Ulrike Franke
Ulrike Franke, geboren 1970 in Dortmund, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Romanistik und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln. 1992 erhielt sie eine Ausbildungsförderung der Filmstiftung NRW im Bereich Regie. 1996 gründete sie mit Michael Loeken die Filmproduktionsfirma loekenfranke. Ihr Regiedebüt gab sie zusammen mit Loeken mit dem Kino-Dokumentarfilm "Und vor mir die Sterne..." (1998) über das Leben der Schlagersängerin Renate Kern.
Für ihren zweiten Film "Herr Schmidt und Herr Friedrich" (2001), über zwei Langzeitarbeitslose aus West- und Ostberlin, gewannen sie beim Festival des Deutschen Kinos in Mainz (heute: Filmz Mainz) den Publikumspreis. In "Soldatenglück und Gottes Segen" (2002) begleiteten sie deutsche Soldaten der internationalen Schutztruppe ISAF durch ihren privaten Alltag in Afghanistan.
Ein großer Erfolg war "Losers and Winners" (2006), über den Abbau der Kokerei Kaiserstuhl, die in Einzelteile zerlegt und vom Ruhrgebiet nach China verschifft wurde, ausgeführt von 400 chinesischen Arbeitern, die unter extremer Belastung in 60-Stunden-Wochen arbeiteten. Der Film wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grimme-Preis, dem Kritiker*innenpreis beim Chicago International Documentary Film Festival und dem Golden Remi Award beim Houston International Film Festival.
Für "Arbeit Heimat Opel" (2012) begleitete das Duo sechs Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren, die 2009 ihre Ausbildung zum Industriemechaniker im Bochumer Opel-Werk begannen. "Göttliche Lage" (2014) schilderte den Verlauf eines gewaltigen, luxuriösen Bauprojekts im Dortmunder Stadtteil Hörde auf dem ehemaligen Thyssenkrupp-Stahlwerksgelände, und wie die alteingesessenen Anwohner*innen dazu stehen. Dieser Film brachte Franke und Loeken einen weiteren Grimme-Preis, den Lorry Journalistenpreis sowie einige weitere Auszeichnungen ein.
Neben ihrer Arbeit als Filmemacherin und Produzentin übt Ulrike Franke seit 2005 auch Lehrtätigkeiten aus, zum Beispiel an der ifs Köln, dem Filmhaus Köln, der ISFF Berlin und der ZDF-Medienakademie. An der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) wurde sie 2017 nebenberufliche Professorin für Dokumentarfilm. Außerdem realisierte sie Videoinstallationen unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Bochum und der international arbeitenden Theatergruppe Rimini Protokoll.
Bei den Hofer Filmtagen 2021 präsentierten Franke und Loeken ihren 2014 begonnenen Dokumentarfilm "We Are All Detroit - Vom Bleiben und Verschwinden", ein Porträt der Industriestädte Bochum und Detroit, ihrer Bewohner*innen und ihrer Probleme nach dem Weggang der Autoindustrie. Der Kinostart war im Mai 2022.