Am vergangenen Samstag ist der Autor und Filmemacher Thomas Harlan im Alter von 81 Jahren in Berchtesgaden einem Lungenleiden erlegen.
Harlan, geboren 1929 in Berlin als Sohn des Regisseurs Veit Harlan und der Schauspielerin Hilde Körber, setzte sich zeitlebens mit der deutschen Nazivergangenheit und insbesondere mit der Rolle seines Vaters auseinander, der den berüchtigten Propagandafilm "Jud Süß" inszenierte. Unermüdlich und rigoros stellte er die Frage nach der Mitschuld auch der Künstler am Holocaust.
Thomas Harlan wanderte im Zuge eines Auslandssemesters als Philosophiestudent nach Frankreich aus und lernte dort wichtige Denker und Künstler wie Gilles Deleuze und Pierre Boulez kennen. Gemeinsam mit Klaus Kinski und Jörg Henle gründete der junge Theaterautor 1958 in Berlin das Junge Ensemble.
Sein starkes Engagement für linke Politik schlug sich stets auch in seiner künstlerischen Arbeit nieder. Er drehte Filme über die portugiesische Nelkenrevolution ("Torre Bella", 1975) und über Haiti ("Souvenance", 1991). Immer wieder thematisierte Harlan den Holocaust, recherchierte über die Täter und die Kontinuität mancher Nazi-Seilschaft auch nach 1945, was ihm zahlreiche Prozesse einbrachte. Er seinerseits brachte durch seine gründlichen Recherchen über 2000 Strafverfahren gegen deutsche Kriegsverbrecher in Gang. Von 1978 bis 1984 arbeitete er an seinem Aufsehen erregenden und heftige Reaktionen provozierenden Film "Wundkanal", in dem er den ehemaligen SS-Mann Alfred Filbert mit seinen überlebenden Opfern konfrontierte.
Im Jahr 2000 erschien nach einigen Theaterstücken Harlans erster Roman "Rosa", 2006 gefolgt von "Heldenfriedhof". Seit 2001 lebte Harlan wegen eines Lungenleidens in einem Sanatorium in Berchtesgaden, wo ihn der Filmemacher Christoph Hübner für sein Porträt "Thomas Harlan / Wandersplitter" besuchte. Zuletzt arbeitete er an einem Buch über seinen Vater, das unter dem Titel "Veit" im kommenden Jahr bei Rowohlt erscheinen soll.