Gerd Kroske
Gerd Kroske, geboren am 4. Januar 1958 in Dessau (damals DDR), absolvierte eine Lehre als Betonwerker und arbeitete unter anderem als Telegrammbote und in der Jugendkulturarbeit, bevor er 1980 ein Studium der Kulturwissenschaften in Berlin aufnahm (Abschluss: 1987). Parallel dazu studierte er ab 1982 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in Babelsberg (Abschluss: 1991).
Bereits während des Regiestudiums arbeitete Kroske von 1987 bis 1981 als Autor und Dramaturg im DEFA-Dokumentarfilmstudio. 1989 realisiert er mit seinen ersten Film nach dem Studium einen Aufsehen erregenden Dokumentarfilm: "Leipzig im Herbst", über die Montagsdemonstrationen 1989/1990 in der DDR. 1990 drehte er den ersten Film seiner hoch gelobten, mehrfach preisgekrönten "Kehraus"-Trilogie: In "Kehraus" (1990), "Kehrein, kehraus" (1996) und "Kehraus, wieder" (2006) dokumentierte er die Lebenswege und teils tragischen Schicksale dreier Straßenkehrer der Leipziger Stadtreinigung. Für seinen Dokumentarfilm "Vokzal – Bahnhof Brest" (1994) über die Bewohner eines Grenzortes zwischen Belorußland und Polen wurde er beim Internationalen Film Festival "Cinema du reél" in Paris 1995 mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet und erhielt eine Nominierung für den Deutschen Kamerapreis.
1996 gründete Kroske seine eigene Produktionsfirma "realistfilm". Zu seinen bekanntesten Dokumentarfilmen gehören "Der Boxprinz" (2000), ein Porträt des Boxers, Lebemanns und Schauspielers Norbert Grupe alias "Prinz Wilhelm von Homburg"; "Autobahn Ost" (2004), über Planung, Bau und Überwachung der DDR-Transitautobahnen; "Wollis Paradies" (2007), über den ehemaliger Pornokinobesitzer und Bordellier und späteren Dichter und Zeichner Wolfgang "Wolli" Köhler; und "Heino Jaeger - look before you kuck" (2012), über das tragische Schicksal des 1997 verstorbenen Kabarettisten und legendären Radiomoderators Heino Jaeger.
Unter dem Titel "Deutschlandbilder" fand im Frühjahr 2020 eine Retrospektive von Kroskes Filmen im Östereichischen Filmmuseum Wien statt. Beim Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2012 wurde "Heino Jaeger - look before you kuck" mit dem Hauptpreis, der Goldenen Taube, ausgezeichnet. Auf dem Leipziger Festival stellte Kroske zwei Jahre später auch seinen nächsten Film vor: "Striche ziehen" erzählte von den Nachwirkungen einer Kunstaktion an der Berliner Mauer 1986, die durch den Verrat eines der Teilnehmer auf dramatische Weise beendet wurde.