Biografie
Viktor Schwanneke, wurde am 8. Februar 1880 in Hedwigsburg/Kreis Wolfenbüttel geboren. Er arbeitete zunächst als Bankangestellter in Hannover, wo er um 1900 auch sein erstes Engagement als Schauspieler an der Sommerbühne des Union-Theaters in der Maschstraße erhielt. Ab 1904 folgten Engagements in Rudolstadt/Thüringen, Frankfurt/Oder und Stettin. 1907 wurde die Tochter Ellen (Schauspielerin, 1907-1972) geboren. Ab 1908 war er in München am Hoftheater tätig, bis er 1916 zum ersten Mal nach Berlin zog. In dieser Zeit kam die zweite Tochter Inge (ebenfalls Schauspielerin, 1914-1988) zur Welt.
Zwei Jahre später zog es Schwanneke wieder nach München, diesmal als Intendant am Bayerischen Staatstheater. In München war er u. a. mit Thomas Mann, Lion Feuchtwanger und Wilhelm Speyer bekannt. Er verwaltete zudem das Klara-Ziegler-Museum (Theaterschauspielerin), aus dessen Bestand er Teile verschenkte. Deshalb und weil ein Flügel aus dem Besitz des Staatstheaters seine Wohnung als nicht autorisierte Dauerleihgabe zierte, was man ihm in München nicht verzieh, kehrte er 1920 nach Berlin zurück, wo er als Schauspieler und Regisseur, aber auch gewerkschaftlich tätig war.
Schwanneke war in 20 Filmen, oft in Nebenrollen, zu sehen, so 1922 in "Der Liebe Pilgerfahrt" mit Gustav von Wangenheim, 1924 mit Rudolf Forster in "Horrido" und in "Komödianten" mit Lya de Putti. 1930 drehte er "Liebeswalzer" mit Lilian Harvey und "Ein Burschenlied aus Heidelberg" mit Willi Forst (Drehbuchbeteiligung: Billy Wilder), dem 1931 unter der Regie von Joe May "...und das ist die Hauptsache?" folgte.
Bereits 1921 gründete er die Viktor Schwanneke Filmgesellschaft. In diesem Jahr eröffnete er auch gemeinsam mit dem Dramaturgen Othmar Keindl in der Rankestraße 4 'Stephanies Weinstube' (nach dem Vornamen seiner Ehefrau), besser bekannt als Schwannecke (mit "c"), das innerhalb kurzer Zeit zum Szenetreffpunkt wurde, auch weil im Schwannecke die Speisen und die Weinkarte vorzüglich waren. Hier trafen sich Schriftsteller und Theaterkritiker, wie Ödön von Horvath, Carl Zuckmayer, Joseph Roth, Franz Hessel, Norbert Jacques oder Eugen Szatmari. Aber auch Schauspieler und Regisseure fanden sich im Schwannecke ein. So war Erik Ode, später bekannt als Kommissar der gleichnamigen ZDF-Serie, dort Gast seines Vaters Fritz Odemar, ebenfalls Schauspieler. Zu Gast waren u. a. Fritz Kortner, Werner Krauß, Rudolf Forster, Elisabeth Bergner oder der Komponist Friedrich Hollaender.
Auch opulente und ausschweifende Premierenfeiern fanden im Schwannecke statt. So erzählt Robert Stemmle, dass er morgens um 2 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof den Komiker Josef Sieber getroffen habe, der mit einem Herrn, dem er gerade die Haare kämmte, die Krawatte getauscht hatte. Sieber gab an, dass man dort eine Premiere gefeiert habe. Stemmle fragte "Heute?", Sieber darauf "Nein, vorgestern". Für diese Anekdote und für Franz Hessels Bemerkung, dass man "noch weiterzieh'n (könnte) in den dämmernden Morgen. 'Schwannecke' hat für die Seinen noch eine Seitenpforte offen" ("Von der Lebenslust"), liefert Norbert Jacques eine Erklärung: Um die streng kontrollierte Sperrstunde zu umgehen (deswegen die Benutzung des Seiteneingangs ab Mitternacht), hatte Schwanneke einen Film-Club "gegründet" (daher "die Seinen"), in dem man so lange sitzen konnte, wie man wollte.
Viktor Schwanneke verstarb am 9. Juni 1931. Das Grab ist nicht erhalten.
Autor: Rüdiger Erdmann