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Alle Fotos (31)Biografie
Ernst Lubitsch, geboren am 29. Januar 1892 in Berlin als Sohn eines jüdischen Schneidermeisters, absolvierte nach dem Gymnasium zunächst eine Lehre in einem Stoffgeschäft und arbeitete danach als Buchhalter im Geschäft seines Vaters. Durch die Bekanntschaft mit dem Schauspieler Victor Arnold, dessen Schüler er wurde, entdeckte er seine Leidenschaft für die Schauspielerei. Nach vereinzelten Auftritten in Kabaretts und auf Kleinkunstbühnen erhielt er durch Arnolds Vermittlung im Jahr 1911 ein Engagement als Kleindarsteller an Max Reinhardts Deutschem Theater, wo er schon bald in prägnanten Rollen auftrat. Seine erste Filmrolle spielte Lubitsch höchstwahrscheinlich 1913 in "Die ideale Gattin" (ganz gesichert ist diese Information nicht). Im Jahr darauf gab er den Kommis Moritz Abramowsky in Carl Wilhelms "Die Firma heiratet", einer Produktion der "Projektions AG Union" (PAGU), für die er in den nächsten Jahren arbeitete. Sein von ihm selbst kreierter Rollentyp in diesen jüdischen "Milieukomödien" war dabei stets ähnlich und beim Publikum sehr erfolgreich: ein gewitzt vorlauter Lehrling, dem mit Dreistigkeit und Schlitzohrigkeit der Aufstieg gelingt, sodass er zum "Stolz der Firma" avanciert – so der Titel von Wilhelms und Lubitschs nächstem gemeinsamen Film.
Gegen Ende 1914 gab Lubitsch mit "Fräulein Seifenschaum" dann auch schon sein Debüt als Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion. Im Winter 1914/15 gründete er gemeinsam mit dem Schauspieler Ernst Mátray die Firma Malu-Film, für die er mindestens zwei Filme produzierte. Unabhängig davon war er zu diesem Zeitpunkt bereits ein neuer Komödien-Star und beim Publikum nicht zuletzt dank seines zuweilen etwas rüden Humors äußerst populär. 1915 rief die PAGU sogar eine eigene "Lubitsch-Serie" ins Leben. Als Autor und Regisseur zählte er Ossi Oswalda, Harry Liedtke, Victor Janson, und Margarete Kupfer zu seinen Schauspiel-Stars.
1916 entstand mit "Schuhpalast Pinkus", in dem er den Lehrling und späteren Ladenbesitzer Sally Pinkus verkörpert, einer der ersten großen Lubitsch-Klassiker. 1919 folgte (nach einer ganzen Reihe anderer Werke) mit der romantischen Komödie "Die Austernprinzessin" einer seiner bis heute berühmtesten frühen Filme, der die Kritik nicht zuletzt auf Grund seines ausgefeilten visuellen Stils und seiner originellen Dekors begeisterte.
1919 realisierte Lubitsch "Madame Dubarry", seinen ersten großer Historienfilm, der ihn auch in den USA bekannt machte. Mit "Sumurun" (1920), "Anna Boleyn" (1920) und "Das Weib des Pharao" (1921) setzte er seine Reihe an aufwändigen und kostenintensiven Historienfilmen fort. Zu seinen wichtigsten und regelmäßigen Stars gehörten Pola Negri, Emil Jannings und Henny Porten. Nachdem sich sein erstes amerikanisches Filmprojekt Ende 1921 zerschlug, kehrte Lubitsch nach Berlin zurück und nahm das Drama "Die Flamme" mit Pola Negri und Alfred Abel in den Hauptrollen in Angriff – es sollte sein letzter deutscher Film bleiben.
Ende 1922 reiste Lubitsch erneut nach New York, um auf speziellen Wunsch der Hauptdarstellerin und Produzentin Mary Pickford deren Komödie "Rosita" zu inszenieren. Während der Dreharbeiten kam es jedoch zu Differenzen zwischen Regisseur und Star – als Folge wurde trotz eines Erfolgs bei Kritik und Publikum Lubitschs Vertrag nicht verlängert.
Daraufhin erhielt Lubitsch einen Vertrag bei Warner Bros. In den kommenden drei Jahren inszenierte er für das Studio fünf Filme: "The Marriage Circle" (Die Ehe im Kreise, 1924), "Three Women" (Drei Frauen, 1924), "Kiss Me Again" (Küß mich noch einmal, 1925), "Lady Windermere's Fan" (Lady Windermeres Fächer, 1925) und "Kiss Me In Paris" (So ist Paris, 1926). Bei allen handelt es sich um temporeiche Gesellschaftskomödien, bei denen Lubitsch ein besonderes Geschick für pikante erotische Andeutungen und vielsagende Auslassungen entwickelte – womit er das Publikum begeisterte und die amerikanische Zensur düpierte. Dieser spezielle Stil wurde später als der "Lubitsch-Touch" berühmt.
Ab Mitte der 1920er Jahre gehörte Lubitsch zu den gefragtesten Regisseuren in Hollywood. 1926 löste er seinen Vertrag mit Warner, inszenierte für MGM "The Student Prince in Old Heidelberg" (Alt Heidelberg, 1927) und erhielt 1928 einen Vertrag bei der Paramount. Bei seinem ersten Paramount-Film "The Patriot" (Der Patriot, 1928) engagierte er seinen einstigen Lieblingsschauspieler Emil Jannings für die Hauptrolle. Das Berg-Melodram "Eternal Love" (Der König der Bernina, 1929) wurde Lubitschs letzter Stummfilm.
In der Folgezeit nutzte er die Möglichkeiten des Tonfilms bei einer Reihe von Film-Operetten: "The Love Parade" (Liebesparade, 1929), "Monte Carlo" (Monte Carlo, 1930), "The Smiling Lieutenant" (Der lächelnde Leutnant, 1931). Einmal mehr nahm Lubitsch dabei die Position eines stilbildenden Vorreiters ein. Auch die schlitzohrige Gaunergeschichte "Trouble In Paradise" (Ärger im Paradies, 1932) wurde zu einem Klassiker der Filmkomödie. 1934 drehte er mit "The Merry Widow" eine weitere komödiantische Operette, diesmal für MGM und nach einem Drehbuch von Ernest Vajda und Samuel Raphaelson, die in den 1930er Jahren die meisten seiner Filme schrieben.
Im Januar 1935 wurde Lubitsch von den Nationalsozialisten in Abwesenheit die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Einen Monat später ernannte man ihn zum Produktionschef der Paramount, eine Position, die er jedoch nach einem Jahr wieder abgab. Dafür wurde er im Frühjahr 1936 verantwortlicher Leiter einer eigenen Produktionsgruppe. Er drehte "Angel" (Engel, 1937) mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle und inszenierte mit den Komödien "Bluebeard's Eighth Wife" (Blaubarts achte Frau, 1938) und "Ninotchka" (Ninotschka, 1939) zwei weitere Klassiker in Folge. Als Co-Autor für die beiden letzten Filme war Billy Wilder verantwortlich, dem nicht zuletzt die satirische Schärfe der Dialoge zu verdanken ist.
Auch in den nächsten Jahren riss die Serie der Lubitsch-Meisterwerke nicht ab: 1940 drehte er die anrührende Komödie "The Shop Around the Corner" (Rendezvous nach Ladenschluß) mit James Stewart und Margaret Sullavan in den Hauptrollen, 1942 "To Be Or Not To Be" (Sein oder Nichtsein), eine bissige Satire über eine jüdische Schauspieltruppe, die ihre Flucht aus dem von Nazis besetzten Warschau plant. Wegen seiner Verulkung eines ernsten Themas von Teilen der Kritik zunächst angegriffen, ist auch dieser Film längst ein Klassiker und womöglich Lubitschs berühmtestes und beliebtestes Werk.
1943 wechselte Lubitsch zu Twentieth Century Fox und inszenierte die Gesellschaftskomödie "Heaven Can Wait" (Ein himmlischer Sünder). Daneben betreute er als Produzent Otto Premingers "A Royal Scandal" (1945) und Joseph L. Mankiewiczs "Dragonwyck" (Weißer Oleander, 1946). 1946 erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich nie mehr vollständig erholte. Dennoch führte er noch im gleichen Jahr die Regie bei der romantischen Komödie "Cluny Brown". Bei der Oscar-Verleihung 1947 wurde er mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Kurz darauf nahm er seinen letzten Film "That Lady In Ermine" (Die Frau im Hermelin) in Angriff, musste die Arbeit jedoch vorzeitig abbrechen; Otto Preminger stellte den Film für ihn fertig.
Am 30. November 1947 starb Ernst Lubitsch in Hollywood an einem neuerlichen Herzinfarkt.