Bumerang - Bumerang

BR Deutschland 1989 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Was ist das beste an einem Alptraum? Wenn man aufwacht, ist alles vorbei“: Evi Finke ist 16 Jahre jung und besucht das Gymnasium. „Franken glüht“, ein Plakat der Anti-Atomkraft-Bewegung, hängt in ihrem Zimmer, das per Sprechfunk mit dem ihres Klassenkameraden Johannes „Bond“ Lipfelt verbunden ist. Die beiden sind nicht gerade das, was man ein Paar nennt, aber doch eng befreundet. Evi, die aus einfachen Verhältnissen stammt, schaut zum hochaufgeschossenen „Bond“ hinauf, aber das hat weniger mit der unterschiedlichen Körpergröße zu tun. Dem romantischen, impulsiven Gefühlsmenschen Evi imponiert der wesentlich abgeklärtere, coolere, intellektuellere Johannes einfach.

Auch wenn sie sich, zumal politisch, näher zum chaotischen Pit Malek hingezogen fühlt, der Evi nur „die kleine Bourgeois“ nennt. Pit lebt nicht nur auf dem Land, sondern stammt als Landwirts- und Schafzüchtersohn auch daher, weshalb er für die Sprüche der bürgerlichen Polit-Revoluzzer aus der Stadt wenig übrig hat. Was jedoch alle eint, ist der Widerstand gegen die Kernkraft und die Inbetriebnahme der wie eine Festung gesicherten Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf.

Frühjahr 1988, nur vier Tage vor der Landtagswahl, kommt es in Sichtweite der Absperranlagen zu einem spektakulären, aber glücklicherweise harmlos ausgehenden Verkehrsunfall. Der bayerische Landtagsabgeordnete Hans Reindl, gedankenversunken auf dem Weg nach Hause, rammt mit seinem Wagen Evi, die samt ihrem Motorrad in den Straßengraben geschleudert wird.

Der bekannte, der konservativen CSP angehörende Politiker, zeigt sich nur einen kurzen Augenblick irritiert und gibt sich sogleich jovial. Der erklärte Anhänger der Kernkraft erbietet sich Evi sogleich, sie ins nächste Krankenhaus, jedenfalls aber nach Hause zu fahren: „Man hat selten Gelegenheit, mit jungen Leuten zu reden.“ Als Evi im Handschuhfach des Wagens die Pistole des Politikers entdeckt, ergreift sie sogleich die Gelegenheit, ein politisches Zeichen zu setzen: Sie zwingt Reindl, in den Kofferraum zu steigen, holt Pit mit ins Boot, der die „Entführung“ zunächst als – wenn auch schlechten – Scherz auffasst, und richtet Reindls „Gefängnis“ im Badezimmer des Elternhauses ein, derweil ihre Mutter für ein paar Tage verreist ist.

Über Funk zum unfreiwilligen und, aus Pits Sicht, auch ungebetenen Mitwisser geworden, komplettiert „Bond“ das „Entführer“-Trio und weiß Rat, wie das natürlich sogleich von der Polizei gesuchte Fahrzeug des Politikers verschwinden kann – im Ferienhaus eines Parteibonzen aus Nordrhein-Westfalen. Während Evi und Pit den Abgeordneten beeinflussen wollen und Reindl einer tagelangen Lesung des Buches „Der Global-Gau“ aus dem Cassettenrecorder aussetzen, kann „Bond“ dieser rührend naiven Variante der „Gehirnwäsche“ nichts abgewinnen und schlägt – zumal nach massiven Suchaktionen der Polizei – vor, den CSP-Mann freizulassen.

Pit hat nach einem dieser Polizeiaktionen nicht nur seinen geliebten Hund, sondern auch die Freiheit verloren. Und Reindl ist, sozusagen in Abwesenheit, am Ende des vierten Tages seiner Gefangenschaft im Badezimmer der Finkes, mit satten 51,3 Prozent der Wählerstimmen in seinem Wahlkreis Schwandorf wiedergewählt worden – die erste „Absolute“ nicht nur in seiner Karriere, sondern in der Parteigeschichte dieses fränkischen Sprengels überhaupt.

Die so auf zwei Mitglieder reduzierte „Gruppe“ entlässt Reindl in einem aufgelassenen Munitionsbunker in die Freiheit. Der hat sich derweil eine eigene, publicityträchtige Version der „politischen Entführung“ zurechtgelegt und diese ausgiebig einstudiert – wie sein Auftreten vor sicherlich zahlreichen Fernsehkameras als Bumerang für die jungen Anti-AKW-Aktivisten. Doch „Bond“, das stets adrett gewandete und eloquent-verbindlich auftretende Schlitzohr, hat Reindls Proben für seine Märtyrer-Lügengeschichte gefilmt – und dieser zweite Bumerang kommt garantiert zurück...

Hans W. Geißendörfers Polit-Streifen, der wie ein Fuchs im Schafspelz im Gewand eines harmlosen Schülerstreichs daherkommt, hat einen realen Bezugspunkt zur Anti-Atomkraft-Bewegung und zum Widerstand gegen die WAA Wackersdorf. Man könnte die Kreise freilich weiter ziehen bis hin zu den blutigen Entführungen der RAF-Terroristen. Andererseits gehört „Bumerang, Bumerang“ zu den Vorläufern einer ganzen Reihe von Kinoerfolgen jüngerer Zeit – mit dem Gipfelpunkt „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Weingartner.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Assistant director

Script supervisor

Director of photography

Still photography

Lighting design

Set design

Construction manager

Make-up artist

Costume design

Editing

Assistant editor

Sound

Sound assistant

Audio mixing

Special effects

Music

Cast

Producer (TV)

Line producer

Unit production manager

Location manager

Production assistant

Production manager

Original video distributor

Shoot

    • 31.03.1989 - 19.05.1989: München, Oberpfalz, Ebenhausen
Duration:
2791 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Agfacolor, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 13.09.1989, 62644, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 25.10.1989, Hof, Internationale Filmtage;
TV-Erstsendung (DE): 26.08.1991, ARD

Titles

  • Originaltitel (DE) Bumerang - Bumerang

Versions

Original

Duration:
2791 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Agfacolor, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 13.09.1989, 62644, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 25.10.1989, Hof, Internationale Filmtage;
TV-Erstsendung (DE): 26.08.1991, ARD