Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung hat mit der aufwändigen Restaurierung von "Metropolis" (D 1925/26) begonnen. Derzeit werden in Wiesbaden in einem ersten Schritt die nach mehr als 80 Jahren in Argentinien wieder entdeckten Sequenzen mit der restaurierten Version von 2001 abgeglichen. Die erste filmarchivarische Vergleichsphase zeigt, dass die Uraufführungsfassung von Fritz Langs epochalem Stummfilmklassiker annähernd wieder hergestellt werden kann.
"Das Fragmentarische an den bisherigen Metropolis-Fassungen hat sicherlich zum Mythos des Filmes beigetragen, der in der restaurierten Fassung von 2001 in das Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen wurde. Durch die Wiederentdeckung bisher verschollen geglaubter Szenen erfüllt sich aus filmkultureller Sicht nun ein lange gehegter Traum: Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir nun alle Möglichkeiten nutzen, um dieses Meisterwerk in modernster Technik für ein breites Festival- und Kino-Publikum sowie im Fernsehen und auf DVD verfügbar zu machen", so Helmut Poßmann, Vorstand der in Wiesbaden ansässigen Murnau-Stiftung.
Aus kommerziellen Gründen begann die Verstümmelung des Monumentalfilmes unmittelbar nach seiner Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo. Die von der Filmprüfstelle mit einer Länge von 4189 Metern genehmigte Fassung lief dort anschließend vier Monate ohne Erfolg, weshalb die UfA den Film zurück zog und eine deutlich gekürzte Fassung mit einer Länge von 3241 Metern für den landesweiten Kinostart im Sommer 1927 herstellte. Bis zum Fund von Buenos Aires blieben so entscheidende Teile von "Metropolis" – in einer Länge von nahezu 30 Minuten – trotz zahlreicher Recherchen durch Generationen von Filmhistorikern und Archivaren verschollen. So musste auch der Restaurierungsversuch der Murnau-Stiftung und ihrer Partner vor wenigen Jahren – bei dem es erstmals gelang, "Metropolis" in bis dahin nicht bekannter fotografischer Güte zu präsentieren – unvollständig bleiben.
Die von Mitarbeitern des Museo del Cine Pablo C. Ducros Hicken im vergangenen Jahr wieder entdeckte argentinische Verleihfassung von Metropolis enthält die bis dahin nur aus Quellen wie Drehbuch, Partitur, Standfotos und Zensurkarte bekannten Sequenzen und Szenen. Die bisherigen Vergleichsarbeiten bestätigen die großen Hoffnungen nach dem sensationellen Fund von Buenos Aires, dass nur wenige einzelne Einstellungen fehlen, die man bei der erneuten weltweiten Recherche ebenfalls zu finden hofft.
Die neu entdeckte argentinische Fassung weicht in einzelnen Sequenzen von den bisher restaurierten Fassungen in der Schnittfolge ab. Im nächsten Arbeitsschritt der Restaurierung werden sich die Filmarchivare dieser Frage widmen.
Problemtisch ist allerdings der beklagenswerte Zustand des argentinischen Filmmaterials: Es handelt sich um ein 16-mm-Dup-Negativ, das in den 1960er Jahren von einer 35-mm-Kopie, die noch aus der Zeit des argentinischen Verleihs stammte, hergestellt wurde. Dies stellt die Restaurierungsarbeiten vor eine große Herausforderung, denn alle Schäden, die durch zahllose Vorführungen der Verleihkopie verursacht wurden, sind im 16-mm-Material mitkopiert. "Wir stellen uns auf ein sehr komplexes Restaurierungsprojekt ein. Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung möchte mit der Stiftung Deutsche Kinemathek, dem Bundesarchiv-Filmarchiv, dem Filmmuseum München, dem Deutschen Filminstitut, Enno Patalas und anderen Partnern eng zusammenarbeiten und versucht zusätzliche Unterstützung zu generieren ", so Poßmann.
Quelle:
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung