Im Staub der Sterne

DDR 1975/1976 Spielfilm

Inhalt

Auf dem Planeten Cynro wird ein schwacher Notruf vom Planeten Tem 4 empfangen. Doch ein Raumschiff, das zur Hilfe ausgesandt wird, findet keine Spur von einer Notsituation. Stattdessen wird die Crew unter Kapitän Akala zunächst abweisend empfangen, und dann überraschend zu einem rauschenden Fest mit psychedelischer Tanz-Choreographie eingeladen, bei dem der Geist der Astronauten manipuliert wird. Dem an Bord gebliebenen Navigator Suko kommt all das verdächtig vor. So versucht er auf eigene Faust, das Geheimnis von Tem 4 zu lüften. Dabei entdeckt er ein unterirdisches Bergwerk, in dem die Ureinwohner des Planeten Sklavenarbeit verrichten müssen. Wie sich herausstellt, waren sie es auch, die den Notruf abgesetzt hatten. Die Besucher aus dem All stellen sich den Unterdrückern entgegen.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Nachdem auf der Erde ein Hilferuf des Planeten Tem 4 empfangen wurde, ist das Raumschiff Cynro 19/4 mit der Kommandantin Akala (Synchronsprecherin: Renate Rennhack) ins All entsandt worden, um dort nach dem Rechten zu sehen. Beim Landeanflug hat Navigator Suko alle Hände voll zu tun, um sein Hightech-Gerät made in GDR heil auf dem Planeten zu landen. Die Probleme unbekannter Ursache hatten den Analytiker Thob sogar dazu bewogen, den Versuch abbrechen zu wollen, aber Akala hat ihn umstimmen können. Nun wird die sechsköpfige Crew von einem jungen, wie eine Indianersquaw gekleideten Mädchen begrüßt, das einem merkwürdig-vorsintflutlichen Fahrzeug entsteigt, welches wie ein Auto aussieht, dessen Fortbewegung aber der einer Dampflok aus der Vorkriegsbaureihe zu entsprechen scheint: Chta (Synchro: Karin Reif) überbringt die Einladung, ihr in das Herzstück des Planeten zu folgen.

Akala, Thob, die Bordärztin Illic (Synchro: Gerda-Luise Thiele), die Energetikerin Rall und die Psychologin My werden von Ronk (Synchro: Gerhard Paul), dem charismatischen Leiter der Tem 4 – Überwachungszentrale, nicht gerade überschwänglich empfangen, während der vorsichtige Suko lieber an Bord der Raumfähre bleibt. Ronk bestreitet, jemals ein Notruf-Signal zur Erde gesandt zu haben, bewirtet die Kosmonauten aber höflich – den Willkommensdrink gibt’s aus der Sprühflasche, absolute Rarität und daher „Bückware“ zur Entstehungszeit des Films in der DDR – und lädt alle im Auftrag seines „Chefs“ zu einem großen Fest am späteren Abend ein.

Das bis auf den misstrauischen Suko alle DDR-Kosmonauten besuchen und nicht schlecht staunen, was da so abgeht auf dem erdfernen Planeten: Psychedelische Musik und ebensolche Tänze leichtbekleideter Wesen, dazu ziemlich gefährlich aussehende Schlangen, die auf dem Tresen der gut bestückten Bar um die Cocktail-Gläser züngeln. Dieses anmutige, gewöhnlich freilich als kapitalistisch-dekadent verfemte Gehabe bauchnabelfreier, langbeiniger Go-Go-Girls hat absolutes West-Niveau – im lauschigen Garten des immer noch nicht aufgetauchten „Chefs“ wie in den eisgekühlten Katakomben der technisierten Welt des Tem-4-Stasibosses Ronk.

Aus der zur Bedienung der Erdenbewohner abkommandierten Chta ist nicht viel herauszubekommen. Immerhin soviel: Sie gehört den Ureinwohnern des Planeten an, den Turi. Als die fünfköpfige Besatzung reichlich verkatert auf die Cynro zurückkehrt, bemerkt Suko, das etwas mit Akala & Co nicht stimmt. Auch wer glaubhaft keinen Alkohol zu sich genommen hat, macht einen reichlich benebelten Eindruck. Sind bewusstseinsverändernde Drogen im Spiel? Im Reich des nebulösen „Chefs“ soll offenbar einiges im Verborgenen bleiben, nicht zuletzt der Herrscher selbst.

Was Suko nicht ruhen lässt, der mit einer Mini-Raumfähre die Cynro verlässt, um auf eigene Faust zu ermitteln. In der Tat entdeckt er über einen ans Tageslicht führenden Schacht ein gewaltig dimensioniertes Bergwerk, in dem die schwer bewachten Turi zu Hunderten Sklavenarbeit verrichten müssen – eine Szene wie in Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“. Kte (Mihai Mereuta/Synchro; Helmut Schellhardt) und Xik (Synchro: Joachim Konrad) berichten Suko, dass die neuen Herrscher von einem anderen Planeten stammen und sich hier wie koloniale Ausbeuter verhalten: die Turi, von denen der auf der Erde abgefangene Hilferuf stammt, müssen wertvolle Bodenschätze in schwerster, archaisch anmutender Handarbeit abbauen für den Transport auf den Mutter-Planeten der Eroberer.

Sukos Aufenthalt im Bergwerk bleibt nicht verborgen, er wird von Ronk gefangengenommen und dem „Chef“ vorgeführt: der große Ekkehard Schall spielt ein kleines, psychopathisches Kerlchen, eine mephistophelische Shakespeare-Figur, die in ihrem Spiegelkabinett die Puppen tanzen und Suko foltern lässt. Doch nun proben die Ureinwohner den Aufstand, verteidigen das Leben Sukos. Während Ronk die Mulde, in der das Raumschiff Cynro gelandet ist, unter Wasser setzen lässt. Der Besatzung bleibt keine Wahl: sie muss zur Erde zurückkehren und nimmt Kte mit. Akala dagegen beschließt, auf Tem 4 zu bleiben und die Turi in ihrem Befreiungskampf zu unterstützen, nachdem Suko – wie zuvor Xik - tödlich verletzt worden ist...

„Im Staub der Sterne“, international besetzt mit Schauspielern aus Rumänien, Polen, der Tschechoslowakei und der DDR, ist einerseits eine sehr einfach gestrickte Geschichte von Imperialismus und Kapitalismus, wie sie der Autor und Regisseur Gottfried Kolditz ganz im Sinne der Pankower Machthaber auch schon im Indianermilieu angesiedelt hat: der böse „Chef“ ist der Diktator und Ausbeuter, der die alleinige Macht hat und von Brüderlichkeit nichts wissen will. Und die zur Sklavenarbeit verpflichteten Ureinwohner müssen wie alle Verdammten dieser Erde und aller anderen Himmelskörper zur Einsicht gebracht werden, dass nur der Aufstand zum Ziel führt, zur sozialistischen Gesellschaft.

„Im Staub der Sterne“, am 9. Juli 1976 in den Kinos angelaufen und am 2. November 1977 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt, ist andererseits Ausdruck einer staunenswert unfreiwilligen Komik im Bestreben, mit dem Westen wenigstens im Fiction-Bereich einigermaßen mitzuhalten. Heute ist dieser so durch und durch biedere Defa-Streifen purer Kult wie Kolditz' Science-Fiction-Vorgänger „Signale – ein Weltraumabenteuer“ mit „Chefindianer“ Gojko Mitic aus dem Jahr 1970. Psychedelische Klänge zu reichlich Kunstnebel und duftige Tücher um kaum bis gar nicht bekleidete Körper junger Frauen, schrillbunte und dabei sehr nostalgisch anmutende Raumanzüge mit metallischen Reißverschlüssen und nicht zuletzt altertümliche Robotron-Gerätschaften, die als Computer-Vorformen Ausdrucke auf glänzenden Alufolien mit Lochrand produzieren: Alles ein Fall fürs Berliner Technikmuseum am Gleisdreieck.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2732 m, 100 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.07.1976, Eisenhüttenstadt, Freilichtbühne Dielower Höhe

Titel

  • Originaltitel (DD) Im Staub der Sterne

Fassungen

Original

Länge:
2732 m, 100 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.07.1976, Eisenhüttenstadt, Freilichtbühne Dielower Höhe