Ein Jahr nach Egon Monks Tod wurde das Egon-Monk-Archiv eingerichtet und ist nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Anlässlich der vollständigen Archiverschließung würdigt die Akademie den Filmregisseur mit einer Veranstaltung am 23. Oktober.
Bereits zu seinen Lebzeiten hatte sich das Gründungsmitglied der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste, der Theater- und Fernsehregisseur Egon Monk (1927 – 2007), entschlossen, sein Archiv an die Akademie der Künste zu geben.
Egon Monk gelang, was nicht vielen gelang: Aus dem Schatten des großen Lehrmeisters Bertolt Brecht herauszutreten und dennoch dessen Einfluss niemals zu verleugnen. Noch als Luftwaffenhelfer mit dem Grauen des Krieges konfrontiert, war er ab 1949 vier Jahre lang Brechts Assistent und inszenierte erste Stücke am Berliner Ensemble. 1953 verließ er die DDR und war zunächst beim Hörfunk in Berlin und Hamburg tätig. 1960 übernahm er die Leitung der neu gegründeten Fernsehspielabteilung beim NDR. Hier entwickelte Egon Monk in den folgenden Jahren Brechts Gedanken weiter und führte sie zu neuer Reife. Mit seiner „Hamburgischen Dramaturgie des Fernsehspiels“ etablierte er das bundesdeutsche Fernsehspiel als gesellschaftskritisches Medium und lieferte wegweisende Impulse für ein anspruchsvolles Programm jenseits kommerzieller Unterhaltung. Zu seinen programmatisch bedeutenden Arbeiten gehören "Anfrage" (1962), "Schlachtvieh" (1963) und "Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager" (1965) sowie die zeitgeschichtlichen Chroniken "Die Geschwister Oppermann" (1983) und "Die Bertinis" (1988).
Die genaue und akribische Arbeitsweise Egon Monks spiegelt sich auch in seinem Archiv wider. Es umfasst 30 laufende Meter, fast 300.000 Blatt, Manuskripte und Arbeitsunterlagen sowie eine Arbeitsbibliothek von 400 Bänden. Zu den bedeutenden Dokumenten zählen Notate und Regieunterlagen aus seiner Zeit am Berliner Ensemble, Drehbuchfassungen und Produktionsakten aller seiner Fernseharbeiten sowie nicht verfilmte Manuskripte. Zu den zahlreichen Korrespondenzpartnern, deren Briefe überliefert sind, zählen u. a. Ingeborg Bachmann, Benno Besson, Harry Buckwitz, Rolf Liebermann, Caspar Neher, Teo Otto, Peter Palitzsch, Helene Weigel und Manfred Wekwerth. Das Egon-Monk-Archiv ist erschlossen und, mit Einschränkungen durch Urheber- und Persönlichkeitsrechte, für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das Archiv wird am Donnerstag, den 23. Oktober 2014, mit einer Filmvorführung, Lesung und Gesprächen eröffnet. Gezeigt wird die von Egon Monk inszenierte Episode Berlin N 65 aus dem Film "Der Augenblick des Friedens" (1965). Leonard Scheicher liest erstmals Auszüge aus Egon Monks letztem nicht mehr verwirklichten Filmskript "Café Leon" und der Medienwissenschaftler Karl Prümm spricht mit Monks langjährigem Komponisten Alexander Goehr, der Regisseurin und ehemaligen Regieassistentin Monks Erika Runge sowie dem Kameramann Wolfgang Treu über Egon Monks Arbeitsstil und die Besonderheiten seines Schaffens.
Quelle: www.adk.de