das alte Westdeutschland, die DDR, Italien und Japan. Unter den programmfüllenden Filmvorhaben wurden insgesamt drei Debütfilme gefördert.
Die Förderungen im Einzelnen:
Produktion
"Endlich Tacheles", Produktionsfirma: Hanfgarn & Ufer Filmproduktion GbR, Berlin
Autorin: Andrea Schramm, Regisseurin: Andrea Schramm
Fördersumme: 125.000 Euro.
Inhalt: Yaar hält sich für den jüdischsten Juden der Welt. Er ist in Deutschland aufgewachsen und liebt Computer und Star Wars. Vom Vater, der bis heute am Holocaust leidet, will er sich abgrenzen und entwickelt ein Computerspiel über die Judenverfolgung, um jungen Menschen einen Zugang zu ermöglichen. Dazu begibt er sich auf eine tragikomische Reise, deren Herzstück die Konfrontation mit seiner eigenen Familiengeschichte ist.
"Frauen und Flusslandschaft", Produktionsfirma: Broadview TV GmbH, Köln
Autor: Torsten Körner, Regisseur: Torsten Körner
Fördersumme: 150.000 Euro.
Inhalt: "Frauen und Flusslandschaft" erzählt die Geschichte der Frauen der Bonner Republik. Davon, wie sich Frauen an die Macht kämpfen, von Erfolgen und Niederlagen. Eine emotionale Zeitreise, von der die Politikerinnen im Rückblick befreit und in deutlichen Worten erzählen. Es gibt nichts mehr zu verstecken.
"Lautlos in Nordkorea", Produktionsfirma: Kundschafter Filmproduktion GmbH, Berlin
Autorin: Sung-Hyong Cho, Regisseurin: Sung-Hyong Cho
Fördersumme: 200.000 Euro.
Inhalt: Der Film erzählt von zwei gehörlosen Brüdern aus Berlin, die seit 2006 Menschen mit dieser Behinderung zu ihrem Recht und einem halbwegs normalen Leben verhelfen wollen - in Nordkorea! Doch wie geht das in einem Land wie in Nordkorea? Wie funktionieren gehörlose Kommunikationen?
"Familienriss", Produktionsfirma: Saxonia Entertainment GmbH, Leipzig
Autorin: Catherine Menschner, Regisseurin: Catherine Menschner
Fördersumme: 60.000 Euro.
Inhalt: Sie wollten alles: Kinder, eine bessere Welt und Macht. Herausgekommen ist ein Bruderzwist in der sozialen und politischen Elite der DDR. Eine Familie zerrieben zwischen drei politischen Systemen: dem Stalinismus, dem Sozialismus und dem Kapitalismus.
"Vor mir der Süden", Produktionsfirma: bittersuess pictures GmbH, Berlin
Autor: Pepe Danquart, Regisseur: Pepe Danquart
Fördersumme: 190.000 Euro.
Inhalt: In „Vor mir der Süden“ reist Dokumentarfilmer Pepe Danquart inspiriert von Pier Paolo Pasolini über 4000 km durch Italien, mit einem alten Fiat Millecento. Ein Film über Tourismus, Migration und Globalisierung.
"Pol Pot Dancing", Produktionsfirma: Fruitmarket Kultur und Medien GmbH, Köln
Autor: Enrique Sanchez Lansch, Regisseur: Enrique Sanchez Lansch
Fördersumme: 260.000 Euro.
Inhalt: Liebevoll erzieht eine Startänzerin am kambodschanischen Königshof den kleinen Bruder ihres Mannes wie einen eigenen Sohn, schickt ihn auf die besten Schulen und ermöglicht ihm ein Studium in Paris. Jahrzehnte später, als Zwangsarbeiterin unter der Roten Khmer, stellt sie fest, dass ihr Ziehsohn Pol Pot ist.
"Tauta, Kyoto Prefecture", Produktionsfirma: kOMERS.film
Autor: Rainer Komers, Regisseur: Rainer Komers
Fördersumme: 40.000 Euro.
Inhalt: Flöte, No, ein Dorf in den Schneebergen - Uwe aus Marl geht zum Studium der japanischen Kultur und Mythologie nach Kyoto. Überdenkt sein Verhältnis zu Deutschland und Japan, übt sich in einer Existenz nach dem Konsum, erinnert sich an Marl und den Vater, der am 17. Juni 1953 von einem Vopo erschossen wurde.
Stoffentwicklung
"Die Demokratie ist tot - Es lebe die Demokratie", Autorinnen: Sabine Zimmer und Sandra Budesheim, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: "Die Demokratie ist tot - es lebe die Demokratie" begleitet fünf zufällig ausgeloste Bürger, die an einem bislang einzigartigen deutschlandweiten Pilotprojekt teilnehmen: einem Bürgerbeteiligungsverfahren zur Umgestaltung unserer Demokratie. Ein Film über die Stimmung in deutschen Wohnzimmern und die Annäherung an ein großes Ziel: Die Wiederbelebung der Demokratie.
"Spektralfarbe Blau", Autor: Simon Brückner, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro
Inhalt: Der Film zeigt das Innenleben und die Entwicklung der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) über ein Jahr auf den drei parteipolitische Ebenen in Berlin: Bezirk, Landesparlament und Reichstag.
"Pixelvisions", Autor: Gerd Kroske, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro
Inhalt: Das, was in unserem Leben massiv Einzug gehalten hat, sind Bilder, die wir selbst beständig machen, verteilen und sehen. Was hat sich bei der Bildherstellung verändert und wie überordnend greift diese Bildgewalt in unser Jetzt und Hier inzwischen ein?
"Der Park", Autorin: Ines Thomsen, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro
Inhalt: „Der Park“ erzählt vom Leben in Berlins grünem Herz, dem Großen Tiergarten, über vier Jahreszeiten und taucht in die Welt der Gartenarbeiter ein. Ihre Welt hat nicht nur Kontakt mit Borkenkäfern und Krokussen, sondern ebenso mit den problematischen Seiten unserer sich rasant verändernden Gesellschaft. Zwischen den Bäumen eröffnet sich ein Kaleidoskop der modernen Großstadt und ihren Facetten.
Der Jury Dokumentarfilm gehörten in der Sitzung an:
Grit Lemke (Kuratorin und Autorin, Berlin), Corinna Belz (Regisseurin, Köln), Maya Reichert (Kuratorin, München), Kathrin Lemme (Produzentin, Hamburg) und Thomas Riedelsheimer (Regisseur und DOP, München).
Der nächste Einreichtermin für Stoffentwicklungs- und Produktionsförderung Dokumentarfilm ist der 5. September 2018. Die aktuellen Filmförderungsrichtlinien, Antragsformulare und Merkblätter sind hier abrufbar.
Quelle: www.bundesregierung.de