Inhalt
Der Müller und ehemalige Hauptmann Florian hat sein Geld für den Krieg gegen Napoleon gegeben. Als er nach dem Krieg keinen Schadensersatz für seine zerstörte Mühle erhält, sondern auch noch Steuern für sie zahlen soll, macht er sich auf den Weg nach Wien, um dort vor dem Kongress sein Recht einzuklagen. Unterwegs rettet er die Duchessa von Guastalla bei einem Überfall. Auch sie will vor dem Wiener Kongress um ihr Recht kämpfen, denn Kaiser Franz II. macht ihr das Erbe streitig. Nach einigen Verwicklungen und Degengefechten kommen der listige Florian und die schöne Duchessa zu ihrem Recht – und werden ein Paar.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Undank ist des Kaisers Lohn, was sich Florian nicht gefallen lassen will. Er jagt die Pfänder zum Teufel und macht sich auf nach Wien, wo die die adligen Herrscher nach dem Sieg über Napoleon die Pfründe neu verteilen. Am Rande des mehr tanzenden als tagenden Kongresses will Florian sein Recht einklagen. Wie die junge Witwe Josephine, Duchessa von Guastalla, der Kaiser Franz II. ihr Erbe streitig macht zugunsten seiner eigenen Tochter. Wie es der Zufall will, rettet Florian, als blinder Passagier auf ihre Kutsche gesprungen, Josephine, die incognito mit der Freifrau von Colloredo als deren Zofe reist, bei einem Überfall. Der offenbar politisch motiviert ist: der Wiener Polizeidirektor (Rolf Hoppe als Metternichs Geheimdienstchef) fahndet nach einem geheimen Brief des internierten Napoleon, den Josephine bei sich trägt – und die Freifrau nun sicherheitshalber heimlich in Florians Uniformjacke einnäht.
Bei einem Zwischenstopp im Colloredo-Schloss stellt sich heraus, dass Nepomuk, Verwalter der Freifrau, als Agent „Ypsilon“ ebenfalls im Dienste Metternichs steht. Aber auch die betreibt ein doppeltes Spiel, will nicht nur besagten Brief des Franzosen an sich bringen, sondern auch Josephines Heiratsurkunde, mit dem die Duchessa ihre Erbansprüche zu untermauern gedenkt. Ein Intrigantenstadel, in dem Florian schon 'mal den Überblick verlieren kann, was dem Zuschauer nicht viel anders geht. Ersterer wird als vermeintlich vergifteter Vorkoster seiner Majestät in Wien vom besoffenen Medicus (Herbert Köfer) für tot erklärt und zur späteren Sektion in dessen Behandlungsräume verfrachtet. Mit Hilfe einer frommen Frau (Carmen-Maja Antoni), die eine sofortige „Leichenöffnung“ verhindern kann, überlebt Florian glücklicherweise seine wilden Träume von wogenden Kornfeldern, vom Wind befeuerten rotierenden Mühlrädern, einem bunten Erntedankfest und einer, nein: seiner Braut ganz in Weiß – Josephine. Von einem heftigen Windstoß geweckt platzt Florian mitten hinein in einen opulenten Hofball – samt skurrilem Kronleuchter-Ballett.
Der Fürstkanzler hat allerdings kein Ohr für seine Regressforderung und lässt Florian in die „Schatzkammer“ führen, die sich als Gefängnis entpuppt. Aus dem ihm sein alter Kamerad und Freund Amadeus heraushilft, der ihn kurzerhand zum Trommler der berittenen Palastwache befördert, die gerade die Herzogin von Guastalla eskortiert. So sieht Florian „seine“ Josephine wieder und lernt bei dieser Gelegenheit auch ihre beste Freundin, die Tänzerin Fanny Schauendorf kennen. Auch sie verfolgt am Rande des Wiener Kongresses höchst eigene Interessen, stellt den beiden von Metternichs Agenten Verfolgten aber ihren Gartenpavillon als sicheres Quartier zur Verfügung...
Leichte Kost ist Mitte der 1960er Jahre angesagt in den Babelsberger Studios. So brachte Ralf Kirsten 1964 die Komödie „Mir nach, Canaillen“ nach dem Roman „Eine Sommerabenddreistigkeit“ von Joachim Kupsch mit Manfred Krug heraus, die Mitte des 18. Jahrhunderts in Preußen, Hannover und Sachsen spielt. Nach diesem Vorbild, aber vergleichsweise sehr viel umständlicher, inszenierte Werner W. Wallroth allzu frei nach historischen Tatsachen „Hauptmann Florian von der Mühle“, eine Adaption der Erzählung „Die Winternachtsabenteuer“ von Joachim Kupsch. Die als erster Defa-Film auf Orwo Color im 70-mm-Format in die Babelsberger Historie eingehen sollte, gedreht mit großer Ausstattung und einem Riesenaufgebot von Defa-Stars. Darunter auch Herbert Köfer, der am 17. Februar 2021 seinen 100. Geburtstag feiern konnte als ältester noch berufstätiger Schauspieler der Welt. Allerdings ist diese krude Mantel- und Degenkomödie von schlichtester Machart, bis hin zur Tortenschlacht ist kein Klamauk ausgespart. Die Kameraleute haben immer wieder die beiden Haudrauf-Protagonisten Manfred Krug und Rolf Herricht ins beste Licht gerückt – als Bud Spencer und Terence Hill im Babelsberger Spaghetti-Western in historischem Gewand. Zum guten Schluss hat der Müller Florian der ganzen tumben blaublütigen Mischpoke eine lange Nase gedreht und fährt zu viert, noch dabei Doris Abeßer als Nanderl, mit Säcken voller Geld retour in die Heimat, wo im Handumdrehen die Mühle repariert und das erträumte Erntedankfest-Spektakel Wirklichkeit wird.
Pitt Herrmann