Bei der Restaurierung des Films "Der Liebeswalzer" von Wilhelm Thiele aus dem Jahr 1929 wurde im Bundesarchiv-Filmarchiv überraschend das erste und wahrscheinlich einzige Exemplar einer sogenannten optischen Tonmischung entdeckt.
Da zu dieser Zeit noch keine befriedigende technische Lösung für eine Tonmischung existierte, wurden Sprache und Musik getrennt auf zwei Lichttonspuren hergestellt, aber gemeinsam abgespielt. Diese seltene Technik war bisher nur durch einen Aufsatz in der Zeitschrift "Kino-Technik" (Nr. 12/1954) bekannt. Dort beschrieb Dr. Erich Leistner dieses optische Tonmischverfahren, das seiner Erinnerung nach bei der Produktion "Melodie des Herzens" Anwendung fand. Wie sich nun herausstellt, hatte sich Dr. Leistner, der als Tonfilmpionier zahlreiche Produktionen bis in die sechziger Jahre betreute, offenbar im Titel geirrt.
Weil damals die gleichzeitige Aufnahme von Sprache und Musik nicht in gewünschter Qualität und Lautstärkerelation ausgeführt werden konnte und elektronische Tonsignalmischer nicht zur Verfügung standen, habe man zu folgendem Trick gegriffen: Sprache und Musik wurden zunächst getrennt als sogenannte Sprossenlichttonspur aufgezeichnet und beide Spuren anschließend nebeneinander auf einen weiteren Lichttonträger kopiert. Dabei wurde die zur Verfügung stehende Breite von 2,68 mm so aufgeteilt, dass die gewünschte Lautstärkerelation zwischen Sprache und Musik dem jeweiligen Anteil an der Spurbreite entsprach. Die Lichttonkamera betreute damals Fritz Thiery. Er gestaltete auch den Ton in den Filmen "Der blaue Engel", "Der Kongress tanzt", "F.P.1 antwortet nicht" und vielen anderen Produktionen.
Quelle: Bundesarchiv-Filmarchiv