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Alle Fotos (7)Biografie
Shaheen Dill-Riaz, geboren am 12. Februar 1969 in Dhaka, Bangladesch, war in seiner Geburtsstadt zunächst als Filmkritiker tätig und gehörte dort auch zu den Organisatoren des Internationalen Kurzfilm-Festivals. 1991 begann er ein Studium der Philosophie in Dhaka. Nachdem er von 1989 bis 1991 am Goethe-Institut Dhaka Deutsch gelernt hatte, erhielt er 1992 vom Berliner Goethe-Institut ein Stipendium für einen zweimonatigen Sprachaufenthalt in Deutschland. Dill-Riaz blieb in Berlin und studierte für zwei Jahre Kunstgeschichte, Indische Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft. Daneben arbeitete er als Autor und Kritiker unter anderem für die deutsche Filmzeitschrift Shomingeki und für die französische Fotozeitschrift 6mois.
1995 begann er ein Diplom-Studium im Bereich Kamera an der Hochschule für Film und Fernsehen 'Konrad Wolf' in Potsdam-Babelsberg. Bereits mit seinem Abschlussfilm "Sand und Wasser" (2002) gelang Dill-Riaz ein größerer Erfolg: die Dokumentation über die schwierigen Lebensbedingungen im Jamuna-Delta lief auf mehreren internationalen Festivals und wurde mit dem Jahrespreis des DAAD sowie mit dem Babelsberger Medienpreis ausgezeichnet.
Auch in seinen nächsten Filmen befasste Dill-Riaz sich mit der Lebenssituation in seinem Geburtsland: "Die glücklichsten Menschen der Welt" (2005) dokumentierte den Alltag von vier jungen Menschen in der Metropole Dhaka; "Eisenfresser" (2007) erzählt von den unmenschlichen Bedingungen, unter denen bitterarme Saisonarbeiter im Süden Bangladeschs auf den gigantischen Schiffsabwrack-Werften arbeiten müssen. Dieser Film wurde auf mehreren internationalen Festivals ausgezeichnet und erhielt 2010 einen Grimme-Preis.
In "Korankinder" (2009) ermöglichte Dill-Riaz, der bei all seinen Filmen auch als Kameramann fungiert, einen Einblick in die hermetische Welt der Koranschulen von Dhaka. Bei der Duisburger Filmwoche 2009 gewann der Film den Publikumspreis. Fürs Fernsehen entstand die Dokumentation "Schulter an Schulter" (2012), in der er die Zusammenarbeit deutscher und afghanischer Soldaten in Afghanistan schildert. Für die TV-Reportagereihe "Fremde Kinder" drehte er zwei Folgen: "Der Netzwerker" (2011), über einen 14-Jährigen aus Dhaka, der sich ein originelles Geschäftsmodell als Telefonvermittler erarbeitet hat; und "Der Vorführer" (2012), über einen zehnjährigen Bangladeshi, der jenseits seiner prekären Lebenssituation eine unbändige Liebe zum Kino entwickelte und als Filmvorführer arbeitet. "Der Vorführer" (2012) erhielt einen Grimme-Sonderpreis "Kultur". In "Fernglück" (2015, TV) wechselte Dill-Riaz gewissermaßen die Perspektive und begleitet eine Gruppe junger deutscher Entwicklungshelfer in Bangladesh.
Neben seiner Arbeit als Filmemacher war Dill-Riaz auch als Lehrbeauftragter tätig, so etwa an der Ruhr-Uni Bochum (2011/12 und 2013/14). Film-Workshops gab er unter anderem im Auftrag der Goethe-Institute von Kabul (2013) und Khartoum (2016).
Seinen nächsten Kino-Dokumentarfilm stellte Dill-Riaz im Januar 2019 beim DocPoint Film Festival in Helsinki vor: Für "Bamboo Stories" (2018) begleitete er Bambusfäller in Bangladesch auf ihrer gefahrvollen Flussfahrt von den Bambusfeldern zu den Großhändlern in Dhaka. Der deutsche Kinostart folgte im November 2019.