Joachim Hellwig
Joachim Hellwig wird am 31. März 1932 in Birnbaum (heute Międzychód, Polen) geboren. Schon während seiner Schulzeit arbeitet er als Filmvorführer. Nach dem Schulabschluss beginnt er eine Tätigkeit als Aufnahmeleiter bei Phönix-Film in Berlin und ist ab 1950 in der Synchronabteilung der DEFA beschäftigt. Von 1952 bis 1954 arbeitet er als Aufnahmeleiter und Regie-Assistent im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme. Anschließend erhält Hellwig eine Festanstellung als Regisseur beim DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme.
Mit "Glückliche Kinder" (1954) dreht Hellwig seinen ersten eigenen Dokumentarfilm. Darauf folgen "Um den Menschen" (1956) über einen Landarzt; "Die Bilder von Dresden" (1956) über die Zerstörung der Stadt 1945, der auch auf dem Internationalen Filmfest in Edinburgh gezeigt wird und "Synthese" (1957) über die Architektur des neuen Funkhauses in Berlin.
Für "Ein Tagebuch für Anne Frank" (1958) erhält er in der DDR wie international große Anerkennung. Der Kurz-Dokumentarfilm behandelt am Beispiel von Anne Frank die Technologie des Massenmordes der Nationalsozialisten und legt dar, dass zahlreiche Mörder unbehelligt in der Bundesrepublik leben. In seinem Gesamtbild entspricht die Produktion ganz der Strategie der Einheitspartei, greift die westdeutsche Regierung an und stellt polemisch die beiden Teile Deutschlands gegenüber.
Hellwig untersucht auch weiterhin die Verbindungen des Kapitalismus zum Nationalsozialismus, so in "Der Fall Heusinger" (1959), der den Werdegang des ehemaligen Nazi-Generals Adolf Heusinger und dessen spätere Ernennung zum Generalinspekteur der Bundeswehr und NATO-General zum Thema hat. Mit der Dokumentation "So macht man Kanzler" (1961) schafft er ein Zeitdokument des Kalten Kriegs. Die Gegenüberstellung der politischen Werdegänge von Adolf Hitler und Konrad Adenauer, die eine Durchsetzung der deutschen Geschichte von reaktionären, großindustriellen Kräften belegen soll, zielt auf Legitimation der ostdeutschen Politik in Zeiten des Mauerbaus.
Als Loblied auf den Kommunismus behandelt "Der schwarze Stern" (1965) den Aufbau in Ghana, der ganz im Sinne von Karl Marx stattfindet; "Protokoll für Einen" (1966) die Verfolgung und Hinrichtung des Kommunisten Rudolf Hallmeyer durch die Nazis; "Erzählungen aus der Neuen Welt" (1968) die Bedeutung des Kommunistischen Manifests. Für "Hier bin ich Mensch" (1970) erhält Hellwig den Kunstpreis der DDR (im Kollektiv), denselben Preis bekommt er auch für "Wer die Erde liebt" (1973) verliehen. Als dokumentarisches Essay stellt das Auftragswerk Feiern, Diskussionen, Zeremonien, Solidaritätsmeetings und den Besuch ausländischer Ehrengäste während der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in der DDR 1973 dar.
Neben seiner Arbeit als DEFA-Regisseur absolviert Hellwig ein Fernstudium der Literaturwissenschaften, die Promotion folgt 1975. Außerdem ist Hellwig auch als Dramaturg tätig. So arbeitet der Leiter der Künstlerischen Arbeitsgruppe "futurum" bei dem utopischen Spielfilm "Im Staub der Sterne" (1976) von Gottfried Kolditz mit.
Auch in seinen weiteren Werken beschäftigt sich der Regisseur mit deutscher Geschichte und Gegenwart: Der Kompilationsfilm "Kennst Du das Land... Eine politische Revue" (1979) zelebriert unkritisch das 30-jährige Jubiläum der DDR; "Im Land der Adler und Kreuze – Bilder aus der deutschen Geschichte" (1980) dokumentiert den Aufstieg Adolf Hitlers zur Macht; "Kaiser, Könige und Soldaten" (1981) widmet sich der Zeit zwischen Reichsgründung und der Ära des Faschismus; "Väter der Tausend Sonnen" (1989) porträtiert den zur Sowjetunion übergelaufenen Physiker Klaus Fuchs. Sein letzter DEFA-Film "Zwischen Konveyer und Troika" (1990) schildert das Leben der deutschen Physiker Georg Friedrich Houtermans und Alexander Weissberg.
Ab 1991, nach der Abwicklung der DEFA, stellt Hellwig freischaffend diverse Videoproduktionen vor und ist als künstlerischer Berater tätig. Als Autor veröffentlichte Hellwig die Bücher "Ein Tagebuch für Anne Frank" (gemeinsam mit Günter Deicke), "Der 20. Juli und der Fall Heusinger" (gemeinsam mit Hans Oley) und "Bilder eines starken Mannes".
Joachim Hellwig lebt mit seiner Familie in Potsdam.
Die Ausstattung dieser Personenseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.