Renate Müller
Renate Müller wurde am 26. April 1906 in München geboren. Ihr Vater, der Altphilologe und Historiker Karl Eugen Müller, arbeitete als Chefredakteur bei den Münchner Neueste Nachrichten. Im Jahr 1914 zog die Familie nach Danzig, wo Renate Müller erstmals Gesangsunterricht erhielt. Zehn Jahre später musste die Familie erneut umziehen, da der Vater eine Anstellung beim Berliner Tageblatt bekam. In Berlin brach Renate Müller das Gymnasium ab und begann eine Ausbildung zur Schauspielerin an der Max-Reinhardt-Schule, wo zu dieser Zeit G.W. Pabst unterrichtete. Nach ihrem Abschluss folgte 1925 ihr Bühnendebüt am Harzer Bergtheater in Thale mit der Rolle der Helena in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum".
Ab 1928 entdeckte der Stummfilm Renate Müller. Ihren ersten großen Auftritt feierte sie in "Peter, der Matrose" (1929, Regie: Reinhold Schünzel). Weitere erfolgreiche Stummfilme folgten, wie zum Beispiel "Das Flötenkonzert von Sans-souci" (1930, Regie: Gustav Ucicky) und "Liebe im Ring" (1930, Regie: Reinhold Schünzel).
In "Liebling der Götter" (Hanns Schwarz, 1930) spielte Renate Müller an der Seite von Emil Jannings erstmals die Hauptrolle in einem Tonfilm. Der endgültige Durchbruch zu einem der großen Stars des deutschen Kinos gelang ihr mit der Hauptrolle in Wilhelm Thieles "Die Privatsekretärin" (1931). Aus diesem Film stammte auch das von ihr gesungene Lied "Ich bin ja heut so glücklich", das ebenfalls ein großer Erfolg wurde. Im selben Jahr wirkte sie in zwei weitere Filmen von Reinhold Schünzel mit: "Der kleine Seitensprung" (1931) und "Wie sag ichs meinem Mann?" (1931), beides beachtliche Erfolge.
Einer ihrer größten Schauspielerfolge war die Verwechslungskomödie "Viktor und Viktoria" (Reinhold Schünzel, 1933), in der sie an der Seite von Hermann Thimig die weibliche Hauptrolle der Susanne/Monsieur Viktoria spielte. 1934 gehörte sie neben Adele Sandrock, Fritz Odemar und Georg Alexander zum Ensemble des Lustspiels "Die englische Heirat" (1934), einmal mehr unter der Regie Reinhold Schünzels.
Willi Forst inszenierte 1936 die Liebeskomödie "Allotria" (1936), in der sie unter anderem den populären Schlager "Komm, spiel mit mir Blindekuh“ sang; im gleichen Jahr folgte die leichtfüßige Liebes- und Spionagegeschichte "Eskapade" (1936). Allerdings hatte Müller zu dieser Zeit bereits massive psychische Probleme. Sie erlebte mehrere Zusammenbrüche, hatte Depressionen und griff zu Alkohol und Drogen; zudem litt sie zweitweise unter Epilepsie. Dem Schriftsteller Curt Riess (1902-1993) zufolge gingen diese Probleme auch darauf zurück, dass Goebbels sie mit Hitler hatte "verkuppeln" wollen, was sie jedoch ablehnte. Tatsache ist, dass Müller eine Affäre mit dem jüdischen, in London lebenden Exilanten Georg Deutsch hatte und deshalb von der Gestapo überwacht wurde. Allein ihre große Popularität bewahrte sie vor massiveren Repressalien.
1937 wurde Müller – gesundheitlich stark geschwächt – zur Mitwirkung in dem Propagandafilm "Togger" (1937) genötigt. Kurz darauf, im September 1937, stürzte sie aus einem Fenster im ersten Stock ihres Hauses. Sie wurde bewusstlos ins Krankenhaus gebracht, wo sie am 7. Oktober 1937 einen schweren epileptischen Anfall erlitt, welcher ihren Tod zur Folge hatte. Nach ihrem Tod wurde ihr gesamter Besitz enteignet und öffentlich versteigert. Renate Müller wurde auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin beigesetzt.
Autor: Pierre Kohlas
Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.