Auf der anderen Seite

Deutschland Türkei Italien 2006/2007 Spielfilm

Inhalt

Fatih Akins Ensemblefilm erzählt von einer Reihe von Menschen aus Deutschland und der Türkei, die sich nicht kennen, deren Lebenswege sich jedoch schicksalhaft kreuzen. Da wäre zum Beispiel Charlotte, Ende 20, die sich in die gleichaltrige Ayten Öztürk verliebt, eine politische Aktivistin, die sich illegal in Deutschland aufhält. Charlottes Mutter Susanne aber, eine vereinsamte Alt-68erin, hat andere Pläne für ihre Tochter. Dann wäre da noch Nejat Aksu. Er ist Anfang 40 und Deutschlands erster und einziger türkischstämmiger Germanistik-Professor. Eines Tages überredet dessen Vater Ali die Türkin Yeter, die sich in Deutschland prostituiert, um ihrer in Istanbul geglaubten Tochter Ayten das Studium zu finanzieren, bei ihm einzuziehen. Als Yeter plötzliche stirbt, macht sich Nejat auf den Weg in die Türkei, um Ayten zu suchen. Unterdessen wird Ayten aufgegriffen und in die Türkei zurück geschickt. So macht sich auch Charlotte auf die Suche.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Yeters Tod“. Hansestadt Bremen. Rund um den „Roland“ vor dem Rathaus werden rote Fahnen geschwenkt bei einer Demonstration. Für oder gegen was, wird nicht recht deutlich, geht es um die Freiheit Kurdistans? Als der pensionierte Witwer Ali Aksu der ebenfalls türkischstämmigen Prostituierten Yeter Öztürk begegnet, glaubt er, dass sie seiner Einsamkeit ein Ende setzen könnte. Er schlägt ihr vor, gegen eine regelmäßige monatliche Unterstützung in der Höhe ihres bisherigen Einkommens mit ihm zusammen zu leben.

Ali meint, sich die 3.000 Euro monatlich leisten zu können. Schließlich hat er gerade auf der Galopprennbahn mit einem Außenseiter-Tipp 700 Euro gewonnen. Und sein Sohn Nejat arbeitet als Germanistik-Professor an der Hamburger Universität – das müsste reichen. Yeter willigt allerdings erst in den Deal ein, als sie in der Straßenbahn von drei jüngeren Landsleuten, die ihr offenbar aufgelauert haben, bedroht wird: Sie soll ihrem Gewerbe nicht weiter nachgehen.

Als Nejat wieder einmal bei seinem Vater zu Gast ist, zeigt er sich wenig erfreut über dessen Wahl. Allerdings wächst sein Respekt gegenüber der liebenswürdigen Yeter, als er entdeckt, dass sie seit langem den größten Teil ihres schwer verdienten Geldes nach Hause in die Türkei schickt, um das Studium ihrer Tochter zu finanzieren. Doch Yeter hält es nicht länger beim halsstarrigen Alten aus, der auch nach einem Herzinfarkt nicht daran denkt, sein Machogehabe aufzugeben. Es kommt zu einem Handgemenge, bei dem Yeter tödlich verunglückt. Während der Sarg mit ihrem Körper auf dem Istanbuler Flughafen ausgeladen wird, muss sich Ali an die klaustrophobische Enge seiner neuen Umgebung im Bremer Gefängnis gewöhnen.

Nejat, der sich von seinem Vater losgesagt hat, reist nach Istanbul, um Yeters Tochter Ayten aufzuspüren. Sozusagen als Wiedergutmachung für die Tat seines Vaters möchte er Aytens Studium finanzieren. Die Polizei ist ihm bei der Suche keine Hilfe, Ayten gehört offenbar einer (kurdischen?) Untergrundgruppe an. So beschließt Nejat kurzentschlossen, den Beamtenjob in Deutschland an den Nagel zu hängen und in der Türkei zu bleiben. Er übernimmt eine deutsch-türkische Buchhandlung und lässt Flugblätter mit dem ungefähren Porträt der Gesuchten drucken.

„Lottes Tod“. Wieder eine Demonstration, nun in Istanbul. Die Polizei schlägt massiv zu, nur in allerletzter Minute kann sich eine junge Frau auf das Dach eines Wohnhausblocks retten und dort ihre Waffen verstecken. Es ist, wie sich später herausstellt, Neyat, die sich nach Hamburg absetzen kann, weil sie über deutsche Papiere verfügt. Ihr Ziel ist es, nach Bremen zu gelangen, um ihre Mutter ausfindig zu machen. Am Flughafen wird sie von eben den Männern in Empfang genommen, die ihrer Mutter gedroht haben.

Allein und abgebrannt hat sich Ayten in die Hamburger Uni geflüchtet, wo es in der Mensa das billigste Essen und einen kostenlosen Schlafplatz gibt – und sei es in der Germanistik-Vorlesung von Professor Nejat Aksu. Ayten wird von der etwa gleichaltrigen deutschen Studentin Charlotte Staub aufgelesen und mit nach Hause genommen, worüber Lottes Mutter Susanne zunächst alles andere als erfreut ist.

Sie unterstützt dennoch einen Asylantrag Aytens auch in mehreren juristischen Verfahren. Nachdem dieser endgültig abgelehnt worden ist, muss Ayten zurück in die Türkei – wo sie noch am Flughafen festgenommen und in ein berüchtigtes Istanbuler Frauengefängnis gesteckt wird. Lotte hat sie begleitet, kann sie nach geraumer Zeit auch im Knast besuchen. Und nimmt einen Auftrag an, der sie - durch unglückliche Verkettung der Ereignisse – das Leben kosten wird. Wieder wird auf dem Istanbuler Flughafen ein Sarg verladen.

„Auf der anderen Seite“. Charlotte hatte nur kurz in einem Hotel wohnen können und war dann zur Untermiete beim inzwischen als Buchhändler tätigen Nejat untergekommen. Dort zieht es nun auch die Mutter der Verstorbenen, Susanne, hin, die sich auf die Spuren ihrer Tochter begibt, zumal sie in Lottes Tagebuch manche Parallelen zur eigenen wildbewegten 1968er Vergangenheit entdeckt hat. Auch mit Ayten nimmt sie Kontakt auf, die von Schuldgefühlen geplagt mit der Wahrheit über Lottes Tod nicht herausrückt. Susanne Staub kommt mit sich selbst ins Reine und nutzt die Gabe, die zurückgewonnene innere Freiheit auf andere zu übertragen. Ayten sagt sich von den terroristischen Aktivisten los, darf das Gefängnis verlassen und kann wieder studieren. Nejat und Susanne kommen sich näher. Am Ende hockt der Professor, nachdem er im Auto die halbe Türkei durchquert hat, wie ein kleiner Bub am Schwarzmeerstand, um auf die Rückkehr seines Vaters zu warten, der zum Fischen herausgefahren ist...

„Auf der anderen Seite“ ist Fatih Akins zweiter Film der Trilogie „Liebe, Tod und Teufel“. Er verknüpft scheinbar zufällig die Lebensgeschichten von sechs Menschen verschiedener Kultur- und Lebenswelten, deren Wege sich kreuzen, ohne sich zu berühren. Erst der zweifache Tod führt sie am Ende zusammen. Der nachhaltig beeindruckende Film ist durch eine starke Strukturierung (Demonstrationen, Sargtransport, Zwischentitel) ebenso geprägt wie durch die Verschiebung der Zeitachsen. Er erzählt eine Geschichte von Türken in Deutschland und Deutschen in der Türkei. Vor allem aber erzählt „Auf der anderen Seite“ anrührende Vater-Sohn- und Mutter-Tochter-Geschichten – und dass bei ihnen Kultur- oder Religionszugehörigkeit absolut keine Rolle spielen. Free-TV-Premiere war am 8. April 2011 in der ARD.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Script

Drehbuch

Kamera-Assistenz

Material-Assistenz

2. Kamera

Standfotos

Kamera-Bühne

Requisite

Außenrequisite

Innenrequisite

Schnitt

Ton-Design

Ton

Ton-Assistenz

Mischung

Casting

Musik

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Produktions-Koordination

Sonstige Produktionsangaben

Dreharbeiten

    • 20.07.2006 - August 2006: Bremen, Hamburg, Lübeck, Instanbul, Trabzon
Länge:
3301 m, 122 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 04.09.2007, 111215, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 23.05.2007, Cannes, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 27.09.2007

Titel

  • Originaltitel (DE) Auf der anderen Seite
  • Originaltitel (TR) Yaşamin kiyisinda
  • Originaltitel (IT) Ai confini del paradiso

Fassungen

Original

Länge:
3301 m, 122 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 04.09.2007, 111215, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 23.05.2007, Cannes, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 27.09.2007

Auszeichnungen

Schnitt-Preis 2008
  • Bester Schnitt in der Kategorie Spielfilm
Deutscher Filmpreis 2008
  • Lola, Bester Schnitt
  • Lola, Beste Regie
  • Lola, Bestes Drehbuch
  • Lola in Gold, Besten Spielfilm
Preis der deutschen Filmkritik 2007 2008
  • Bester Schnitt
Bayerischer Filmpreis 2008
  • Beste Regie
Europäischer Filmpreis 2007
  • Drehbuchpreis
IFF Antalya 2007
  • Beste Nebendarstellerin
  • Bester Nebendarsteller
  • Beste Regie
  • Großer Preis der Jury
IFFI Antalya 2007
  • Bester Schnitt
Europaparlament Brüssel 2007
  • LUX-Filmpreis
IFF Cannes 2007
  • Drehbuchpreis
  • Bestes Drehbuch