Anne Zohra Berrached
Anne Zohra Berrached wurde am 31. Juli 1982 in Erfurt (damals DDR) geboren. Sie studierte Sozialpädagogik und arbeitete anschließend für zwei Jahre als Theaterpädagogin in London. Nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Kamerun und Spanien zog Anne Zohra Berrached nach Berlin. Dort kam sie eher durch Zufall mit der Filmwelt in Kontakt: Bei den Dreharbeiten für einen Abschlussfilm der Hochschule für Film und Fernsehen 'Konrad Wolf' betreute sie die Kinderdarsteller. Fasziniert von der Arbeit des Regisseurs, bewarb sie sich ebenfalls an der HFF Potsdam-Babelsberg – und wurde abgelehnt.
Stattdessen begann sie 2009 ein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Im selben Jahr realisierte sie ihren ersten Kurz-Dokumentarfilm "Der Pausenclown" über einen libanesischen Komiker aus Berlin-Neukölln. Der Film wurde 2010 beim Münchner Kurzfilm-Festival aufgeführt und später im WDR ausgestrahlt. Auch Berracheds Kurz-Dokumentarfilm "Heilige und Hure" (2012), über einen Familienvater in der schwäbischen Provinz, der mit Wissen seiner Frau ein Doppelleben als bisexueller Liebhaber in Frauenkleidern führt, lief auf mehreren internationalen Festivals.
Ihr Langfilmdebüt gab Berrached mit dem Spielfilm "Zwei Mütter" (2013), über ein lesbisches Paar, das sich unbedingt seinen tief empfundenen Kinderwunsch erfüllen will. Der Film lief auf der Berlinale 2013 in der Reihe Perspektive Deutsches Kino, wo er den Preis 'Dialogues en Perspective' erhielt. Bei den First Steps Awards wurde "Zwei Mütter" mit dem No Fear Award ausgezeichnet.
Drei Jahre später feierte ihr zweiter Spielfilm "24 Wochen" (2016) als einziger deutscher Beitrag im Wettbewerb der Berlinale Premiere. Das Drama über ein glücklich schwangeres Paar, dessen Kind mit einer schweren Behinderung zur Welt kommen würde, war ein großer Kritikerfolg und erhielt den Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater. Beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern bekam "24 Wochen" den Publikumspreis und den Förderpreis der DEFA-Stiftung; Anne Zohra Berrached wurde mit dem Preis für die Beste Regie geehrt. Auch beim Studio Hamburg Nachwuchspreis wurde sie mit dem Regiepreis ausgezeichnet, außerdem erhielt "24 Wochen" die Auszeichnung für die Beste Produktion (Johannes Jancke). Im September 2016 startete der Film regulär in den Kinos.
Beim Deutschen Filmpreis 2017 wurde "24 Wochen" für vier Lolas nominiert, darunter für das beste Drehbuch und für die beste Regie.
Viel Kritikerlob erhielt auch die von ihr als beklemmendes Trauerspiel inszenierte Göttinger "Tatort"-Folge "Der Fall Holdt" (2017), dessen Geschichte vom realen Kriminalfall Maria Bögerl inspiriert war.
Danach begann Berrached mit der Arbeit an ihrem dritten Kinofilm: "Die Welt wird eine andere sein", über die Liebe einer jungen Frau zu einem Mann, der Jahre später einer der Attentäter des 11. September 2001 sein wird. Der Film feierte im Wettbewerb der Berlinale 2021 Premiere.
Neben ihrer Arbeit als Filmemacherin gab Anne Zohra Berrached Regie-Workshops unter anderem für das Goethe-Institut Kairo, beim Festival International de Cine de Guadalajara in Mexiko und in Deutschland an der Filmakademie Baden-Württemberg. Sie lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin.