Enno Patalas

Darsteller, Regie, Drehbuch, Sonstiges
Quakenbrück München

Biografie

Enno Patalas, geboren am 15. Oktober 1929 in Quakenbrück, begann nach dem Abitur 1949 ein Studium der Publizistik und Germanistik in Münster mit dem Ziel, politischer Journalist zu werden.

Die Begegnung mit dem italienischen Neorealismus bei einem Filmclubtreffen in Schluchsee beeindruckte Patalas so sehr, dass er bald darauf an der Uni Münster gemeinsam mit Theodor Kotulla und Benno Klapp einen studentischen Filmclub gründete, der zu einem der mitgliederstärksten in der Bundesrepublik wurde.

Patalas veröffentlichte Filmkritiken in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, 1951 verfasste er unter dem Pseudonym Benjamin S. Eichsfelder einen schmalen Band mit dem Titel "Film-Geschichte in Stichworten".

1956 war er Mitgründer der dezidiert linken Zeitschrift "Film 56", die jedoch nach drei Ausgaben eingestellt wurde, da das Geld ausging. Im Januar 1957 erschien die erste Nummer der "Filmkritik", die er bis 1970 meist allein leitete und für die er in diesen Jahren etwa 750 Beiträge verfasste – neben Texten für andere Publikationen wie die "Frankfurter Hefte", die "Neue Rundschau", "Die Zeit" und "Der Spiegel". Zunächst als reine Kritikensammlung gedacht und soziologisch/ideologiekritisch ausgerichtet, erweiterte sich das Spektrum der "Filmkritik" hin zu Essays über Filmtheorie und Genres. Patalas eigene filmkritische Position verschob sich bald hin zur so genannten "ästhetischen Linken", die auch formalen Fragen zentrale Bedeutung zumaß. 1962 veröffentlichte Patalas gemeinsam mit Ulrich Gregor eine "Geschichte des Films", die schnell zum Standardwerk avancierte.

1973 übernahm Enno Patalas die Leitung des Filmmuseum München, die er bis 1994 innehatte. In mehrfacher Hinsicht leistete er in dieser Zeit Pionierarbeit: Er baute ein umfassendes Archiv mit mehreren tausend Filmen auf, insbesondere internationale und deutsche Filmklassiker sowie einzelne Sammlungen, wie etwa zur Münchner Filmgeschichte und zu Karl Valentin, und richtete Retrospektiven zu Genres, Epochen und einzelnen Regisseuren aus. Großen Wert legte er auch auf die angemessene Präsentation von Stummfilmen mit anspruchsvoller Musikbegleitung, häufig in Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Komponisten Aljoscha Zimmermann. Besondere Verdienste erwarb sich Patalas durch akribische Film-Rekonstruktionen und Restaurierungen, die jeweils die zu ihrer Zeit vollständigsten Versionen der Filme darstellten. Unter seiner Leitung wurden unter anderen Fritz Langs "Metropolis", "Spione", "Die Nibelungen" und "M" wiederhergestellt, aber auch F.W. Murnaus "Nosferatu", Ernst Lubitschs "Anna Boleyn" und "Das Weib des Pharao", Robert Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari", Robert Siodmaks "Menschen am Sonntag" und Phil Jutzis "Mutter Krausens Fahrt ins Glück".

Regisseure wie Ernst Lubitsch und F. W. Murnau, aber auch Jean Vigo und Jean Renoir porträtierte Patalas auch in TV-Essays für den WDR. Er veröffentlichte Bücher über Fritz Lang und Alfred Hitchcock, 2005 auch den Band "Südseebilder" mit Materialien rund um Murnaus Film "Tabu".

Seit 1962 war Patalas mit der Kritikerin und Essayistin Frieda Grafe verheiratet, mit der er auch bei zahlreichen Veröffentlichungen zusammenarbeitete und deren umfassende Werkausgabe er nach ihrem Tod im Jahr 2002 betreute.

Für seine herausragenden Verdienste um den deutschen Film wurde Patalas 1993 mit dem Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises geehrt.

Enno Patalas starb am 7. August 2018 in München.

 

FILMOGRAFIE

2004
  • Beratung
2003
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
1992
  • Regie
  • Drehbuch
1992
  • Regie
  • Drehbuch
1988
  • Regie
  • Drehbuch
1985
  • Darsteller
1983/1984
  • Darsteller
1982/1983
  • Mitwirkung
1979
  • Regie
  • Drehbuch
1977/1978
  • Darsteller
1973
  • Regie
1971
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
1971
  • Regie
  • Drehbuch
1968
  • Darsteller
1968
  • Darsteller
1968
  • Darsteller
1959
  • Regie
  • Drehbuch