Wie schon Locarno hat das Venice International Film Festival (30. August – 9. September 2017) ein Herz für junges Kino aus Deutschland: Rick Ostermann kehrt mit seinem zweiten Langfilm "Krieg" (Schiwago Film) in die Sektion Orrizonti zurück, welche sich neuen Entdeckungen im internationalen Film widmet.
Schon sein Debüt "Wolfskinder" feierte dort 2013 Weltpremiere. Weiterhin ist der Kurzfilm "This Is a War Room" von Boris Hars-Tschachotin (Liquid Blues Production) in Venice Classics – Documentary on Cinema Competition programmiert.
"Human Flow" von Ai Weiwei – produziert von Ma.ja.de Filmproduktion aus Deutschland - geht im Wettbewerb Venezia 74 an den Start, genauso wie "Foxtrot" von Samuel Maoz (DE/IL/FR/CH), der von deutscher Seite von Pola Pandora produziert wurde. Darüber hinaus sind im offiziellen Programm vier Koproduktionen mit deutscher Beteiligung zu sehen.
Ihr Programm auch schon enthüllt hat die unabhängige Sektion Venice International Film Critics' Week. Hier ist mit "Drift", dem Langfilmdebüt von Helena Wittmann (Fuenferfilm), noch ein Beitrag einer jungen deutschen FilmemacherIn neben drei deutschen Koproduktionen programmiert.
In den Venice Days – einer weiteren unabhängigen Sektion - läuft "Looking For Oum Kulthum" von Shirin Neshat (DE/AT/IT), hauptverantwortlich produziert von Razor Film Produktion zusammen mit zwei weiteren Beiträgen mit deutscher Beteiligung. "Western" von Valeska Grisebach (DE/BG/AT, Komplizen Film), der in Cannes seine Weltpremiere hatte, ist als einer von drei Filmen für den LUX Preis des Europäischen Parlaments nominiert und wird im Rahmen dessen bei den Venice Days gezeigt.
Zu den Filmen:
"Krieg" von Rick Ostermann ist ein Film über eine ungewöhnliche Trauerarbeit, die in einen Kampf auf Leben und Tod mündet. Er erzählt die Geschichte von Arnold Stein, der sich – nachdem sein Sohn in einem Auslandseinsatz als Soldat ums Leben gekommen ist - in eine einsame Berghütte zurückzieht, um seinen Frieden zu finden. Dieser Friede wird zerstört, als ein Fremder ihn zu terrorisieren beginnt und ihn in einen nervenaufreibenden Kampf verwickelt. In den Hauptrollen des Familiendramas mit Thrillerelementen sind Ulrich Matthes ("Der Untergang"), Barbara Auer, Jördis Triebel ("Westen") und Thomas Loibl ("Toni Erdmann") zu sehen.
Die Sektion Venice Classics zeigen Neu-Restaurationen von Filmklassikern, ergänzt von Dokumentarfilmen über das Kino und seine Autoren. Eine solche Dokumentation ist der Kurzfilm "This Is a War Room" von Boris Hars-Tschachotin. Er folgt dem legendären Production Designer Ken Adam, als er – im Alter von 93 Jahren mit Zigarre in der Hand – ein letztes Mal seinen Filzstift Flo-Master schwingt, um das Jahr 1962 und das ikonische War Room, das er mit Stanley Kubrick in "Dr. Strangelove" erschuf, noch einmal zum Leben zu erwecken.
Helena Wittmann, die an der Hochschule für bildende Künste Hamburg studierte, realisierte "Drift" in enger Zusammenarbeit mit einer Ethnologin und einer Soundkünstlerin. Zwei Frauen verbringen ein gemeinsames Wochenende an der Nordsee. Bald wird die Eine zu ihrer Familie nach Argentinien zurückkehren und die Andere auf einem Segelschiff den Atlantischen Ozean überqueren. Gedanken verirren sich, die Zeit löst sich aus gewohnten Bahnen und die Dünung wiegt in tiefen Schlaf. Das Meer übernimmt die Erzählung, und als die Andere wieder darin vorkommt, ist zwar der Boden unter ihren Füßen fest, der Wind jedoch liegt noch in ihren Haaren. Sie kehrt zurück und die Eine könnte fragen: "Hast du dich verändert?"
Alle deutschen Filme und Koproduktionen in Venedig 2017…
Quelle: www.german-films.de