1930

4. Februar
Premiere des Films "Menschen am Sonntag". Fünf junge Leute faulenzen an einem Wochenende in Berlin. Vier junge Filmemacher an der Arbeit: Robert Siodmak, Edgar Ulmer, Billie Wilder, Fred Zinnemann. Nur Eugen Schüfftan an der Kamera ist ein Profi. Kurt Siodmak hatte die Idee. Am Tag nach der Premiere wird Robert Siodmak von der Ufa engagiert.

1. April
Im Berliner Gloria-Palast wird "Der blaue Engel" uraufgeführt. In der Werbung angekündigt als "Ein Emil-Jannings-Film der Erich-Pommer-Produktion". Der Star des Films ist aber Marlene Dietrich. Das verdankt sie ihrem Regisseur Josef von Sternberg. Am 2. April folgt sie ihm mit dem Schiff nach Amerika.

 

23. Mai
Uraufführung von G.W. Pabsts "Westfront 1918". Ein Antikriegsfilm im Geist von "Im Westen nichts Neues". Am Schluß, hinter dem Wort "Ende", steht ein Fragezeichen. Im April 1933 wird der Film verboten.

12. Juli
"Pariser Tonfilmfrieden". Die internationalen Streitigkeiten um die Nutzung verschiedener Tonfilmpatente werden mit zwei Beschlüssen beigelegt: Die betroffenen Gruppen dürfen künftig jedes Gerät für Aufnahme und Vorführung benutzen. Ihnen wird aber in bestimmten Gebieten Exklusivität zugesichert.

9. September
Die erste Ausgabe der "Ufa-Tonwoche" hat sechs Sujets: Tennisländerkampf Deutschland gegen England; Ankunft des deutschen Ozean-Fliegers von Gronau in New York; junge Löwen im Zoo; mohammedanisches Volksfest in Jerusalem; der Maler Max Liebermann spricht; Frauengymnastik. "Vom Publikum lebhaft applaudiert."

15. September
Premiere: "Die Drei von der Tankstelle". Die Tonfilm-Operette von Wilhelm Thiele (Musik: Werner Richard Heymann) wird der erfolgreichste Film der Saison. Die Drei sind Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann. Sie werben um Lilian Harvey. Willy gewinnt.

14. November
Der Komponist Edmund Meisel, 36, stirbt in Berlin. Seine berühmtesten Musiken schrieb er für Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" und Ruttmanns "Berlin. Die Sinfonie der Grossstadt".

5. Dezember
Am Tag nach der Premiere organisieren Nazis Proteste gegen die Aufführung des amerikanischen Films "Im Westen nichts Neues" im Berliner Mozartsaal. Sie werfen Stinkbomben und lassen weiße Mäuse laufen. Am 11. Dezember wird der Film von der Oberprüfstelle verboten.

19. Dezember
Uraufführung des Ufa-Films "Das Flötenkonzert von Sanssouci", Drehbuch: Walter Reisch, Regie: Gustav Ucicky. Natürlich mit Otto Gebühr. Wegen lautstarker Zwischenrufe – diesmal machen die Linken Krach – muß die Vorführung unterbrochen werden. Die Polizei greift sich die auffälligsten Störer. Großer Beifall, nachdem am Ende des Films die Soldaten in den Siebenjährigen Krieg gezogen sind.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.