Kollision

DDR 1976/1977 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Wer desertiert, hat kein Wohnrecht mehr“: Der Veterinär Dr. Rudolf Boelssen bestätigt seinen Ruf als unerträglicher Zeitgenosse, als er seine Schwiegereltern mit diesen Worten vor die Tür setzt. Dabei wollten die Niemanns nur einige Sachen ihrer Tochter Ilse abholen, die einst für ihren in der Forschung tätigen Gatten ihr Studium aufgab. Bereits vor einem Jahr hat sie sich von diesem selbstgerechten Misanthropen getrennt und nun als Briefträgerin auf der Insel Hiddensee eine neue Existenz aufgebaut. Doch Boelssen verweigert nicht nur die Herausgabe der Gegenstände, die schließlich mit seinem Geld erworben worden seien, sondern auch die Scheidung.

Er musste vor fünf Jahren eine berufliche Niederlage einstecken, von der er sich bis heute nicht erholt hat und die sein aufbrausendes Wesen wenn auch nicht entschuldigt so doch erklärt: Weil seine durchaus erfolgsversprechenden Untersuchungen über Enzyme am Institut für Futtermittelforschung außerhalb seines eigentlichen Forschungsgebietes lagen, strengte sein Chef, Professor Siegfried Preckwinkel, ein Disziplinarverfahren an, das Boelssen letztlich die Stellung kostete. Seitdem schlägt er sich als Tierarzt auf dem Lande durch – zur Freude des Dolgendorfer Gestütsleiters Hinze und der Genossenschaftsbauern über den fachlich über jeden Zweifel erhabenen Veterinär.

Als Boelssen nun in einem Sonderdruck der Fachzeitschrift „Veterinär-Medizin“ die Ergebnisse seiner damaligen Forschungen liest, als Autor aber nur sein einstiger Vorgesetzter genannt wird, nimmt er die Fähre nach Hiddensee, um Preckwinkel, der dort die Ferien zusammen mit seiner Frau Isolde in seinem Sommerhaus verbringt, zur Rede zu stellen. Er handelt sich eine deutliche Abfuhr ein: „Die Zeit der wissenschaftlichen Alleingänge ist vorbei“ muss sich Boelssen anhören, der Vorwurf des Plagiats sei lächerlich. Der um die Anerkennung seiner Forschung Geprellte droht, die Angelegenheit mit einem Brief an den Verlag öffentlich zu machen. Weshalb Preckwinkel, um sich vor seiner Gattin keine Blöße zu geben, ein Treffen am Abend in der Sanddorn-Klause vorschlägt.

Am anderen Morgen findet die Tochter einer Urlauberfamilie eine zunächst nicht zu identifizierende männliche Leiche im Brackwasser. Weil der Abschnitts-Bevollmächtigte, Unterleutnant Gustav Stresow, keine Papiere bei dem Toten findet und auch aus dem Bezirk keine Vermisstenmeldung vorliegt. Nachdem der Inselarzt einen Tod durch Ertrinken ausgeschlossen hat, alarmiert der ABV die Kriminalpolizei auf dem Festland.

Da die Ankunft von Oberleutnant Peter Fuchs und Leutnant Vera Arndt auf der Insel rasch die Runde gemacht hat, liefert der nur „Gänse-Hinnerk” genannte Rentner Heinrich Lüttjebann, der mit seinem Einspänner neben der Post auch Gepäckstücke der Urlaubsgäste transportiert, auf den Rat seiner Frau Minna die Tasche des bei ihm abgestiegenen Rudolf Boelssen bei der Polizei ab – in der nicht unberechtigten Hoffnung, der ABV werde über das Versäumnis der Meldepflicht noch einmal hinwegsehen.

Da nun die Identität des Toten geklärt ist, wird zunächst die Dolgendorfer Tierpflegerin Margit Hanke, Boelssens letzte „Kundin“, befragt, die den Arzt sehr gemocht hat das Geschehene aufrichtig bedauert. Bald erfahren die Ermittler, dass auch die Noch-Gattin des Toten, hier nur als Briefträgerin „Ilsing“ bekannt, auf der Insel lebt. Was sie von ihrer Ehe und den verbalen Ausfällen ihres Mannes, der sie als „Gehirnamputierte“ beschimpfte und, als ihm aufgrund einer Alkoholfahrt der Führerschein entzogen wurde, als Fahrerin missbrauchte, erzählt, empört nicht nur die empathische Vera Arndt.

Peter Fuchs konzentriert sich dagegen ganz auf den Plagiatsvorwurf des Toten, auch nachdem sich der Fischer Klaus „Kläusing“ Barhöft gestellt hat mit der Behauptung, nach einem Gelage in der Sanddorn-Klause den ebenfalls betrunkenen Boelssen, der ihn als „Fischkopp“ verunglimpft hat, niedergeschlagen zu haben. Erst die Aussage der Kellnerin Brigitte „Biggy” Mauser führt zur Aufklärung des Falls: Die Saisonkraft aus Berlin hat gehört, wie „Kläusing“ dem Tierarzt gesteckt hat, dass „Ilsing“ einen neuen Freund hat - Günter Rogge, Verfahrenstechniker an Breckwinkels Institut…

In bemerkenswerter Deutlichkeit schildert dieser „Polizeiruf 110“ den Grund für die Verbitterung des Wissenschaftlers, der aber einmal mehr sich selbst im Weg gestanden hat: Boelssen hat die Diskussion innerhalb der ihm offenbar durchaus gewogenen (SED-) Kreisleitung heimlich mitgeschnitten. Weshalb es zu seiner Entlassung schon aus formalen Gründen keine Alternative gab. Ein Hinweis auf die ersten, freilich immer noch recht voluminösen Kassettenrekorder, die RFT und Sternradio zu Beginn der 1970er Jahre in der DDR herausbrachten.

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Schnitt

Ton-Assistenz

Darsteller

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 01.09.1976 - 05.11.1976: Hiddensee, Schraprode (Rügen), Bezirk Rostock, Güstrow, Güterfelde bei Potsdam [52 Drehtage]
Länge:
79 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 03.04.1977, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Kollision
  • Arbeitstitel (DD) Strandgut

Fassungen

Original

Länge:
79 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 03.04.1977, DDR-TV