Die Akademie der Künste hat den künstlerischen Nachlass ihres verstorbenen Mitglieds, des Fernseh- und Dokumentarfilmregisseurs Eberhard Fechner (1926–1992), übernommen.
Fechner wäre heute, am 21. Oktober, 90 Jahre alt geworden.
Eberhard Fechner ist einer der bedeutendsten deutschen Filmemacher. Seine Filme bilden ein Panorama der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts quer durch alle Gesellschaftsschichten. Zu seinen bedeutendsten Filmen zählen die Adaption des Romans von Walter Kempowski "Tadellöser & Wolff" (1975) sowie "Wolfskinder" (1990) über die Flucht von sechs Geschwistern aus Ostpreußen, v. a. aber seine Interviewfilme. Für seinen wichtigsten Film "Der Prozeß" (1984) interviewte er Angeklagte, Staatsanwälte, Verteidiger und vor allem Zeugen des Prozesses gegen die Verantwortlichen des Konzentrationslagers Majdanek in Düsseldorf 1975 bis 1981. Fechner rekonstruierte das Grauen in einem Konzentrationslager und protokollierte die Schwierigkeiten der deutschen Justiz und der deutschen Öffentlichkeit bei der Suche nach Gerechtigkeit. Der Prozeß ist ein eindringliches Fernsehdokument über NS-Verbrechen und deren Verfolgung und einer der wichtigsten deutschen Filme über den Holocaust.
Das Archiv hat einen Umfang von 40 Regalmetern. Dazu gehören Drehbücher, Fotos, Produktionsunterlagen, eine Korrespondenz von mehreren tausend Blatt, u. a. mit Günter Grass, Walter Jens, Egon Monk, Walter Kempowski, sowie über 1.500 Stunden Tonbandaufnahmen der Interviews, die Fechner für seine preisgekrönten Dokumentationen wie "Nachrede auf Klara Heydebreck" (1969), "Die Comedian Harmonists" (1976) und "Der Prozeß" (1984) geführt hat. Da die Interviews nur zu einem geringen Teil in die Filme eingegangen sind, besitzen diese Aufnahmen einen großen Quellenwert. Für die Erschließung des umfangreichen Eberhard-Fechner-Archivs wurde eine Projektstelle eingerichtet. Die Bearbeitung wird mehrere Jahre beanspruchen.
1984 gehörte Fechner zu den Gründungsmitgliedern der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste und war bis 1992 ihr Stellvertretender Direktor. 2011 wurde er mit einem Stern auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz in Berlin geehrt.
Quelle: www.adk.de