Michaela Caspar
Michaela Caspar, geboren am 6. April 1960 in Weil am Rhein, wuchs zunächst in Südbaden und ab dem fünften Lebensjahr in Berlin auf, wo sie nach dem Abitur Fotografie am Lette-Verein studierte. Anfang der 1980er Jahre begann sie Multimediashows zu realisieren und als Fotojournalistin zu arbeiten. Gemeinsam mit Ulrich Sauerwein und Trolly Trojahn gründete sie das Multi-Media-Kollektiv AvF Berlin.
Von 1984 bis 1987 absolvierte Caspar eine Schauspielausbildung bei Else Bessler-Reuß am Schillertheater Berlin. Nach der Bühnenreifeprüfung stand sie unter anderem am Stadttheater Regensburg (1989–92), den Staatliche Bühnen Salzburg (1990), dem Kleist-Theater Frankfurt/Oder (1992–94) und dem Staatstheater Cottbus (1993) auf der Bühne. Parallel dazu besuchte sie mehrere Workshops bei Jack Garfein vom Actor's Studio New York (1988-90), erhielt Gesangsunterricht am Theater des Westens Berlin (1990-92) sowie eine Gesangsausbildung an der Hochschule der Künste Berlin (1993-95).
Im Laufe der Jahre trat Caspar in Berlin an den Kammerspielen, am Hebbeltheater und am Schlossparktheater auf; außerdem war sie in zeitgenössischen Operninszenierungen zu sehen, unter anderem im Ensemble der Komischen Oper Berlin. Zu den Autor*innen und Regisseur*innen, mit denen sie in den 1990er-Jahren zusammenarbeitete, gehören Till Nikolaus von Heiseler, Bernd Michael Lade, Rudolf Koloc, Rolf Hochhuth und Rosa von Praunheim. Teilweise fungierte Caspar bei den Projekten auch als Produzentin.
Ende der 1990er Jahre begann Michaela Caspar, auch in Fernseh- und Kinoproduktionen mitzuwirken. In erster Linie übernahm sie kleinere und größere Gastrollen in zahlreichen Serien und Reihen, zum Beispiel "Polizeiruf 110", "Tatort", "Doppelter Einsatz", "Stromberg" und "Bella Block". In "Erntedank. Ein Allgäu-Krimi" (2009) war sie die Ehefrau des Ermittlers Kluftinger, in der "Tatort"-Folge "Preis des Lebens" (2015) eine Mutter, die den Vergewaltiger ihrer Tochter entführt. Für Roland Suso Richter spielte sie in dem Krimi "Ein todsicherer Plan" (2014, TV) in einer Hauptrolle als Bankangestellte, deren Filiale zum Schauplatz einer Geiselnahme wird, für Raymond Ley verkörperte sie in dessen TV-Dokudrama "Letzte Ausfahrt Gera - Acht Stunden mit Beate Zschäpe" (2016) die Mutter der NSU-Terroristin.
2008 gründete Caspar zusammen mit dem Schriftsteller Till Nikolaus von Heiseler nach einem Hörsturz während der Proben zu einem Musiktheaterstück den Verein Possible World e.V., der es sich zum Ziel gesetzt hat, gehörlose, schwerhörige und hörende Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen, um gemeinsam an performativen Formaten zu arbeiten. In diesem Zusammenhang entwickelte sie das Stück "Frühling Erwache!" nach Frank Wedekind und Nuran David Calis, das 2009 im Ballhaus Ost in Berlin mit einem Ensemble aus drei hörenden Schauspielern und 14 gehörlosen und schwerhörigen Schüler*innen einer Berliner Gehörlosenschule uraufgeführt wurde.
Auf der Kinoleinwand sah man Caspar im Ensemble des Sozialdramas "Abgebrannt" (2011), als skurrile Marguerite in Wes Andersons "Grand Budapest Hotel" (DE/US 2014) und als Mutter einer verschollenen Schönheitskönigin in dem mehrfach preisgekrönten Krimi "Trash Detective" (2015). Ihr Hauptbetätigungsfeld blieb gleichwohl das Fernsehen, mit festen Nebenrollen in den Serien "8 Tage" (2018), "Deutschland 86" (2018) und "Legal Affairs" (2020) sowie einer Vielzahl an Gastrollen in weiteren Serien.
In dem Kinder-Kinofilm "Die Schule der magischen Tiere 2" (2022) spielte Caspar eine Schulrätin, in dem Drama "153 Meter" (2022) eine einsame Hausmeisterin, die in ihrer Fantasie eine intime Beziehung zu einer jungen Nachbarin beginnt, gespielt von ihrer Tochter Emilia von Heiseler. Die Regie führte Caspars Sohn (und Emilia von Heiselers Zwillingsbruder) Anton von Heiseler.