Michael Glawogger
Michael Glawogger wurde am 3. Dezember 1959 in Graz/Österreich geboren. Nach dem Studium am San Francisco Art Institute und an der Wiener Filmakademie arbeitete er als Regisseur, Autor und Kameramann.
Glawogger widmete sich sowohl fiktionalen wie dokumentarischen Stoffen. Zu seinen frühen Arbeiten zählen die Spielfilme "Krieg in Wien" (1989) und "Ameisenstrasse" (1995) – ausgezeichnet mit dem Wiener Filmpreis –, sowie die mehrfach preisgekrönte Dokumentation "Megacities", die in zwölf Kapiteln Bewohner der Metropolen Bombay, New York, Mexico City und Moskau porträtiert. Nach "Frankreich, wir kommen" (1999) drehte er gemeinsam mit den Filmemachern Barbara Albert, Michael Sturminger und Ulrich Seidl den Essayfilm "Zur Lage" (2002).
Mit "Workingman's Death" (2002-2005) realisierte Glawogger eine globale Langzeitdokumentation, wobei hier die aus dem allgemeinen Bewusstsein geratene, desperate Situation der industriellen Schwerstarbeiter im Fokus steht. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind auch Thema des Spielfilms "Slumming", der 2006 im Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt wurde und mit tiefschwarzem Humor die gegenwärtigen Wohlstandsgefälle skizziert.
Nach dem Drama "Das Vaterspiel", basierend auf dem gleichnamigen Roman von Josef Haslinger, präsentierte Glawogger 2009 die psychedelische Komödie "Contact High", die Figuren und Motive seines früheren Films "Nacktschnecken" aufgreift.
Danach realisierte Glawogger erneut einen Dokumentarfilm: "Whores' Glory - Ein Triptychon zur Prostitution" (2011) schildert den Alltag und die Lebensumstände von Prostituierten in Bangkok, Mexiko und Bangladesh. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2011 erhielt "Whores' Glory" den Spezialpreis der Jury in der Reihe Orizzonti; auf der Viennale 2012 wurde er als Bester Dokumentarfilm und für die Beste Kamera ausgezeichnet. 2011 steuerte Glawogger als einer von 60 internationalen Filmemachern einen einminütigen Clip zu dem Kompilationsfilm "60 Seconds of Solitude in Year Zero" bei, einer Hommage an den 35mm-Film. Für den Omnibusfilm "Kathedralen der Kultur" (2014) drehte er das Segment "Die Russische Nationalbibliothek".
Ende 2013 brach Glawogger mit einer kleinen Crew zu einer weltumspannenden Reise auf, in deren Verlauf er – ohne Drehbuch – seinen nächsten Film "Untitled" drehen wollte. Während dieser Reise starb Michael Glawogger in der Nacht zum 23. April 2014 in Liberia an den Folgen einer Malaria-Infektion.
Seine oftmalige Editorin Monika Willi nahm sich schließlich des Materials an, das Glawogger während seiner viereinhalbmonatigen Reise durch den Balkan, Italien und Afrika gedreht hatte und erstellte daraus einen Film: "Untitled" feierte im Februar 2017 im Panorama der Berlinale Weltpremiere.