Summary
Dying
The Lunies family has not really been a family for a long time. Lissy Lunies, in her mid-70s, is quietly happy when Gerd, her husband who is slowly wasting away from dementia, is put in a care home. But her new-found freedom is short-lived: diabetes, cancer, kidney failure and the onset of blindness signal that she does not have much time left herself. Meanwhile, her son Tom, who is a conductor, is working on a composition entitled "Dying" with his depressive best friend Bernard. Tom’s ex-girlfriend Liv wants him to be the surrogate father of her child. His sister Ellen begins an affair with a married dentist with whom she shares a passion for alcohol and intoxication. But everything in life has its price. Confronted with death, the estranged family members finally meet again.
Source: 74. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Obwohl sie nun selbst sehr eingeschränkt leben muss in einer norddeutschen Kleinstadt. Bisher konnte sie sich auf Gerds Ansagen verlassen bei der Fahrt zum Supermarkt. Nun, da der ganze Stress von Lissy abgefallen ist, kommen zur fortgeschrittenen Blindheit auch noch Diabetes, Nierenversagen und Krebs hinzu. Weshalb sie ihre Nachbarin Susanne als Pflegekraft einstellt und ihren Sohn Tom um Hilfe bittet.
Der Dirigent eines Berliner Jugendorchesters besucht seinen Vater im Altenheim, hält aber seine Mutter auf Distanz. Toms Freund, der Komponist Bernard Drinda, belegt ihn mit seinem neuen Werk „Sterben“, das in der Philharmonie am Potsdamer Platz uraufgeführt werden soll, mit Beschlag. Ändert laufend die Partitur, ist mit Toms Dirigat nicht einverstanden, legt sich mit dem Orchester und insbesondere der Cellistin Mi-Do an. Als Gipfelpunkt seines Psychoterrors bei den Proben in der Schinkelschen Elisabeth-Kirche und einer Feier auf einem Hotelschiff an der East Side Gallery droht Bernard mehrfach mit Selbstmord.
Als Gerd Lunies stirbt, steht Gattin Lissy mit dem Bestatter (Hans Löw) allein im Ruheforst: Toms E-Auto hat den Geist jottwede in der Pampa aufgegeben und Tochter Ellen Lunies gar nichts von sich hören lassen. Die Zahnarzthelferin ist in einem lettischen Hotelzimmer aufgewacht, kann sich an nichts mehr erinnern. Schon seinerzeit, als sie von ihrem Bruder gebeten wurde, den Vater bei der Pflegestufen-Einschätzung der Krankenkasse zu unterstützen, ist die Liebeskranke auf St. Pauli abgestürzt: Ihr Lover Sebastian Vogel, Zahnarzt in der Hamburger Praxis von Dr. Kienzle (Helmut Zhuber), denkt gar nicht daran, sich von seiner in München lebenden Frau Lena und den beiden Kindern zu trennen.
Zur Uraufführung von „Sterben“ kommt es zu einer überraschenden Wiedervereinigung in der Kreuzberger Markthalle Neun zwischen Tom und Liv sowie Sebastian und Ellen. Doch Letztere kommt nicht vom Alkohol los – und Bernard schmeißt mit seinem übermächtigen Ego das Konzert. So sitzt am Weihnachtsabend Mutter Lissy nur mit ihrer Nachbarin Susanne in der Messe und Tom allein vor dem Fernseher, nachdem er bei Liv und „seiner“ Tochter den Weihnachtsmann gespielt hat…
„Sterben“ ist ein überlanger Film über das Leben und den Tod, zugleich zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön. Wie das leicht optimistische Ende, das hier naturgemäß nicht verraten wird. Gedreht „in einem somnambulen Zustand“, so der Regisseur Matthias Glasner im Wild Bunch-Presseheft: „Wir treffen uns morgens und fangen einfach an, ohne Proben, jeden möglichen Zweifel verdrängend, no hope no fear, wie Caravaggio sagt, einfach immer weiter. Auf der Suche nach der Magie des Augenblicks, den die Kunst für einen bereit hält, wenn man sich dafür öffnet, in dem man ihn nicht erzwingen will.“
Das in fünf Kapitel („Lissy“, „Tom“, „Ellen Lunis“, „Der schmale Grat“, „Liebe“) aufgeteilte Experiment eines Films „als eine Annäherung an sich selbst“ und „gegen alle dramaturgischen Regeln“, so Glasner, „der sich selbst nicht kennt, der aus reiner Atmosphäre besteht, der im Ungefähren verharrt, der nichts beweisen, nicht mal behaupten möchte“, nutzt das vom japanischen Filmemacher Hirokazu Kore-eda eingeführte Stilmittel der – hier zeitversetzten - mehrfachen Wiederholung einer Szene, um das Geschehen aus jeweils anderer Perspektive zu zeigen.
Pitt Herrmann