Otto Tausig
Otto Tausig, geboren am 13. Februar 1922 in Wien, Österreich, emigrierte nach dem "Anschluss" seines Heimatlandes an Nazi-Deutschland im Jahr 1938 nach England. Nach seiner Rückkehr 1946 absolvierte er ein Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar und stieg 1948 binnen kurzer Zeit zum Schauspieler, Regisseur und Chefdramaturg am Neuen Theater in der Wiener Scala auf. Hier war er acht Jahre lang, bis zur Schließung der Scala im Jahr 1956, tätig; anschließend wechselte er ans Deutsche Theater und die Volksbühne in Ost-Berlin. Auch bei Bertolt Brechts "Berliner Ensemble" stand Tausig zu dieser Zeit auf der Bühne. Neben seiner umfangreichen Theatertätigkeit war er ab 1956 gelegentlich auch in markanten Nebenrollen vor allem in Fernsehproduktionen zu sehen.
Fürs Kino stand Otto Tausig im Lauf seiner Karriere seltener vor der Kamera. Seine markantesten Rollen hatte er hier als Peter Schlemihl in Alain Courneaus "Nocturne indien" (1989), als polnisch-jüdischer Migrant in Jan Schüttes "Auf Wiedersehen Amerika" (1984) und in Urs Eggers "Epsteins Nacht" (2002), in dem er einen Juden verkörperte, der nach Jahrzehnten zufällig seinem KZ-Peiniger begegnet.
Wenngleich Tausig sich 1999 mit einer fulminanten Darstellung des Schnoferl in Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt" am Wiener Volkstheater von der Bühne verabschiedete, war er danach doch immer wieder in Kino- und Fernsehfilmen zu sehen. So engagierte ihn Jan Schuette nach "Auf Wiedersehen Amerika" für zwei weitere Filme: 2003 für die jüdische Familiengeschichte "SuperTex" und 2008/2009 für das Road Movie "Bis später, Max!" in dem er einen frivolen Schriftsteller auf Lesereise spielte. Im gleichen Jahr stand Tausig unter der Regie von Michael Glawogger vor der Kamera: In "Das Vaterspiel" verkörperte er einen NS-Verbrecher, der sich, inzwischen senil geworden, im Keller eines Hauses in New York versteckt hält.
Otto Tausig starb am 10. Oktober 2011 nach längerer Krankheit in Wien.