Strajk - Die Heldin von Danzig
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Der Streik der Arbeiter auf der Leninwerft in Danzig im August 1980 war ein Ereignis, das um die Welt gehen und zur Keimzelle der politischen Umwälzung Polens werden sollte. Zunächst ein lokales Ereignis anlässlich der Entlassung der Kranführerin Anna Walentynowicz (im Film trägt sie den Namen Agnieszka), weitete sich der Streik zu einem Politikum aus, als sich plötzlich die Arbeiter anderer Werften und Betriebe mit ihren Kameraden aus Danzig solidarisierten und ebenfalls die Arbeit niederlegten.
Grund dafür war einerseits die Beliebtheit von Walentynowicz, die in der Streikbewegung von 1970 bereits zur Symbolfigur geworden war. Vor allem aber dürfte die allgemeine Unzufriedenheit der Arbeiterschaft mit den harten Arbeitsbedingungen und dem geringen Lohn Auslöser der Streikwelle gewesen sein. Aus dem Streiksommer 1980 ging nicht nur die unabhängige Gewerkschaft Solidarność hervor, sie machte auch Streikführer Lech Wałęsa berühmt, der später bedeutenden Anteil am Wandel Polens von einem sozialistischen Land zu einem marktwirtschaftlichen haben sollte.
Volker Schlöndorffs Film konzentriert sich ganz auf die Figur der Agnieszka (gespielt von Katharina Thalbach) und zeichnet dabei das Bild einer Frau, die sich von der strebsamen "Heldin der Arbeit" zur engagierten "Heldin der Arbeiter" wandelt. Dabei ist es nie der Wille zur Macht, der sie antreibt, sondern stets die Sorge um ihre Mitmenschen, deren Ausbeutung durch die Werftleitung sie mit scharfem Auge beobachtet und mit scharfer Zunge zur Sprache bringt. Es ist diese unbedingte Fürsorge, die sich auch durch die vielfältigen Schikanen der Machthaber nicht brechen lässt, die Agnieszka zur populären Symbolfigur der Arbeiterbewegung werden lässt.
Doch Schlöndorffs Blick bleibt nicht auf das Politische beschränkt. Tatsächlich handeln weite Teile des Films vom Privatleben seiner Protagonistin, von dem Verlust geliebter Menschen, der Angst um die eigene Gesundheit und der schwierigen Beziehung zu ihrem Sohn, der sich von seiner streitlustigen Mutter um seine berufliche Zukunft gebracht sieht. So ist "Strajk" weniger eine umfassende Aufarbeitung der Ereignisse des Sommers 1980 als das Porträt einer sich selbst und ihren Idealen stets treuen Frau, deren konstante Bereitschaft, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren, ihrem Umfeld – und nicht zuletzt ihrem politisch weitaus aktiverem Mitstreiter Lech (gespielt von Andrzej Chyra) – ein Ansporn und Vorbild gewesen sein dürfte.