Bruno S.
Bruno Schleinstein, geboren am 02. Juni 1932 als unehelicher Sohn einer Prostituierten, wächst ab seinem dritten Lebensjahr in Heimen und - auf Grund seiner rebellischen Haltung - verschiedenen Besserungsanstalten auf. Erst mit Mitte 20 kommt er endgültig auf freien Fuß. Der als geistig zurückgeblieben geltende Schleinstein verdient seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter, Maler und Straßenmusiker. Durch eine Dokumentation über Berliner Straßenmusiker ("Bruno, der Schwarze") wird der Filmemacher Werner Herzog auf ihn aufmerksam – und engagiert ihn prompt für die Hauptrolle des Kaspar Hauser in seinem Film "Jeder für sich und Gott gegen alle".
Nachdem Herzog Bruno S. (der seinen Nachnamen stets geheim zu halten versuchte, um seine Anonymität zu wahren) doch nicht wie vorgesehen als Woyzeck in seiner gleichnamigen Büchner-Verfilmung besetzt, sondern Klaus Kinski den Vorzug gibt, schreibt er speziell für ihn den Film "Stroszek": Das Drama über einen Straßenmusiker namens Bruno Stroszek, der nach seine Haftentlassung nicht zurück in die Gesellschaft findet und in die USA auswandert, wird mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Danach wird es lange still um Bruno Schleinstein.
2003 widmet der Regisseur Miron Zownir dem Vergessenen einen Dokumentarfilm: "Bruno S. – Die Fremde ist der Tod" thematisiert Schleinsteins bewegte Vergangenheit und erzählt von seinem alltäglichen Kampf ums Überleben. Sechs Jahre später besetzt Zownir ihn in einer Hauptrolle des melancholischen Dramas "Phantomanie" an der Seite von Geno Lechner und Natalia Avelon.
Am 11. August 2010 stirbt Bruno S. in Berlin an Herzversagen.