Das deutsche Kino und der Erste Weltkrieg

Von Philipp Stiasny
Quelle: DIF/Nachlass Wolfgang Filzinger
Aufnahmeteam des Dokumentarfilmers Wolfgang Filzinger

Die Zivilisationskatastrophe des Ersten Weltkriegs fiel mit dem Aufstieg des Films zum wirkmächtigen Medium der Moderne zusammen. Der damals noch junge Film nahm in der Dokumentation des Kriegs eine besondere Rolle ein: Erstmals wurde er systematisch zu propagandistischen Zwecken eingesetzt, und erstmals übernahmen Staaten – mal direkt, mal indirekt – die Kontrolle über die Produktion von Filmen.

 

Man geht davon aus, dass bis heute nur rund 20 Prozent der Filmproduktion aus den 1910er Jahren erhalten sind. Die überlieferten Filme aus der Zeit 1914-1918 sind daher beredte Zeugnisse politischer, sozialer sowie ästhetischer Positionen. Sie inszenieren und dokumentieren den Alltag ebenso wie den Ausnahmezustand, nicht zuletzt geben sie Auskunft über die technische und narrative Entwicklung des Kinos. Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts "European Film Gateway 1914" haben 23 Filmarchive aus ganz Europa über 660 Stunden Filmmaterial aus der Zeit des Ersten Weltkriegs digitalisiert und über das Portal European Film Gateway für die interessierte Öffentlichkeit einsehbar gemacht. Die Beiträge der deutschen am Projekt direkt oder indirekt beteiligten Institutionen sind zudem auch in der Videosektion von filmportal.de zu sehen.

Dieser Thementext "Der deutsche Film im Ersten Weltkrieg" kontextualisiert das nun verfügbare Korpus, schildert die Entwicklung der deutschen Filmproduktion während der Kriegsjahre und analysiert, welche Bedeutung dem Medium damals zukam.

Philipp Stiasny ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im deutsch-französischen Forschungsprojekt "Der Oberrhein im Gebrauchsfilm" (Interreg IV Wissenschaftsoffensive, Projekt Nr. A 25) am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er ist Mitglied im Verein CineGraph Babelsberg e.V. und Redakteur der Zeitschrift "Filmblatt". Autor von "Das Kino und der Krieg. Deutschland 1914-1929" (München: Edition Text und Kritik 2009).