Wilhelm Speyer
Wilhelm Speyer (eigentlich Friedrich Wilhelm Otto Kurt) wurde am 21. Februar 1887 in Berlin geboren. Sein Vater Paul Speyer war Mitinhaber einer Firma, die Militärausrüstungen herstellte. Speyer besuchte eher widerwillig die Schule, was dazu beigetragen habe dürfte, dass er für zwei Jahre im Landerziehungsheim Haubinda war. Diesem war er "tief dankbar", und es drängte ihn, diese Eindrücke immer wieder literarisch zu gestalten. 1906 absolvierte er in Berlin das Abitur. 1907 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Oedipus", dem in kurzen Abständen weitere Schriften folgten.
Speyer studierte an verschiedenen Orten Jura, ohne aber das für ihn letztlich "falsche" Studium abzuschließen. 1915 folgte der Kriegseinsatz. Im letzten Kriegsjahr 1918 heiratete er Hildegard Helms, aber die Ehe wurde 1921 wieder geschieden. Nach dem Krieg lebte Speyer in Feldafing am Starnberger See und widmete sich dem Schreiben. Vermutlich 1919 machte er in München die Bekanntschaft der Familie Mann. Es folgte die Übersiedlung nach Berlin, der für ihn "faszinierendsten Stadt Europas". Mitte der 1920er Jahre lernte er über Helen Hessel, die Ehefrau von Franz Hessel (deren Dreiecksbeziehung mit Henri-Pierre Roché Francois Truffaut 1962 in seinem Film "Jules und Jim" verarbeitete), Walter Benjamin kennen, was zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit führte. Das daraus resultierende Stück "Ein Mantel, ein Hut, ein Handschuh" wurde sogar am Broadway gezeigt und sowohl in den USA als auch in Mexiko verfilmt.
1927 erschien Speyers erfolgreichster Roman "Charlotte etwas verrückt", der 1927/28 unter der Regie von Adolf Edgar Licho verfilmt wurde. Die weibliche Hauptrolle spielte Lya de Putti. 1928 erschien der Jugendroman "Der Kampf der Tertia", der kurze Zeit später von Max Mack mit Max Schreck in einer Hauptrolle verfilmt wurde.
1930 heiratete Speyer die Tänzerin und Filmproduzentin Maria von der Osten-Sacken. 1931 entstand die Verfilmung seines Stückes "Ich geh aus und du bleibst da" durch Hans Behrendt. 1933 musste Speyer, da er Jude war, Deutschland verlassen. Über Österreich, die Schweiz und die Niederlande gelangte er 1938 nach Frankreich. In diesem Jahr wurde seine zweite Ehe geschieden. 1939 war er kurzzeitig in Frankreich interniert.
Im Februar 1941 gelangte er in die USA nach Kalifornien und erhielt einen sogenannten 100-Dollar-Vertrag (pro Woche) bei MGM. Nach einem Jahr lief der Vertrag aus, und Speyer war auf finanzielle Hilfe durch Freunde angewiesen. Er nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
1949 kehrte er eher widerwillig nach Deutschland zurück, wobei er literarisch nicht an seine Vorkriegserfolge anknüpfen konnte. 1952 wurde sein Jugendroman "Der Kampf der Tertia" von Erik Ode erneut verfilmt.
Wilhelm Speyer starb am 1. Dezember 1952 in Riehen. Das Grab ist nicht erhalten.
Autor: Rüdiger Erdmann