Die Geschichte vom kleinen Muck

DDR 1953 Spielfilm

Inhalt

Nach Wilhelm Hauff. Ein kleiner buckliger, alter Mann, von den Kindern verspottet, erzählt ihnen eines Tages seine Lebensgeschichte – die Geschichte vom kleinen Muck, der auf der Suche nach dem Glück allerlei Abenteuer erlebt. Von einer alten weisen Frau erhält er Zauberpantoffeln und einen Stab zum Aufspüren vergrabener Schätze. Nun meint er das Glück gefunden zu haben. Mit seinen Pantoffeln verdingter sich beim Sultan als Schnellläufer. Seine Neider berauben ihn aber der Wunderdinge. Der kleine Muck entdeckt Feigen, nach deren Verzehr einem lange Ohren wachsen, und andere Feigen, die diese Verunstaltung wieder rückgängig machen. Mit Hilfe dieser Früchte bekommt er seine Sachen zurück. Er erkennt, dass nicht Reichtum, sondern Freundschaft und Hilfsbereitschaft glücklich machen.

 

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Falk Schwarz
Der dumme Sultan und der listige Muck
Wolfgang Staudte arbeitete 1952 an dem Drehbuch des Brecht-Stückes „Mutter Courage“. Doch Brecht/Weigel gaben sich störrisch und schwierig und so musste der Drehbeginn immer wieder verschoben werden. Das große DEFA/UFA Studio in Babelsberg stand derweil leer - kein guter Anblick für die erwachende Filmindustrie der DDR. Also wurde eine Verlegenheitslösung erdacht. Staudte macht einen Kinderfilm! „Ich war zuerst nicht sehr glücklich...“ sagte Staudte später. Doch wer hätte gedacht, dass Bagdad und Tausendundeine Nacht in den Babelsberger Sand gesetzt werden könnten! In fünfeinhalb Monaten Drehzeit enstand einer der teuersten und aufwendigsten Farbfilme der DEFA. Architekt Emil Zander baute eine dichte, verhältnismäßig stimmige orientalische Kulisse - in der sogar Kamele und Elefanten Platz hatten. So mutiert eine Sandkuhle im Brandenburgischen zur Wüstenoase. Die Geschichte wird durchaus frisch und faszinierend erzählt. Der dumme Sultan und seine Lakaien am Hof sind opulent gekleidet und man kriegt geradezu Sympathie für den kleinen Thomas Schmidt in der Rolle des buckligen Muck, der von seinen Mitspielern verlacht wird. Da ist alles beieinander - die Korruption am Hofe, das Leid des elternlosen Muck, die enttäuschte Prinzessin, die verräterischen Betrüger beim Sultan, die hässliche Hexe Ahavzi. Und dazwischen all die tiefbraun geschminkten Gesichter der Brandenburger Kinder. Ein Märchen gegen die menschliche Trägheit, gegen den Krieg und für mehr Liebe und gegenseitige Zuneigung. Der große Turban des kleinen Muck, die weiten Hosen, die Zauberpantoffeln, die langen Eselsohren des Sultans - für Staudte ist die „fantasievolle Ferne eine Erholung“ (Netenjakob). Keine zweiten Ebenen, keine politischen Anspielungen, keine Gesellschaftskritik. Ein Märchen im realen Sozialismus. Aber eben ein Märchen.
Heinz17herne
Heinz17herne
„Wer mir einen solchen Auftrag gibt, der muss wissen, dass ich ein Entzauberer bin. Wir leiden immer noch an den Folgen einer falschen Pädagogik“, so Wolfgang Staudte über den Defa-Auftrag der Leinwand-Adaption der romantischen Vorlage Wilhelm Hauffs von 1826. „Wenn wir heute Märchen gestalten, dürfen wir nicht die Poesie zerstören, aber die Dämonie, das Brutale usw. müssen wir herausnehmen“ vermerkt das Protokoll des Künstlerischen Rates vom 6. Dezember 1952. Staudte sollte ursprünglich Bertolt Brechts Bühnenstück „Mutter Courage und ihre Kinder“ verfilmen nach einem Drehbuch von Emil Burri und Brecht selbst. Aber gleich zwei Versuche scheiterten an seinen Vorschlägen zur Besetzung der Titelrolle, weder Anna Magnani (1952) noch Simone Signoret (1955) fanden die Zustimmung Brechts. Sodass vor der deutsch-schwedischen Koproduktion „Leuchtfeuer“ (1954) dieses opulent ausgestattete und vom aus dem Westen geholten Kameramann Robert Baberske auf neuem Agfa-Material auch so verfilmte Märchen der vorletzte Defa-Film Staudtes sein sollte.

Der unter ökonomisch problematischen Verhältnissen in Babelsberg entstand. Denn für den West-Regisseur waren Apfelsinen, Pampelmusen und Erdnüsse in der Dekoration des Hochzeitssaales eine Selbstverständlichkeit, für die Defa-Requisiteure, die solche Importwaren mit dem Wechselkurs von 7:1 in West-Berlin erwerben mussten, ein teurer Luxus. 160 Elefanten, Kamele, Araberpferde, eine Löwin, Rhesusaffen, Papageien und Pfauen kamen aus den Zoos von Halle und Leipzig sowie vom Zirkus Busch. Die Dreharbeiten zum Wettrennen um den Brunnen im Hof des Sultanpalastes wurden am 17. Juni 1953 von sowjetischen Panzern gestört, die am Potsdamer Defa-Freigelände vorbeirollten, um den Volksaufstand gegen höhere Arbeitsnormen und demokratische Rechte im „demokratischen Sektor“ Berlins blutig niederzuschlagen.

Die Titelrolle spielte der elfjährige Sohn der Frau des Drehbuchautors Peter Podehl, Thomas Schmidt. Der spätere Medizinprofessor, 2008 mit 66 Jahren in Hannover gestorben, war eine zufällige Entdeckung, sollte den Muck doch ursprünglich ein Erwachsener spielen. „Die Geschichte vom kleinen Muck“ zählt zu den erfolgreichsten Defa-Märchenproduktionen überhaupt mit 13 Millionen Zuschauern in über 60 Ländern. Seinen weltweiten Siegeszug trat er bei den Filmfestspielen 1954 in Locarno an und war der Lieblingsfilm etwa auch des charismatischen nordvietnamesischen Staatschefs Ho Chi Minh. Das auflagenstarke FDJ-Organ „Junge Welt“ jubelte nach der Uraufführung: „Nur in einem Staat, in dem das Volk regiert, ist es möglich, mit so großen Mitteln Filme herzustellen, die den Stoff aus dem reichen nationalen Erbe des Volkes schöpfen.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dramaturgie

Standfotos

Bauten

Schnitt

Musik

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • 15.02.1953 - 31.07.1953: Brandenburg; Defa-Studios Potsdam-Babelsberg
Länge:
2737 m, 100 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Agfacolor, Mono
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.06.1955, 10088, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.12.1953, Berlin, Babylon;
TV-Erstsendung (DD): 29.01.1954, DDR-TV;
Erstaufführung (DE): 26.12.1955

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Geschichte vom kleinen Muck
  • Weiterer Titel Ein Abenteuer aus 1001 Nacht
  • Weiterer Titel (DE) Die Abenteuer des kleinen Muck

Fassungen

Original

Länge:
2737 m, 100 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Agfacolor, Mono
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.06.1955, 10088, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.12.1953, Berlin, Babylon;
TV-Erstsendung (DD): 29.01.1954, DDR-TV;
Erstaufführung (DE): 26.12.1955

Auszeichnungen

IFF Montevideo 1956
  • Urkunde
IFF Edingurgh 1956
  • Ehrende Anerkennung