Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner ersten Sitzung 2022 am 9. März Fördermittel in Höhe von 4.469.968 Euro für insgesamt 23 Projekte vergeben.
750.000 Euro Produktionsförderung erhält Lupa Film für "Einstein – Das Drama des genialen Vaters". Grimme-Preisträger Constantin Lieb ("Fabian oder Der Gang vor die Hunde") und Albert Einstein-Biograf Jürgen Neffe zeichnen das Bild eines genialen Wissenschaftlers, aber auch emotional gestörten und abgründigen Menschen und Familienvaters. Regie führt Theresa von Eltz ("4 Könige").
Inspiriert von wahren Begebenheiten ist das Neo-Noir-Drama "Das jüdische Mädchen" des israelischen Regisseurs Sharon Bar-Ziv: Otto Greenberg lebt 1943 als jüdischer, hochdekorierter deutscher Militärveteran im Exil in Sofia. Eigentlich hat er mit dem Leben abgeschlossen, bis er an einem schicksalhaften Tag ein vor der Deportation durch die Nazis geflohenes, verletztes junges Mädchen findet. Die Geraer Elemag Pictures ("Der Hochzeitsschneider von Athen") erhält für die vollständig in Mitteldeutschland stattfindenden Dreharbeiten Produktionsförderung in Höhe von 550.000 Euro.
Nach "Willi und die Wunderkröte" und "Invisible Sue" inszeniert der Weimarer Markus Dietrich mit "Ponyherz" – basierend auf der gleichnamigen beliebten Kinderbuchreihe – einen weiteren Kinderfilm: Gemeinsam mit dem Wildpferd Ponyherz meistert die elfjährige Anni nicht nur den Umzug aufs Land, sondern behauptet sich auch gegen gemeine Klassenkameradinnen und rücksichtslose Pferdediebe (Riva Filmproduktion, 300.000 Euro)
In "Babi Yar" widmet sich der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa nach "Donbass" erneut der Geschichte seines Heimatlandes. Episodisch verdichtet und beklemmend zeichnet er die Besetzung Kiews im Jahr 1941 und das anschließende Massaker von Babyn Jar nach, als die deutsche SS und Wehrmacht in zwei Tagen 33.771 Juden ermordeten. Dabei beleuchtet er auch den damals in der ukrainischen Gesellschaft vorhandenen Antisemitismus. (Ma.ja.de. Fiction, 250.000 Euro).
Vor dem Hintergrund der hochaktuellen Themen Naturzerstörung und Klimawandel erzählt der tschechische Filmemacher Bohdan Sláma in "Drought" anhand der Geschichte des 18-jährigen Mira und seiner Jugendliebe Zofka von einem tiefgreifenden Nachbarschaftskonflikt und vom Zerwürfnis zwischen den Generationen (42film, 250.000 Euro).
Die dokumentarische Fernsehserie "Hinter dem Abgrund" widmet sich der Lausitz und ihren Bewohner*innen. Dabei zeichnet Ariane Riecker ("Wem gehört der Osten?") aus individuellen Geschichten ein ganzheitliches Abbild einer Gesellschaft und einer Region in ihrem Umgang mit den tiefgreifenden Transformationsprozessen im Sozialismus, nach der Wende und gegenwärtig im Zuge des Kohleausstiegs. Die fünfteilige Prime-Time-Serie soll begleitend zur fiktionalen, ebenfalls MDM-geförderten High-End-Serie "Lauchhammer" ausgestrahlt werden (Hoferichter & Jacobs, 250.000 Euro).
Was genau bestimmt unsere Identität und Heimat? Dieser Frage muss sich Yak stellen, der sich als Rapper zwar auf dem Höhepunkt seiner Karriere, aber auch in einer persönlichen Sinnkrise befindet. Überraschend erfährt er von seiner 14-jährigen Halbschwester, für die er nach dem Tod des gemeinsamen Vaters ein neues Zuhause finden muss – der Beginn eines ungewöhnlichen Roadtrips durch Deutschland. "Im Rosengarten" ist das Regie-Debüt von Leis Bagdach (Neufilm, 250.000 Euro).
In ihrem Dokumentarfilm "Living Bach" geht die Leipziger Regisseurin Anna Schmidt der Frage nach, wie die Musik von Johann Sebastian Bach auch heute noch Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet. In zehn Ländern trifft sie Musiker*innen mit völlig unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen, die sich auf ihre Teilnahme am Leipziger Bach-Fest im Sommer 2022 vorbereiten (schmidtfilm, 250.000 Euro).
Die Erfurterin Chiara Fleischhacker setzt sich in ihrem Spielfilmdebüt "Vena" auf bewegende Weise mit dem Schicksal einer schwangeren Strafgefangenen auseinander. Mit Hilfe der Hebamme Maria will die drogenabhängige Jenny ihre Crystal-Meth-Sucht überwinden, damit sie ihre Tochter nach der Geburt behalten kann. Für ihr Drehbuch erhielt Fleischhacker kürzlich den renommierten Thomas-Strittmatter-Preis (Neue Bioskop Film, 250.000 Euro).
Im Rahmen der Initiative "Der besondere Kinderfilm" realisiert Soleen Yusef ("Deutschland 89") das autobiographisch gefärbte Projekt "Sieger sein". Im Zentrum steht die zehnjährige Mona, die mit ihrer Familie aus Syrien geflohen ist und auf eine Grundschule im Berliner Stadtteil Wedding kommt. Als ein engagierter Lehrer ihr Fußballtalent erkennt und Mona in die Mädchenmannschaft aufnimmt, findet sie ihren Platz in der neuen Heimat (DCM Pictures, 200.000 Euro).
Der schweizerisch-mexikanische Regisseur und Studenten-Oscar-Gewinner Mauro Mueller erzählt in seinem Langfilmdebüt "A few Days in the Sun" die psychologisch ausgefeilte Geschichte zweier Ehepaare. Julie und Thomas wollen ihre Beziehung während eines Mexiko-Urlaubs retten, werden aber von einer Verbrecherbande gekidnappt. Das Arbeiterpärchen Artemio und Larissa, das in der Schuld der Täter steht, muss die Entführten auf einer einsamen Insel bewachen. Dabei geraten die vier an existenzielle Grenzen. (42film, 190.000 Euro).
Günter Atteln porträtiert in "Joana Mallwitz – Dirigentin" die künftige Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin. Dabei gewährt er dem Zuschauer nicht nur spannende Einblicke in den Arbeitsalltag der gefeierten Musikerin, die vor einer großen internationalen Karriere steht, sondern zeigt sie auch in ihrem Privatleben, wo sich Mallwitz als junge Mutter neu organisieren muss (Accentus Music, 150.000 Euro).
Nach ihrem beim Filmfestival Max Ophüls Preis ausgezeichneten Abschlussfilm "Stollen" widmet sich Laura Reichwald erneut einem mitteldeutschen Thema. In ihrem essayistischen Dokumentarfilm "Nachts träume ich vom Ordnen" begibt sich die sachsen-anhaltinische Filmemacherin in das kleine Dorf Cobbel in der Altmark. Ausgehend vom Leben der Bewohner*innen im Wandel der Jahreszeiten spürt Reichwald der Mentalität der Menschen in der Region nach und erkundet an ihrem Beispiel die Bedeutung von Begriffen wie Geschichte, Heimat und Zugehörigkeit (Neue Celluloid Fabrik, 120.000 Euro).
Sechs individuelle Animationsstile lassen die Regisseurinnen Aline Helmcke, Juliane Franke, Catalina Giraldo Vélez, Sandra Reyes, Franka Sachse und Ana Maria Vallejo in ihrem gemeinsamen Kurzfilm "Weiße Wildnis" miteinander verschmelzen. Inspiriert von einem Gedicht der Thüringerin Daniela Danz erzählen sie von zwei Kartographen, die im 19. Jahrhundert ein Gebiet vermessen und in einem Unwetter ihre Instrumente verlieren. Sie ringen um Halt und Orientierung... (Mideu Films, 50.000 Euro).
Nach einem Roman von Bestseller-Autor Jostein Gaarder entwirft Jonathan Behr in seinem Kurzfilm "ANNA" eine düstere Zukunftsvision. Die 16-jährige Titelheldin erlebt in ihren Träumen, wie die Welt im Jahr 2084 aussieht: Flora und Fauna sind durch den Klimawandel nachhaltig zerstört und große Teile der Erde unbewohnbar geworden. Die verzweifelte Suche nach einer Lösung führt Anna zu einer Hütte in Norwegen – und schließlich zu einer Begegnung mit ihrer eigenen künftigen Enkelin (Black Mary Films, 20.000 Euro).
Projektentwicklungsförderung erhält der Dokumentarfilm "Acht Neun Reloaded" (Sunday Filmproduktion, 29.468 Euro).
In Form einer Stoffweiterentwicklung unterstützt die MDM das Drama "Windberg" (Mafilm, 11.500 Euro).
Im Verleih werden die Komödie "Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!" (Regie: Mark Schlichter, X Verleih, 100.000 Euro) und das Drama "AEIOU – Das schnelle Alphabet der Liebe" (Regie: Nicolette Krebitz, Port au Prince Pictures, 20.000 Euro) unterstützt.
Weiterhin gewährt die MDM Fördermittel für Weiterbildungen der International Academy of Media and Arts 2022 (160.000 Euro), für den TP2 Talentpool (150.000 Euro), die Akademie für Kindermedien (130.000 Euro) und die Initiative KIDS Regio (39.000 Euro).
Weitere Informationen zu den geförderten Projekten sind hier (PM) und hier (Übersicht Förderentscheidungen) zu finden.
Quelle: www.mdm-online.de