Günther Weisenborn
Günther Weisenborn, geboren am 10. Juli 1902 in Velbert, wuchs in Opladen auf. Er studierte Germanistik und Medizin in Köln, Bonn und Berlin und war anschließend als Schauspieler an verschiedenen Theatern tätig, bevor er Dramaturg an der Berliner Volksbühne wurde. Dort feierte 1928 sein Antikriegsstück "U-Boot S4" in der Regie von Leo Reuß erfolgreich Premiere.
Nach einem einjährigen Aufenthalt in Argentinien 1929, wo er sich als Farmer und Postreiter verdingte - diese Erfahrungen verarbeitete er in seinem 1937 erschienen Roman "Die Furie" -, arbeitete er 1931 gemeinsam mit Slatan Dudow unter Bertolt Brecht an der Dramatisierung von Maxim Gorkis Roman "Die Mutter". Im selben Jahr löste die Uraufführung von Weisenborns Schauspiel "SOS oder Die Arbeiter von New Jersey", über die Verstrahlung von Arbeitern, einen Theaterskandal aus. Seine Werke wurden 1933 verboten, u.a. der Roman "Barbaren" (1931). Unter den Pseudonymen Eberhard Foerster und Christian Munk schrieb er weiter. Sein Drama "Die Neuberin" wurde 1935 erfolgreich im Theater am Kurfürstendamm aufgeführt. Auch sein Roman "Das Mädchen von Fanö" und die gleichnamige Verfilmung durch die Ufa mit Brigitte Horney in der Hauptrolle waren Erfolge.
1936 ging Weisenborn für ein Jahr als Reporter nach New York, kehrte jedoch 1937 wieder zurück und arbeitete unter Heinrich George als Dramaturg am Schiller-Theater. Weisenborn schloss sich der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" an, wurde 1942 verhaftet und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde schließlich noch zu einer Zuchthausstrafe geändert. Die Erfahrungen in der Einzelhaft beschrieb Weisenborn in seiner Kurzgeschichte "Die Aussage" (erschienen 1948 im Band "Memorial"). 1945 von den Russen aus der Haft befreit, war er für kurze Zeit Bürgermeister von Luckau. Im selben Jahr beteiligte er sich an der Gründung des Berliner Hebbel-Theaters, wo sein Drama über die deutsche Widerstandsbewegung "Die Illegalen" uraufgeführt wurde.
1947 strengte Weisenborn gemeinsam mit Adolf Grimme und Greta Kuckhoff einen Prozess gegen den NS-Juristen und Chefankläger der Roten Kapelle, Manfred Roeder, an - ohne Erfolg. Die Rote Kapelle galt in der Bundesrepublik lange Zeit als kommunistisch unterwanderte Gruppe von "Vaterlandsverrätern". Erst 2009 wurden die Todesurteile durch den Bundestag aufgehoben.
Gemeinsam mit Herbert Sandberg gab Günther Weisenborn das satirische Wochenblatt "Ulenspiegel" heraus. 1951 - 1953 arbeitete er als Chefdramaturg der Hamburger Kammerspiele unter Ida Ehre. 1953 erschien seine Dokumentation "Der lautlose Aufstand" über den Widerstand gegen das NS-Regime, darauf folgte 1955 sein Drehbuch für Falk Harnacks "Der 20. Juli", für das Weisenborn mit dem Bundesfilmpreis in Silber ausgezeichnet wurde. Seine "Göttinger Kantate" (1958), die den Aufruf von achtzehn deutschen Atomwissenschaftlern gegen die Atombewaffnung szenisch dokumentierte, fand - in der Inszenierung von Erwin Piscator - sogar ein Forum auf dem SPD-Parteitag. 1962 schrieb Weisenborn das Drehbuch für Wolfgang Staudtes "Dreigroschenoper".
Günther Weisenborn starb am 26. März 1969 in Berlin. Sein Sohn, der Dokumentarfilmer Christian Weisenborn (geboren 1947), veröffentlichte 2017 den Film "Die guten Feinde" über seinen Vater und die Rote Kapelle.