1977

15. Januar
Der Kritiker Herbert Ihering, 88, stirbt in Berlin. Sein Interesse galt dem Theater und dem Film. In der Weimarer Zeit schrieb er für den "Berliner Börsen-Courier". Die dreibändige Anthologie "Von Reinhardt bis Brecht. Vier Jahrzehnte Theater und Film" (erschienen in Ost-Berlin 1958-61) ist eine wertvolle Quelle seiner Texte.

10. Februar
Rudolf Augstein, Herausgeber des "Spiegel", übernimmt die Mehrheitsanteile am "Filmverlag der Autoren". Weitere Gesellschafter sind Hark Bohm, Uwe Brandner, Hans W. Geissendörfer, Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders. Als Geschäftsführer fungiert der Verlagskaufmann Matthias Ginsberg.

28. März - 3. April
Erste "Duisburger Filmwoche". Sie wird – als jährliches Treffen im November – in den folgenden Jahren zum Diskussionsforum des künstlerischen Dokumentarfilms in der Bundesrepublik.

7. April
Der deutsche Filmregisseur Karl Ritter stirbt im Alter von 88 Jahren in Buenos Aires. Zwischen 1937 und 1943 hat der ehemalige Berufsoffizier mit "Soldatenfilmen" nationalsozialistische Ideologie propagiert: "Unternehmen Michael", "Urlaub auf Ehrenwort", "Pour le Mérite", "Stukas", "Besatzung Dora". Der Film "Legion Condor" blieb unvollendet.

24. Juni - 5. Juli
Die Berliner Filmfestspiele haben einen neuen Leiter: den Journalisten Wolf Donner. Zu den deutschen Wettbewerbsbeiträgen gehören "Die Eroberung der Zitadelle" von Bernhard Wicki (BRD) und "Mama, ich lebe" von Konrad Wolf (DDR). Die Retrospektive, erstmals verantwortet von der Stiftung Deutsche Kinemathek, ist Marlene Dietrich gewidmet.

24. Juni
Der Kleist-Film "Heinrich" von Helma Sanders-Brahms wird mit der "Goldenen Schale" ausgezeichnet. Deutsche Kritiker haben den Film anläßlich seiner Aufführung in Cannes schnöde verurteilt, in Frankreich wird er sehr geschätzt.

6. September
In New York stirbt der deutsche Kameramann Eugen Schüfftan, 84. 1923 hat er ein Einspiegelungsverfahren zur Kombination von realen Szenerien mit kleinen Modellen in einem Aufnahmevorgang entwickelt, das vor allem durch die Anwendung in "Metropolis" berühmt wurde ("Schüfftan-Verfahren"). 1933 emigriert.

21./22. September
In London wird Hans Jürgen Syberbergs "Hitler. Ein Film aus Deutschland" uraufgeführt. In Deutschland will Syberberg seinen knapp siebenstündigen Film zunächst nicht zeigen – Höhepunkt einer jahrelangen, von ihm selbst inszenierten Journalistenfehde. Die deutsche Premiere findet schließlich am 13. November 1978 im Staatstheater Kassel statt.

24. Oktober
Die Firma "Constantin Film", 1950 gegründet, zeitweise Europas führender Verleih, stellt in München Konkursantrag. Mit Hilfe des Getränkefabrikanten Ludwig Eckes wird mit der Konkursmasse eine Umgründung in die Firma "Neue Constantin Film GmbH und Co Verleih KG" erreicht.

20. Dezember
Der West-Berliner Senat beschließt Förderungsmaßnahmen für Filmprojekte durch Kredite. Er richtet die Stelle eines Filmbeauftragten ein. Erster Amtsträger ist der vormalige Senatssprecher Günter Struve.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.