Das 39. Filmfest München kehrt mit 120 Filmpremieren und vielen internationalen Gästen in die Kinos der Stadt zurück. Alba Rohrwacher erhält den CineMerit Award, Doris Dörrie wird mit einer Hommage geehrt. Der neu eingeführte internationale Wettbewerb CineRebels wird zur Plattform für filmische Innovation und entfesselte Kreativität. Und auch sonst sind Aufbruch und Ausbruch, das Sich-Ausleben-Wollen die Impulsgeber eines aufregenden Filmjahrgangs. Das komplette Programm ist nun online und der Ticketverkauf startet ab Mitte Juni.
Endlich wieder gemeinsam Film feiern: Das 39. Filmfest München (23. Juni – 2. Juli) zeigt in diesem Jahr 120 Filme aus 52 Ländern, davon 35 Weltpremieren. In den drei internationalen Wettbewerben finden sich erneut etliche Highlights aus dem gerade erst zu Ende gegangenen Festival de Cannes. Auch "Corsage", der bereits verkündete Eröffnungsfilm des Filmfest München, sorgte in Cannes für Furore. So wurde insbesondere Hauptdarstellerin Vicky Krieps für ihre schauspielerische Leistung ausgezeichnet. Ort der feierlichen Filmfest-Eröffnung ist die Isarphilharmonie im Gasteig HP8, die für diesen Abend zum größten Kinosaal Münchens wird.
Frisch aus Cannes kommt auch "Leila’s Brothers", in dem der Iraner Saeed Roustaee einen familiären Überlebenskampf in einem durch westliche Sanktionen wirtschaftlich geschwächten und von Korruption zerfressenen Iran inszeniert. Der französische Schauspielstar Benoît Magimel brilliert als widersprüchlicher Kommissar in "Pacifiction" des anarchischen Regiemeisters Albert Serra. Und "Acht Berge" (Regie: Charlotte Vandermeersch und Felix van Groeningen) ist eine zärtliche, zutiefst menschliche Verfilmung des Romans von Paolo Cognetti um eine in der spektakulären Natur der westlichen Alpen geknüpfte Freundschaft. Der große Humanist des Weltkinos, Hirokazu Kore-eda, kehrt mit dem meisterhaften "Broker" zurück – in Cannes ebenfalls mit dem Preis für die beste schauspielerische Leistung ausgezeichnet.
Bemerkenswert: die starke Präsenz von Regisseurinnen im Programm. Im Wettbewerb CineVision sind 70 Prozent der Regiearbeiten von Frauen, im Neuen Deutschen Kino sind es 60 Prozent. Und diese Filmemacherinnen erzählen sehr oft Geschichten über Frauen. Auch in den CineMasters, wo neben Marie Kreutzers ermächtigender und ungemein moderner Neuinterpretation der historischen Kaiserin Elisabeth auch Emily Atefs neueste Regiearbeit "Mehr denn je" im Wettbewerb läuft – ebenfalls mit Krieps sowie dem zu Beginn des Jahres tragisch verstorbenen Gaspard Ulliel in den Hauptrollen. Charlotte Wells mit "Aftersun" sowie Riley Keough und Gina Gammell mit "War Pony" liefern in CineVision zwei der aufregendsten und eindrücklichsten Regiedebüts des Jahrgangs.
"Endlich können wir wieder das ganze Spektrum des Filmschaffens feiern – vom filigranen Experiment bis zum überraschenden Blockbuster, vom politischen Kino bis zur außergewöhnlichen Unterhaltung. Der neue CineRebels-Wettbewerb ist ein weiterer Ausdruck dafür, genau wie die vielfältigen Themenschwerpunkte zu Olympia ’72 oder Body Horror. Dass sich dabei zugleich das Spektrum der Filmschaffenden international wie national immer weiter auffächert, freut uns besonders." – Christoph Gröner, Künstlerischer Leiter Filmfest München
Ausgezeichnete Filmfrauen
Eine der feinsinnigsten Schauspielerinnen des internationalen Films, die durch ihr zurückgenommenes, präzises Spiel und ihre Wandelbarkeit besticht, erhält den diesjährigen CineMerit-Award: die italienische Schauspielerin Alba Rohrwacher. Mit ihr ehrt das Filmfest München eine wahre Freundin des Festivals für ihre Verdienste um das zeitgenössische Kino und begrüßt sie mit ihrer neuen Arbeit "Das Pfauenparadies" in der Sektion Spotlight.
Eine Hommage widmet das Filmfest München in diesem Jahr der deutschen Ausnahmeregisseurin Doris Dörrie, die sich in ihrem neuen Film "Freibad" dem Frausein und seinen vielfältigen Formen und Bedeutungen mit feinem Humor und Offenheit für Dissens nähert. Ihr facettenreiches, mutiges und stets nahegehendes filmisches Schaffen begeistert seit Jahrzehnten das Publikum – in der Hommage werden ihr Frühwerk "Mitten ins Herz" (1983) und – frisch restauriert – "Bin ich schön?" (1998) gezeigt.
"Doris Dörrie ist eine der ganz großen deutschen Autorenfilmer*innen, die sich immer die Freiheit zum eigenwilligen künstlerischen Ausdruck genommen hat. Und Alba Rohrwacher, die uns in München bereits mehrfach besuchte, prägt mit ihren sensiblen und leidenschaftlichen Performances nachhaltig das internationale Kino. Ich bin stolz, mit ihnen zwei Ausnahmefiguren weiblichen Filmschaffens auszuzeichnen." – Diana Iljine, Festivaldirektorin Filmfest München
Ukrainische und russische Filmemacher*innen im Programm
Im Spotlight läuft einer der wichtigsten und erschütterndsten Filme des Jahres: "Mariupolis 2" des beim russischen Überfall auf die Ukraine getöteten Regisseurs Mantas Kvedaravičius. Nach dessen Tod schmuggelte seine Verlobte Hanna Bilobrova seine Filmaufnahmen über die Grenze. Sie setzt damit nicht nur Kvedaravičius, sondern auch den Menschen in der von russischen Truppen zerbombten und belagerten ukrainischen Großstadt ein Denkmal.
Ebenfalls ein Mahnmal gegen Krieg und Nationalismus: die zweite ukrainische Produktion "Butterfly Vision" (CineVision, Regie: Maksym Nakonechnyi), das beklemmende Porträt einer Kriegsrückkehrerin. In Kooperation mit der HFF wird das Filmfest München zudem sechs geflüchtete ukrainische Filmstudierende akkreditieren und in das Festival integrieren.
Gleichzeitig präsentiert das Filmfest München auch wichtige aktuelle russische Filme, die sich gegen Gewalt und autoritäre Systeme positionieren. Darunter ist unter anderem der regimekritische russische Regisseur Kirill Serebrennikov mit dem jüngst in Cannes gezeigten "Tchaikovsky’s Wife". Mit "Petrov’s Flu" feiert Serebrennikov seine Deutschlandpremiere in den neu eingeführten CineRebels.
Rebellisches Kino: Neuer Wettbewerb CineRebels
Mit den CineRebels wird ein weiterer internationaler Wettbewerb beim Filmfest München eingeführt. Eine neue Plattform für Formatsprenger, Filmabenteu(r)er und den cinephilen Filmgeschmack. Unter anderem "The Penultimate" (Regie: Jonas Kærup Hjort), "Quantum Cowboys" (Regie: Geoff Marslett), "L’envol" (Regie: Pietro Marcello), "Giulia" (Regie: Ciro De Caro) und "Cook F**k Kill" (Regie: Mira Fornay) gehören zu den insgesamt 10 internationalen Produktionen, die erstmals um den CineRebels-Award im Wert von 10.000 Euro konkurrieren.
Neuer Hauptsponsor AUDI
Der Preisstifter des neuen Wettbewerbs ist gleichzeitig auch der neue Hauptpartner des Filmfest München: Automobilhersteller AUDI, der außerdem ab 2022 mit der vollelektrischen AUDI Movie Fleet für die klimafreundliche Festivalmobilität in München sorgen wird.
"Wir freuen uns außerordentlich über unsere Zusammenarbeit mit AUDI. Zwei Jahre Pandemie und stark eingeschränkter Kulturbetrieb haben es für Sponsoren nicht einfacher gemacht in die Kultur zu investieren. Dass AUDI uns vertraut, ist eine große Auszeichnung für das Filmfest München und ein wichtiges Signal für den Stellenwert von Film und Kultur in unserer Gesellschaft. Wir danken gerade vor dem Hintergrund der Pandemie auch Arri, Hofbräu, dem Kulturreferat München und unseren zahlreichen weiteren langjährigen Partnern. Ohne sie alle wäre das Filmfest München weder in den vergangenen beiden Jahren noch 2022 möglich." – Diana Iljine, Festivaldirektorin Filmfest München
Festivalzentrum Amerikahaus: Treffpunkt für Branche und Publikum
Das neue Festivalzentrum Amerikahaus ist Industry-Treffpunkt und auch für das Publikum die zentrale Anlaufstelle: Hier finden viele "Filmmakers Live!"-Gespräche und Panels statt, die nach dem Prinzip "first come, first served" von allen Interessierten kostenlos besucht werden können. Auf dem Außengelände lädt die ebenfalls öffentlich zugängliche und bewirtschaftete Festival Lounge zum direkten Austausch und Verweilen ein, während für die Industry die Beergarden Convention der Ort zum Netzwerken und für B2B ist.
Erneute Kooperationen mit wichtigen Münchner Kulturinstitutionen
Das Filmfest München greift die aktuelle Ausstellung des Amerikahauses "TransVision" mit mehreren internationalen Werken auf, die sich dem Thema Trans-Identitäten aus filmischer Perspektive widmen, u.a. feiert "Paloma" von Marcelo Gomes seine Weltpremiere beim Filmfest.
In unmittelbarer Nachbarschaft im Kunstareal kooperiert das Filmfest München bereits zum dritten Mal mit dem Museum Brandhorst. Anlässlich der neuen Ausstellung "Future Bodies from a Recent Past – Skulptur, Technologie, Körper seit den 1950er-Jahren" zeigt das Festival Filme des Subgenres "Body Horror". Alle Filme beschäftigen sich mit wandelnden Körperbildern – auch in ihren monströsen Formen. Während der britische Künstler, Kurator und Autor Charlie Fox mit seiner kompakten Filmreihe "Licking My Wounds: Body Horror Inside Out" – u.a. mit Werken von David Cronenberg, Julia Ducournau und Claire Denis – einen intimen, gespenstischen retrospektiven Blick auf das Genre wirft, spiegeln die unterschiedlichen Reihen des Filmfests aktuelle Perspektiven zu Body Horror.
Das Thema "50 Jahre Olympia ’72" wird vielfältig beleuchtet: Das Münchner Lebensgefühl der Siebziger zeigt der neue Film von Klaus Lemke "Champagner für die Augen – Gift für den Rest". Die Serie "Munich Games" (Neues Deutsches Fernsehen) nimmt das Olympia-Attentat als Ausgangspunkt. Außerdem widmet das Filmfest München in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk dem Thema direkt im Anschluss an das Festival einen ganzen Abend im OpenAir-Kino am Olympiasee. Vom rebellischen Lebensgefühl der frühen Siebziger über den Sportsgeist der Spiele hin zum tragischen Attentat wird anhand von BR-Collagen und durch Zeitzeugen vor Ort ein kaleidoskopisches Gesamtbild von München ’72 gezeichnet.
Quelle, Informationen zum Ticketkauf und das komplette Programm unter: www.filmfest-muenchen.de