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Alle Fotos (9)Biografie
Oskar Homolka wurde am 12. August 1898 in Wien geboren, wo er von 1915 bis 1917 eine Schauspielausbildung an der Akademie für Musik und darstellende Kunst absolvierte. 1918 gab er sein Theaterdebüt am Wiener Komödienhaus, es folgten Auftritte an verschiedenen Wiener Bühnen und am Stadttheater Salzburg. 1924 erhielt er ein Engagement an den Münchner Kammerspielen, wo er nicht nur durch seine schauspielerischen Leistungen, sondern auch durch seine Alkoholexzesse Aufsehen erregte (einigen Quellen zufolge stand er mehrmals betrunken auf der Bühne). 1925 ging Homolka nach Berlin, wo er bis 1935 an Max Reinhardts Deutschem Theater engagiert war; zu seinen bedeutendsten Parts gehörte hier die Titelrolle in Bertolt Brechts "Baal" (1926) in dessen eigener Inszenierung.
Daneben trat er an der Jungen Bühne Berlin, am Theater am Schiffbauerdamm, am Deutschen Künstlertheater und am Lessingtheater auf; er spielte den Mephisto in Goethes "Faust" (1932) und den Professor Henry Higgins in Shaws "Pygmalion" (1932), um nur einige Beispiele zu nennen. Zu Homolkas zahlreichen Auftritten bei den Salzburger Festspielen (oft unter der Regie von Max Reinhardt) zählen der "Reiche" in "Das Salzburger große Welttheater" (1925, an der Seite von Hans Moser und Wilhelm Dieterle) und der Mammon im "Jedermann" (1926).
Sein Debüt als Filmschauspieler gab Homolka 1926 als reicher Lüstling in dem Stummfilm-Klassiker "K 13 513. Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines". In den folgenden Jahren übernahm er neben seiner umfangreichen Bühnenarbeit zunehmend auch Filmrollen. Aufgrund seiner massiven körperlichen Erscheinung und seiner expressiven Augenbrauen wurde er im Stummfilm häufig als unberechenbarer, triebhafter Schurke besetzt, so zum Beispiel als bulliger Zuhälter neben Asta Nielsen in "Dirnentragödie" (1927) und dessen Tonfilm-Remake "Zwischen Nacht und Morgen" (1931); in dem Justizdrama "Der Kampf des Donald Westhof" (1927) sah man ihn als despotischen Ehemann, in der Verfilmung des Skandalstücks "Revolte im Erziehungshaus" (1930) als verschlagenen, autoritären Erzieher und in "Masken" (1930), dem letzten Film der populären "Stuart Webbs"-Detektivfilmreihe, als Bankräuber "Breitkopf". Eine bemerkenswerte Abweichung bildete die Figur des Dr. Horner in "Die Rothausgasse" (1928): ein belesener, humanistischer Freidenker, der in einer Mischung aus Verliebtheit und väterlicher Freundschaft einer Prostituierten helfen will.
Auch im Tonfilm blieb Homolka weitgehend auf seinen angestammten Rollentypus als Finsterling oder Autoritätsperson festgelegt. Er war der Gerichtspräsident in "Hokuspokus" (1930), der historische Spion Esterházy in "Dreyfus" (1930) und ein skrupelloser Mädchenhändler in "Der Weg nach Rio" (1931). Homolkas letzter in Deutschland gedrehter Film war "Spione am Werk" (1933), in dem er eine Nebenrolle als Geheimagent spielte.
Nach der Machtübernahme der Nazis übersiedelte Homolka 1933 nach Österreich, wo er in dem Kriminalfilm "Unsichtbare Gegner" (1933) den Handlanger eines Gangsterbosses spielte. Von 1928 bis 1933 war er mit der Schauspielerin Grete Mosheim verheiratet, die von den Nazis als "Halbjüdin" diffamiert wurde und ebenfalls nach Österreich floh.
1935 emigrierte Homolka nach Großbritannien. In Glasgow gab er sein englischsprachiges Theaterdebüt und konnte auch seine Filmkarriere nahtlos fortsetzen. Für den ebenfalls emigrierten Berthold Viertel verkörperte er in "Rhodes of Africa" (1936) den Buren-Präsidenten Paul Kruger, genannt "Ohm Kruger"; Alfred Hitchcock besetzte ihn in "Sabotage" (UK 1936) in der Hauptrolle des Kinobetreibers und Spions Verloc - eine Rolle, die Homolka international bekannt und gefragt machte.
1937 zog Homolka in die USA. Auch dort war er sehr gefragt, am Broadway, wie in Hollywood. Er spielte einen gefährlichen Messerwerfer in der Romanze "Seven Sinners" ("Das Haus der sieben Sünden", 1940) mit Marlene Dietrich und John Wayne und konnte in Howard Hawks' Screwball-Komödie "Ball of Fire" ("Die merkwürdige Zähmung der Gangsterbraut Sugarpuss", 1941) als kauziger Professor sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Eine einprägsame Rolle hatte er auch als russischer Politiker Maxim Litvinov in Michael Curtiz' Politdrama "Mission to Moscow" ("Botschafter in Moskau", 1943). Für seine Rolle als freigeistiger, leicht vulgärer Onkel in George Stevens' Familiengeschichte "I Remember Mama" ("Geheimnis der Mutter", 1948) erhielt Homolka sogar eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller.
1944 war Oskar Homolka Mitunter zeichner der Deklaration des Council for a Democratic Germany; ab 1946 engagierte er sich im populären Emigranten-Ensemble The Players from Abroad in New York, einem deutschsprachigen Theater, das Grete Mosheim, die ebenfalls von Österreich nach New York gegangen war, zuvor mitbegründet hatte. 1950 kehrte er nach Österreich zurück, wo ihn der Regisseur Karl Hartl in dem Ehedrama "Der schweigende Mund" (AT 1951) in einer Hauptrolle besetzte - für viele Jahre seine letzte Rolle in einer deutschsprachigen Produktion. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.
Bald trat Homolka vor allem wieder in internationalen Produktionen auf. Er brillierte als Psychiater in Billy Wilders Komödienklassiker "The Seven Year Itch" ("Das verflixte siebte Jahr", US 1955) und verkörperte den zaristischen Generalfeldmarschall Kutusow in King Vidors Tolstoi-Verfilmung "War and Peace" ("Krieg und Frieden", US/IT 1956). Daneben übernahm Homolka ab Mitte der 1950er Jahre Gastrollen in diversen US-Serien.
Zentrale Filmrollen spielte er als grausamer Diener in William Castles Horrorfilm "Mr. Sardonicus" ("Der unheimliche Mr. Sardonicus", US 1961) und als Wikinger an der Seite von Richard Widmark in "The Long Ships" ("Raubzug der Wikinger", UK/YU 1964). Einen gerissenen russischen Oberst verkörperte er in dem Spionagefilm "Funeral in Berlin" ("Finale in Berlin", UK 1966) und dessen Fortsetzung "Billion Dollar Brain" ("Das Milliarden-Dollar-Gehirn", UK 1967, Regie: Ken Russell), beide mit Michael Caine in der Hauptrolle.
In Deutschland wurde Homolka 1967 mit dem Filmband in Gold für sein "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" geehrt. Seine wichtigsten Rollen spielte er jedoch in England und den USA. Seine letzte Rolle in Deutschland spielte er 1972 als Kommissar in Peter Zadeks Fernsehproduktion "Van der Valk und das Mädchen".
Bis Mitte der 1970er Jahre wirkte Oskar Homolka noch in einigen internationalen Produktionen mit. Seine letzte Kinorolle war 1974 die des russischen Generals Golitsyn in "The Tamarind Seed" ("Die Frucht des Tropenbaumes") mit Omar Sharif und Julie Andrews. Danach sah man ihn noch vereinzelt in Seriengastrollen, so 1976 in einer Folge von "Kojak" ("Einsatz in Manhattan").
Oskar Homolka, der zuletzt mit der Schauspielerin Joan Tetzel verheiratet war (von 1949 bis zu ihrem Tod 1977), starb am 28. Januar 1978 in Tunbridge Wells, England, an einer Lungenentzündung.