Philip Widmann
Philip Widmann, geboren 1980 in Berlin (West), studierte Kulturanthropologie, Ethnologie und Amerikanistik in Hamburg und besuchte die Dokumentarfilmklasse an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. In seinem studentischen Found-Footage-Film "Destination Finale" (2008) kombinierte er Filmaufnahmen der Europareise eines vietnamesischen Mannes im Jahr 1964/65 mit Bildern und Tönen vom Einmarsch amerikanischer Truppen in Vietnam im Frühjahr 1965. Beim Kurzfilmfestival im finnischen Tampere wurde "Destination Finale" als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Seit 2009 gehört Widmann zum Filmkollektiv LaborBerlin e.V.. Sein noch während des Studiums entstandener Kurz-Dokumentarfilm "Die Frau des Fotografen" (2011, zusammen mit Karsten Krause), über die mehr 40 Jahre währende Ehe eines Paares, die von dem Ehemann bis zu seinem Tod in zahllosen Fotos dokumentiert wurde, erhielt mehrere Auszeichnungen: Unter anderem den First Steps Award, den Deutschen Kurzfilmpreis und den Special Jury Award beim Curta Cinema Festival in Rio de Janeiro.
Sein Langfilmdebüt gab Widmann mit dem essayistischen Dokumentarfilm "Szenario" (2014), über den Inhalt eines Aktenkoffers aus dem Herbst/Winter 1970, anhand dessen das Leben seines Besitzers rekonstruiert wird. Der Film wurde auf der Berlinale 2014 in der Sektion Perspektive Deutsches Kino uraufgeführt; danach lief "Szenario" auf einer Reihe weiterer internationaler Festivals und erhielt vom Filmbüro Bremen den Dokumentarfilm-Förderpreis. Ebenfalls 2014 war Widmann Artist in Residence der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart; 2015 war er Artist in Residence an der Goethe-Institut Villa Kamogawa in Kyoto und am Srishti Institute for Art, Design and Technology in Bangalore, Indien, im Rahmen eines Programms des dortigen Goethe-Instituts. In Indien hatte Widmann bereits 2013 das Material für seinen Kurz-Experimentalfilm "Scheinkraft" gedreht, der im Juni 2015 beim Hamburger Kurzfilmfestival uraufgeführt wurde; auch dieser Film lief auf zahlreichen weiteren Festivals.
Beim Dokumentarfilmfestival Visions du Réel in Nyon, Schweiz, feierte im April 2016 der abendfüllende Dokumentarfilm "Ein Haus in Ninh Hoa" Premiere, den Widmann zusammen mit Phuong-Dan Nguyen realisiert hatte. Darin geht es um die Familiengeschichte dreier vietnamesischer Brüder, deren Lebenswege sich trennten, als einer von ihnen im Vietnamkrieg verschwand und ein anderer als Diplomat nach Deutschland zog. Im Januar 2017 startete "Ein Haus in Ninh Hoa" in den deutschen Kinos.