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Spin-Off von "Fack ju Göhte": Als Chantal, eine Influencerin ohne Follower, in den Besitz eines antiken Zauberspiegels gelangt, hält sie diesen zunächst für ein Social-Media-Gimmick. Doch dann versetzt der Spiegel sie zusammen mit ihrer besten Freundin Zeynep in eine Märchenwelt, wo gleich mehrere heiratswillige Prinzen kaum glauben können, was sie da sehen: Eine so zauberhafte Prinzessin ist ihnen noch nicht untergekommen! Doch Chantal und Zeynep müssen nicht nur romantische Avancen abwehren, sondern auch gegen Flüche, tyrannische Könige und reaktionäre Märchenklischees ankämpfen. Damit nicht genug, wird bei der Suche nach einem Weg zurück in ihre Welt auch die Freundschaft der beiden auf die Probe gestellt.
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Und zwar als eine Prinzessin, „die mit den Märchenklischees aufräumt und deren Geschichte dem Publikum eine neue Sicht auf die bekannten Märchen liefert. Eine Bad Princess, wie man sie sich als Kind und vermutlich vor allem als Mädchen auch schon in Grimms Märchen gewünscht hätte, die sich nimmt, was sie will, die wild und cool drauf ist, eine große Schnauze hat und keinen Prinzen braucht, um klarzukommen“, so Bora Dagtekin im Constantin-Presseheft.
Dieser Plan, das sei schon vorweg bekundet, ist voll aufgegangen. „Chantal im Märchenland“ startet in der realen Alltagswelt einer prekären Wohn- und Lebenssituation. Chantal haust mit ihrer Mutter in einem Arbeiterschießfach und hat als Influencerin gerade mal 336 Follower. Stets an ihrer Seite ihre beste Freundin Zeynep, die sich in einer Anwaltskanzlei bewirbt. Was Chantal aus Angst, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen, hintertreibt. Beide einstige Nebenfiguren entwickeln sich im Verlauf des gut zweistündigen Geschehens zu einem Odd Couple auf Augenhöhe.
„Spieglein, Spieglein, an der Wand“: Ein antiker Spiegel, den sie für ein Social Media Gimmick halten, zieht die beiden selbstverliebten Schönheiten im wahren Wortsinn in eine Welt, von der sie noch nicht einmal geträumt haben. „Funkel, Funkel aus dem Dunkel“: Gut, dass sie mit Funkelchen von einer wenn auch recht verwirrten Fee empfangen und begleitet werden. In der opulent-barocken Umgebung, gedreht wurde im bayerischen Schloss Schleißheim, fällt Chantal durch ihre „gehobene Sprache aus der elektrischen Welt“ und ihre Ghetto-Skills auf: Sextipps und ihr Beharren auf die Gleichberechtigung der Frauen kommen in der mittelalterlichen Märchenwelt nicht gut an.
Als Fremdkörper wird Chantal aber nicht empfunden. Im Gegenteil: Sie gilt als die etwas aus der Art geschlagene Prinzessin Rosa, die Tochter des nach ewiger Jugend trachtenden Königs Wilderich (der erst 15-jährige Cooper Dillon), dessen Gattin durch einen Fluch der Hexe Sansara (Nora Tschirner) in ein Wandgemälde eingehegt worden ist. Und der selbst ein hundertjähriger Schlaf droht. Wie Dornröschen aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm von 1813.
Das in der Hauptsache Pate stand für eine dolle emanzipatorische Reise durch die internationale Märchenwelt von der Prinzessin „Erbsi“ Amalia als Prinzessin auf der Erbse über Aladin (der ohne Eltern aus Syrien nach Deutschland geflüchtete Mido Kotaini) aus Tausendundeiner Nacht bis hin zu Ritter Artolf aus der Artus-Sage. Eine wilde Mischung – und ein wilder Ritt der Hauptdarstellerin Jella Haase: „Chantal zeigt den Männern aus der Märchenwelt, wo der Hammer hängt, und kann zum ersten Mal beweisen, dass mehr in ihr steckt, als ihr immer eingeredet wurde“, so Autor und Regisseur Bora Dagtekin im Constantin-Presseheft über die am Ende etwas zu dick aufgetragene Moral von der Geschicht‘.
„Chantal im Märchenland“ ist bis in kleinste Episodenrollen (Zeki Müller, Elyas M’Barek, Jasmin Tabatabai) hochkarätig besetzt, lebt aber vor allem von Jella Haase, die selbst die offenbar unvermeidlichen Product-Placement-Szenen (Mc Donalds, Samsung, Heidepark Soltau) ironisch bricht und so erträglich gestaltet. Sie begeisterte schon von 2013 bis 2017 in „Fack ju Göhte“ und wurde für ihre umwerfende Darstellung 2014 mit einer Nominierung in der Kategorie „Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle“ für den Deutschen Filmpreis belohnt. Für ihre Nebenrolle in „Lieber Thomas“ (2021) gewann sie die begehrte „Lola“.
„Chantal im Märchenland“, von März bis Juni 2023 u.a. in den nagelneuen Penzing Studios, in den berühmten Prager Barrandov Studios und im Karlsbader Grandhotel Pupp gedreht, ist am 25. März 2024 im Mathäser Filmpalast München uraufgeführt worden.
Pitt Herrmann