Good Bye, Lenin!

Deutschland 2001-2003 Spielfilm

Inhalt

Wolfgang Beckers großer Kinoerfolg reaktiviert die DDR zu neuem Leben: Alex erlebt das Jahr 1989 im Arbeiter-und-Bauern-Staat nicht gerade politisch engagiert. Als seine Mutter, die gerade ihre Auszeichnung als "Heldin der Arbeit" erwartet, ihn dennoch auf einer Demonstrationen entdeckt, fällt sie ins Koma, noch bevor die Mauer fällt. Monate später erwacht sie, und weil ihr schwaches Herz ausdrücklich der Schonung bedarf, soll sie nichts von den dramatischen Neuerungen mit dem Untergang der DDR erfahren. Alex, unterstützt von seiner Schwester Ariane und seinem Arbeitskollegen Denis, arrangiert alles in der bereits neu gestylten Wohnung wieder nach DDR-"Schick" und achtet darauf, dass nichts im Blickfeld der Pflegebedürftigen die Veränderungen verrät. Das erweist sich zusehends als keine leichte Übung, denn schon bald verlangt die überzeugte Sozialistin auch nach Informationen und also der "Aktuellen Kamera". Doch auch dafür findet Alex eine Lösung, mit der die Wirklichkeit in einem ganz neuen Licht erscheint.

 

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die DDR lebt weiter – auf 79 Quadratmetern! Darauf muss man erst einmal kommen, und wie zündend die Idee Bernd Lichtenbergs und Wolfgang Beckers war, davon zeugt der enorme Erfolg an der Kinokasse. Freilich: Wer Hannes Stöhrs Debutstreifen „Berlin is in Germany“, der auf der Berlinale 2001 mit dem „Panorama“-Publikumspreis ausgezeichnete Abschlussfilm der Berliner Filmhochschule dffb, gesehen hat, dem kommen Zweifel, wem eigentlich das filmische Copyright am Stoff gehört.

Der Stoff kann sich sehen lassen: Der 22-jährige Alex Kerner verliert mit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung seinen Job bei der PGH-Fernsehreparatur, die „abgewickelt“ wird. Er arbeitet jetzt bei einem West-Berliner Unternehmen, das den Osten mit Satellitenschüssel versorgt – im Stil einer Drückerkolonne. Seine Schwester Ariane hat ihr Studium geschmissen, um bei Burger King in einem Drive-in zu jobben, nicht zuletzt, weil auch ihr neuer Freund dort tätig ist.

Die Mutter der beiden, die Musiklehrerin Christiane Kerner, wurde durch die Westflucht ihres Mannes nach einer Dienstreise im Sommer 1978, als Kosmonaut Sigmund Jähn der erste Deutsche im All war, zu einer glühenden Anhängerin des real existierenden Sozialismus Marke SED-Bürokratie. Als sie auf dem Weg zur 40-Jahr-Feier der DDR im Palast der Republik in eine der berühmten „Wende“-Demonstrationen gerät und glaubt, ihren Sohn unter den Demonstranten – und den von der Polizei Festgenommenen – zu erkennen, erleidet sie zunächst vor Schreck einen Herzinfarkt – und fällt dann in der Klinik ins Koma.

Von der Wiedervereinigung bekommt Christiane ebensowenig etwas mit wie vom Fall der Mauer, von der Abdankung Erich Honeckers und dem Zerfall des einstigen Ostblocks. Als sie im Sommer 1990 aus dem Koma erwacht, befürchten die Ärzte die Folgen jeder noch so kleinen Aufregung. So versucht Alex mit Hilfe eines Arbeitskollegen, ihr den Schock des totalen Wandels zu ersparen. Mitten in einer Ost-Berliner Plattenbausiedlung lässt Alex ein Stück DDR wiederaufleben: Das Wohnzimmer, in dem die nach wie vor schwer erkrankte Mutter liegen muss, stattet er mit längst im Sperrmüll entsorgten Devotionalien so originalgetreu wie möglich aus.

Doch damit nicht genug: Mit Hilfe von jugendlichen Komparsen, die gegen eine Taschengeld-Aufbesserung wieder in alte Pionier-Blauhemden schlüpfen und das sozialistische Aufbau-Liedgut rekapitulieren, der einstigen Hausgemeinschaft von der Karl-Marx-Allee (Paraderolle für Jürgen Holz) sowie dem früheren, inzwischen längst geschassten und dem Alkohol verfallenen Kollegen Schulleiter Klapprath wird der „Beweis“ erbracht, dass die alte DDR weiter existiert.

Da nun ausschließlich Westprodukte in den einstigen HO- und Konsumläden, die sich große westdeutsche Konzerne unter den Nagel gerissen haben, erhältlich sind, müssen Gurken in alte Spreewald-Gläser abgefüllt werden. Gleiches geschieht mit Mokka-Fix und den anderen Lebens- und Genussmitteln des untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaates. Eine aufwendige Prozedur, der sich Alex’ Schwester Ariane zunehmend entzieht.

Das geht so lange gut, wie eine Gardine den Blick aus dem Krankenzimmer nach draußen versperrt. Aber mit fortschreitender Genesung erweitert sich der Aktionsradius der Mutter – und so rückt plötzlich eine überdimensionale Coca-Cola-Reklame an der Hauswand gegenüber ins Blickfeld. Was tun? Zumal die Mutter auch nach ihren TV-Lieblingssendungen „Aktuelle Kamera“ und „Schwarzer Kanal“ fragt.

Alex’ junger Kollege Denis weiß Rat: Der begeisterte Video-Freak plündert alte Bänder des DDR-Fernsehens und stellt historische Aufnahmen mit neuproduzierten Spots, etwa zum Siegeszug der kapitalistischen Koffein-Brause im real existierenden Sozialismus, zu neuen, scheinbar aktuellen Nachrichtensendungen zusammen. Dabei mutiert Sigmund Jähn gar zum neuen Staatsratsvorsitzenden!

Kritisch wird’s, als Mutter Christiane wieder laufen lernt. Ein Ausflug in die alte, inzwischen längst verwilderte Datsche mag noch angehen – im hellblauen Trabi und bei verbundenen Augen. Aber als sie eines Tages im Bademantel schlicht reißaus nimmt, versteht sie die Welt draußen nicht mehr: Ein Autohaus verkauft ausschließlich West-Marken wie BMW und Mercedes, in die Nachbarwohnung ziehen junge „Wessis“ ein – und eine Leninstatue wird mit einem Hubschrauber abtransportiert. Alex rettet sich mit einer letzten Lüge: Westdeutschland ist in eine so schwere Wirtschaftskrise geraten, dass die DDR nun junge Leute aus dem kapitalistischen Ausland aufnimmt...

Als „Good bye, Lenin“ im Wettbewerb der 53. Berlinale uraufgeführt wurde, ahnte noch niemand den ungeheuren Kassenerfolg, der schon wenig später einsetzte – und zwar in Ost und West gleichermaßen. Wolfgang Becker ist ein wirklich realsatirisch-unterhaltender Streifen gelungen mit der begnadeten Katrin Saß, die durch diesen Film endlich im „Neuen Deutschland“ angekommen ist.

Der Schluss freilich ist nichts weniger als eine biedere Anmache ans neue Publikum diesseits der ehemaligen „Zonengrenze“: In Wirklichkeit war diese Christiane Kerner gar keine in der Wolle gefärbte DDR-Sozialistin. Sie hatte nur Angst vor der Stasi, die kurz nach der Republikflucht ihres Gatten an der Karl-Marx-Allee auftauchte und damit drohte, die beiden Kinder ins Heim zu stecken. Auch für diese überraschende finale Volte hat Stöhrs „Berlin is in Germany“ den besseren Plot geliefert...

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Schnitt

Musik

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Kamera

Kamera-Assistenz

2. Kamera

Optische Spezialeffekte

Titelgrafik

Bau-Ausführung

Spezial-Maske

Kostüme

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Synchron-Ton-Schnitt

Geräusche-Schnitt

Geräusche

Mischung

Casting

Musik

Darsteller

Produzent

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Post-Production

Erstverleih

Dreharbeiten

    • 27.08.2001 - 30.11.2001: Berlin, Nordrhein-Westfalen
Länge:
3322 m, 121 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.01.2003, 92694, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 09.02.2003, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 13.02.2003;
TV-Erstsendung: 06.03.2006, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Good Bye, Lenin!
  • Schreibvariante Goodbye Lenin

Fassungen

Original

Länge:
3322 m, 121 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.01.2003, 92694, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 09.02.2003, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 13.02.2003;
TV-Erstsendung: 06.03.2006, Arte

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2003
  • Lola, Bester Schnitt
  • Lola, Publikumspreis: Schauspieler des Jahres
  • Lola, Beste Musik
  • Lola, Bester Nebendarsteller
  • Lola, Beste Regie
  • Lola, Bester Hauptdarsteller
  • Lola, Bestes Szenenbild
  • Lola in Gold, Bester Spielfilm
IFF Berlin 2003
  • Blauer Engel, Bester europäischer Film
Bayerischen Filmpreis 2003
  • Publikumspreis