Gerhard Polt
Gerhard Polt, geboren am 7. Mai 1942 in München, wuchs im urkatholischen Altötting auf. Nach dem Abitur studierte er zunächst politische Wissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichte, danach in Schweden nordische Sprachen, woraufhin er als Übersetzer und Dolmetscher in München arbeitete. Nach ersten kabarettistischen Auftritten ab 1976 wurde er durch die ARD-Serie "Fast wia im richtigen Leben" (ab 1979) an der Seite seiner ständigen Partnerin Gisela Schneeberger bekannt, außerdem durch zahlreiche Auftritte in Dieter Hildebrandts Kabarett-Show "Scheibenwischer". In seinen Sketchen und Szenen porträtierte Polt meist den kleinbürgerlichen Spießer, der sich in einer komplizierten Welt mit einfachen Wahrheiten zu helfen sucht, voller Ressentiments, doch oft sympathisch hilflos.
Einen solchen Charakter spielte er auch in seinem ersten Kinofilm "Kehraus" (1983) unter der Regie von Hanns Christian Müller: den naiven Gabelstaplerfahrer Ferdinand Weitel, der sich durch eine veritable Fastnachtshölle kämpft, um die nutzlosen Versicherungspolicen wieder loszuwerden, die man ihm aufgeschwatzt hat. In seinem zweiten, immens erfolgreichen Film "Man spricht deutsh" (1988), wieder unter Müllers Regie, spielte Polt virtuos mit den Klischees des teutonischen Urlaubers im Süden. Selbst Regie führte er bei "Herr Ober!" (1992), der Geschichte eines Hobby-Dichters, der unverhofft zum Star wird. Erst 2004 war er dann wieder auf der Leinwand zu sehen, mit der Römer-Posse "Germanikus", die von Kritik wie Publikum aber negativ aufgenommen wird.
Erst zehn Jahre später wirkte er erneut in einem Kinofilm mit: In "Und Äktschn!" (2014), bei dem er auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, spielte er einen kleinstädtischen Hobbyfilmer, der seinen größten Amateurfilm-Rivalen ausstechen will, indem er mit bescheidenen Mitteln einen echten Kassenschlager realisiert. Diese Satire wurde von weiten Teilen der Kritik positiv besprochen, war aber kein großer Kassenerfolg.
Im Februar 2015 feierte Polts satirische Theaterrevue "Ekzem Homo", über die Niederungen des Nachbarschaftslebens, an den Münchner Kammerspielen Premiere. Ihm zur Seite standen dabei die "Well-Brüder", die seit 2012 die Nachfolgeformation der Biermösl Blosn bilden – jene Musikgruppe, die Polt über Jahre hinweg auf seinen Tourneen begleitet hatte. Mit "Ekzem Homo" gab Polt auch Gastspiele an anderen deutschen Theatern.
Seit jeher veröffentlichte Gerhard Polt auch satirische CDs und Bücher. 2017 erschien das Buch "Der große Polt, Ein Konversationslexikon", in dem seine Sprach- bzw. Wortneuschöpfungen alphabetisch geordnet und beschrieben werden, so etwa Formulierungen wie "Auster des kleinen Mannes" und Begriffe wie "Nikolausität". Daneben ging Gerhard Polt weiterhin mit großem Erfolg auf Bühnentournee, stets begleitet von den Well-Brüdern.
Im Lauf seiner Karriere erhielt Polt zahlreiche Auszeichnungen. So etwa zwei Grimme-Preise, 1981 für die TV-Reihe "Fast wia im richtigen Leben" (zusammen mit Hanns Christian Müller und Gisela Schneeberger) und 1983 für die Kabarettsendung "Scheibenwischer" (zusammen mit Dieter Hildebrandt und Gisela Schneeberger). Für "Kehraus" wurde er mit dem Ernst Lubitsch Preis und dem Deutschen Darstellerpreis sowie mit dem Deutschen Filmpreis für das Beste Drehbuch ausgezeichnet; darüber hinaus erhielt "Kehraus" den Deutschen Filmpreis in Silber als Bester Spielfilm.
Für sein literarisches Werk zeichnete man Polt 2001 mit dem Jean-Paul-Preis aus. Außerdem erhielt er unter anderem den Kasseler Literaturpreis 2006 für grotesken Humor, den Großen Karl-Valentin-Preis 2007, einen Ehrenpreis beim Bayerischen Kabarettpreis 2010 und einen Sonderpreis beim Kulturpreis Bayern 2012. Im Jahr 2016 wurde er mit dem Unterföhringer Mohr in Bronze ausgezeichnet, dem vom Publikum bestimmten Kulturpreis der Gemeinde Unterföhring. 2017 erhielt er beim Bayerischen Fernsehpreis den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten, 2019 den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. 2021 wurde er mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.
Zur Ruhe setzte sich Polt ungeachtet dieser zahlreichen Lebenswerk-Ehrungen nicht. Mit den Well-Brüdern ging (und geht) er weiterhin auf Tournee, und 2022 sah man ihn auch wieder in einem Kinofilm: Die österreichisch-deutsche Komödie "Der Onkel – The Hawk" mit Anke Engelke und Michael Ostrowski in den Hauptrollen zeigte Polt in einer markanten Nebenrolle als Gutachter. Die Premiere fand im April 2022 im Wettbewerb der Diagonale Graz statt.